G

<< G.G. Anderson Übersicht Gaby Baginsky >>
Gus Backus

Gus Backus
* Geb.: 12.09.1937

Web: http://www.gus-backus.de 
Mail: Webmaster@GusBackus.de

(aktueller Stand - Januar 2006)

Zu sagen, wer denn Gus Backus eigentlich ist, hieße Eulen nach Athen tragen, denn Gus Backus stieg in den 60er und 70er Jahren zum ausgesprochenen Idol aller Schlagerfreunde in Deutschland, Österreich und in der Schweiz empor.

Damals gehörte er zu einer Reihe von singenden GI's wie z.B. Bill Ramsey und wurde mit seinen Liedern in Deutschland weltberühmt. Seit den 70ern war von ihm aber nichts mehr zu hören und jetzt ist er wieder zurückgekehrt.

Am 12.September 1937 wurde Gus Backus als Donald Edgar Backus in New York geboren. Auf Anraten seiner Eltern begann er nach der Schulzeit ein Medizinstudium. Das wurde jedoch durch seine Militärzeit in Deutschland unterbrochen. Bei der Armee gründete er die Gruppe ‘The Del Vikings’ und die Gruppe verkaufte sogar einige Millionen Schallplatten. Doch Gus Versetzung nach Deutschland setzte der Karriere der Gruppe ein Ende.

Am 28 Juli 1957 kam er nach Deutschland, 1959 nahm er seine ersten Titel bei Polydor auf, doch erst 1960 kam der Durchbruch mit ‘Da sprach der alte Häuptling der Indianer’. Unangefochten hielt er sich seit diesem ersten großen deutschen Schlagererfolg in der Spitzengruppe der deutschen Schlagerkünstler.

1961 folgte ‘Brauner Bär und weiße Taube’, 1962 dann ‘Der Mann im Mond’ und ‘Linda’. Der letzte große Erfolg dann 1965 mit ‘Bohnen in die Ohren’.

Er war nicht nur bei den Teenagern und Twens, sondern bei allen, die sich ein Herz für den Schlager bewahrt haben, außerordentlich beliebt. Schon diese Tatsache allein spricht für diesen Künstler!


"Goldener Löwe" - Gus hat es geschafft (01)

Es war am 30. April 1961.
In der großen "Rhein-Main-Halle" in Wiesbaden ging die Musikshow "Rhythmus 1961" mit dem Orchester Max Greger über die Bühne. Es war eine Schlagerveranstaltung wie eine jede an­dere dieser Art auch, zwar sehr gelungen, aber doch nichts besonderes. Musiknummer folgte auf Musiknummer, dazwischen ein paar Späße des Ansagers, und jeder Gesangssolist wurde mit herzlichem Applaus begrüßt und verabschiedet.

Doch dann kam die große Überraschung, sozusagen das "Wunder" dieses Abends. Ich muss das extra erwähnen, denn das hatte ich noch nie vorher bei einer solchen Veranstaltung erlebt: Als vorletzter Solist wurde GUS BACKUS angesagt. Er war noch nicht ganz auf der Bühne, als die große "Rhein-Main-Halle" mit ihren über 4000 Besuchern sich in einen "urwaldlichen Hexenkessel" verwandelte, und das Publikum seinen "Häuptling" mit einem kräftigen, ohrenbetäubenden Indianergeheul empfing. Dies geschah schlagartig, wie unter einer unsichtbaren Regie. Doch eine solche Begrüßung und Danksagung an Gus bedarf keiner Regie, hier sprach ganz allein das Herz! Trotzdem schaute ich mich etwas verwundert um und sah, dass selbst die Besucher der älteren Schlagergeneration sich bei dieser Begrüßung keinesfalls ausschlossen. Nein, eine solche Sympathiekundgebung hatte ich wirklich noch nie erlebt. Nach jeder Gesangsnummer von Gus wiederholte sich dieses Schauspiel. Dieser Junge ist aber auch eine Wucht.

Dieser Abend bewies, dass Gus bereits zu jener Zeit, obwohl er erst seit wenigen Monaten bei den Deutschen Schlagerfreunden richtig populär war, einen Grad der Beliebtheit erreicht hatte, der kaum noch überboten werden konnte. Die Sympathie, die man ihm entgegenbrachte, war schon keine reine Bewunderung und Verehrung mehr, sondern echte Freundschaft. Gibt es für einen Künstler ein schöneres Kompliment? Wenn Gus auf der Bühne steht, gleicht das Publikum einer großen Schlagerfamilie, die geschlossen hinter diesem großartigen Künstler steht.

Fünf Monate später, am 23. September 1961, bekam er auf der gleichen Bühne aus den Händen von Camillo Felgen den "Goldenen Löwen" von Radio ­Luxemburg überreicht. Diese begehrte Trophäe, ein sogenannter "Oscar" der deutschen Plattenbranche, bekam Gus als beliebtester und erfolgreichster Schlagersänger der 1.Halbjahres 1961 für "Da sprach der alte Häuptling" überreicht.

Der "Goldene Löwe", erhielt damit einen würdigen Besitzer wie selten zuvor, schon deshalb, weil Gus Backus mit seinen Schlagern nicht nur bei den Teenagern und Twens, sondern bei allen, die sich ein Herz für den Schlager bewahrt haben, äußerst beliebt ist. Selbst die sonst so kritischen Presseleute müssen ihm seine allgemeine Beliebtheit und sein Können in ihren Artikeln bescheinigen und finden für ihn lobende Worte, die man sonst nur selten aus solchen Federn zu lesen bekommt.


Seine Wiege stand in Southampton (02)

Um die Lebensgeschichte von Gus Backus aufrollen zu wollen, müssen wir über den „großen Teich“ fahren und unsere Zelte zunächst in Southampton auf Long Island im Bundesstaat New York aufschlagen. Dort wurde Gus am 12.9.1937 geboren. Es war der Wunsch seiner Mutter, dass ihr neuer Sprössling genau wie ihr Mann den Namen Donald haben solle. Als ‚Donald Backus’ wurde er auch ins Geburtenregister eingetragen, aber sein Vater nannte ihn vom ersten Tage an Gus, weil ihm einfach der Name Donald nicht gefiel. Donald oder Gus, das war nun die Streitfrage, aber mit der Zeit ging der Rufname „Gus“ als Sieger hervor. Die Mutter gab schließlich nach, und jeder in der Familie gewöhnte sich schnell daran.

An seiner Wiege wurde ihm keinesfalls von seinen späteren Erfolgen gesungen. Gesungen wurde zwar viel, denn die Familie Backus war eine sogenannte sangesfreudige Familie, und eigentlich herrschte immer Fröhlichkeit in diesem Hause. Auch wenn das Leben nicht immer einfach war, so konnte doch nichts diese Fröhlichkeit aus dem Hause verbannen. Besonders sein Vater schmetterte immer gerne seine Lieder in den Tag hinein, zwar nicht gerade schön, dafür aber kräftig und sehr laut, und er blies auch gerne auf seiner Posaune herum.

Der gute Geist im Hause war seine Mutter, die als gute Hausfrau und vorbildliche Mutter im Haushalt wirkte. Von den Sorgen und Nöten bekamen die drei Jungen und zwei Mädchen nichts zu spüren, denn nichts konnte der Familie den Humor nehmen, und so herrschte in seinem Elternhaus eine wunderbare Atmosphäre, die sich natürlich auch auf die Kinder auswirkte und diese formte. Noch heute spürt man bei Gus diese Kinder- und Jugendjahre, denn auch er bleibt bei allen Lebenssituationen ein typischer „Sunny Boy“, der nie seinen Humor verliert und der stets zu Scherzen aufgelegt ist. Verschmitzt schaut er dann mit seinem Lausbubengesicht drein. Von ihm strahlt immer noch „das gewisse etwas" aus, das einen jeden in seinen Bann zieht. Das macht ihn als Künstler und als Mensch unerhört sympathisch und wertvoll. Vielleicht liegt darin sogar der Schlüssel seiner großen Beliebtheit, denn er ist ein Typ, der die Herzen des Publikums im Sturm erobert, weil sich ein jeder von seiner lausbubenhaften Unbekümmertheit und seinem zündenden Temperament angesprochen fühlt und die täglichen Sorgen vergessen lässt.

Ja, diese Eigenschaften strahlen sogar seine Platten aus, ohne dass man Gus selbst sieht. Er singt mit Herz, und seine Schlager finden auch den Weg in die Herzen der Zuhörer. Er selbst sagte mir einmal, als ich ihn danach fragte, ob er je Gesangsunterricht gehabt habe: „Nein! Ich finde, wenn man mit dem Herzen anstatt mit dem Verstand singt, dann klingt es besser und auch echter. Das Singen ist zwar mein Beruf geworden, aber ich singe keinesfalls nur des Geldes wegen. Ich singe weil es mir einfach Freude und mich sehr glücklich macht. Ich glaube, das Publikum spürt das auch und ist dann mit mir glücklich!“

Gerade diese Sätze sind typisch und sehr wichtig, wenn man ein Bild von Gus Backus entwerfen will. Diese Sätze haben auch ihre Gültigkeit bis in seine jüngsten Kinderjahre hinein.


Klein, aber oho... (03)

Schon als kleiner Knirps mischte er beim Hausgesang der Eltern eifrig mit, mit der gleichen Freude am Singen wie heute. Wenn er heute zurückdenkt, dann kann er sich nicht mehr erinnern, wann er mal nicht gesungen hätte. Doch das war für die Eltern kein Grund zu Vermutungen, dass hier ein künftiger Schlagersänger heranwächst. Vielleicht auch ganz gut so, denn trotz aller Liebe am Gesang war sein Vater ein praktisch denkender Mensch, der nicht besonders viel von Künstlerambitionen hielt.

Gus war zwar ein schmächtiges Kerlchen, der alles andere als vor Muskeln strotzte, der aber keinesfalls zimperlich oder schüchtern war. Er konnte diese körperliche Unterlegenheit zum größten Teil durch seine federnde Beweglichkeit, Reaktionsvermögen und durch „Köpfchen“ ausgleichen. So scheute er keine jugendlichen Raufereien und stand schon damals seinen Mann. Auch als Schüler!


Er war in der Schule kein ausgesprochen braver Junge und war bei allen Streichen dabei. Aber er war ein guter Schüler! Er brachte die erstaunliche Leistung fertig, binnen eines Jahres zwei Klassen zu überspringen. Ihm ging einfach alles zu langsam, er wollte was erreichen, was leisten. Die Jahre der Grammer School (bei uns Volksschule) vergingen ihm zu langsam. So setzte sich der zwölfjährige Gus in den Ferien hin und büffelte das Lehrpensum des nächsten Schuljahres durch, während seine Klassenkameraden die Ferienzeit in vollen Zügen genossen. Danach stellte er sich dem Lehrerkollegium zur Prüfung. Und Gus schaffte es – er durfte eine Klasse überspringen. Im nächsten Jahr wiederholte er in den Sommerferien dieses „Spiel“, und wieder erreichte er nach harter Prüfung sein Ziel.

Nach Beendigung der Schulzeit besuchte er zwei Jahre die Junior High School, zwei Jahre die High School und danach später zwei Jahre die Universität, denn sein Wunschtraum war es, Arzt zu werden.

Schon während seiner Schulzeit sang er oft auf Schulbällen und ähnlichen Veranstaltungen. Seine ganze Liebe galt dabei dem echten "Neger-Blues“ und den Spirituals. Diese Musik schätzt er heute noch über alles, weil es eine Musik ist, die aus momentanen Gefühlsstimmungen heraus entsteht.

Diese haben keinen vorgeschriebenen Text, man besingt einfach das, was man momentan fühlt, was man empfindet. Man besingt seine augenblicklichen Probleme und seinen Kummer, mit denen man nicht fertig zu werden scheint, um sich sein Herz und seine Seele zu erleichtern.

Als Hobby verschrieb er sich dem „harten“ Sport, wie z.B. Eishockey und Boxen. Und das nicht ohne Grund, denn der körperlich etwas schwächliche Gus wollte sich dadurch „in Form“ bringen. So boxte er sich im wahrsten Sinne des Wortes durch seine Jugendjahre.

In seinen Musestunden konnte man allerdings einen ganz anderen Gus erleben. Es kam nämlich oft vor, dass ihm plötzlich Melodien in den Kopf kamen, die er noch nie vorher gehört hatte. Der Gedanke, dass er die Begabung, Melodien zu „erfinden“, ließ ihn nicht mehr locker. Er dachte sich auch selbst die Texte dafür aus, aber die Melodien konnte er nicht festhalten, weil er keine Noten schreiben konnte. Dass Gus aber auch auf diesem Gebiete ein wahrer Könner ist, davon werden ich Ihnen an einer anderen Stelle dieser Lebensgeschichte noch erzählen.


Die Eltern lassen sich scheiden (04)

Ansonsten wuchs Gus mit seinen vier Geschwistern auf wie jedes andere Kind auch. An die Zeit in Southampton kann er sich allerdings nicht mehr erinnern, weil er noch zu klein war, als sie von dort wegzogen. Sein Vater war dort Vorarbeiter auf einer großen Kartoffelplantage gewesen. Als dem Vater jedoch eines Tages ein Angebot aus Kanton im Norden des Staates New York erreichte, im dortigen Erzbergwerk als Hauer zu arbeiten, nahm er dieses Angebot gerne an, schon des höheren Lohnes wegen. So siedelte die ganze Familie nach dort über. Vater Backus, ein fleißiger und strebsamer Mann, war schon nie einer Arbeit aus dem Wege gegangen, und er verstand es, seine beiden Hände zu gebrauchen. Er wollte mehr im Leben erreichen, und in seinem neuen Beruf sah er größere Aufstiegsmöglichkeiten als auf der Plantage.

Doch es kam eine Zeit, die in Gus die Melodien verstummen ließ. Er war 14 Jahre alt, als seine Eltern sich entschlossen, sich für immer zu trennen. Die Scheidung der Eltern war für Gus eine große seelische Belastung - eine Welt stürzte in ihm zusammen. Seine Eltern waren 24 Jahre lang verheiratet, und Gus konnte es einfach nicht fassen, daß sie sich im Laufe der letzten Jahre auseinandergelebt haben sollten und ihnen ein weiteres Zusammenleben als sinnlos erschien. Sie hatten den Kindern davon nichts anmerken lassen, alles war nach außen hin wie es immer gewesen war. So war für Gus der Schock desto größer. Der Gedanke, heute noch Eltern zu haben, und dass morgen das alles aus sein sollte, kein gemeinsames Elterhaus mehr zu haben, das versetzte ihn in eine solche Panik-Stimmung, dass er den bitteren Entschluss faßte, sein Zuhause zu verlassen.


Bei Nacht und Nebel packte er seine Sachen und schlug sich nach New York durch. Sein einziger Reichtum war sein zäher und eiserner Wille, sein Schicksal nun selbst in die Hand zu nehmen und seinen Wunschtraum vom Arztberuf zu verwirklichen.


Ein hartes Leben beginnt (05)

In New York, dieser riesigen Stadt, beginnt die dunkelste, sogleich aber auch die stärkste Epoche seines jungen Lebens, weil er allen Versuchungen, die diese Stadt bietet, standhielt. Einsam und verlassen, ohne Verwandte oder Bekannte stand er in diesem riesigen Häusermeer, das ihn wie ein Sandkorn verschlang. Er wusste nicht wohin, wusste nicht, was ihm die Zukunft bringen würde, wusste nur, dass er nicht aufgeben durfte und sein Ziel erreichen musste.

In Brooklyn, im gefürchtesten und härtesten Stadtteil New Yorks, tauchte er unter. Hier hieß es: "Schlage dich durch und wehre dich, sonst verschlingt dich diese Stadt!" Dieser Stadtteil mit seinen eigenen, harten Lebensgesetzen, wurde also sein neues Zuhause. Doch was heißt hier schon Zuhause? Er war froh, wenn er in kahlen, unfreundlichen Räumen auf einer Matratze eine Schlafstelle hatte. Fremd und allein in solch einem Stadtteil, daran ist schon mancher Erwachsener zerbrochen. Wie musste das aber erst für einen 14-jährigen Jungen sein, der bisher ein schönes Zuhause und seine geregelte Ordnung hatte?!


Aber Gus biss auf die Zähne, er vergaß die Vergangenheit und lebte nur noch für die Gegenwart und für seine Zukunft. Er fand auch bald Anschluss bei einer Clique, die so sehr typisch für eine solche Stadt, besonders für einen solchen Stadtteil ist. Das waren keine sanften Burchen, mit denen er jetzt Umgang hatte, aber wen sie als einen der ihren anerkannt hatten, für den kämpften sie. Es ging dabei keinesfalls sanft her, und oft blitzten sogar die Messer. Aber wir müssen uns davor hüten, diese jungen Burchen, die das Leben von der bittersten Seite her kennen, gleich zu verurteilen.

Auch hierbei gibt es große Unterschiede, und wir müssen vor allen Dingen, bevor wir ein Urteil fällen, das Leben dort mit seinen harten Gesetzen kennen, wo jeder Tag ein neuer Lebenskampf ist.

Gerade über diese Zeit kursierten hier in Deutschland durch falsche Presseschilderungen über Gus die wildesten Geschichten. Es diente nicht der Wahrheit, wenn man schrieb, dass Gus als narbenbedeckter Junge mit dem Messer in der Hand sein Dasein verteidigen musste. Er musste sich einfach einer solchen Clique anschließen, und das war auch sein Glück. Waren es auch raue Burschen, die vor nichts zurückschreckten, so waren es doch aber auch Burschen, die für das Recht der ihren gemeinsam eintraten, und das war genau das, was Gus jetzt in Brooklyn brauchte. Er brauchte einen Halt, um nicht in den Strudel dieser Stadt hineingerissen zu werden.

Schon rein äußerlich hatte er nichts gemeinsam mit diesen Jungen, denn eines konnte er nicht, nämlich sein früheres Zuhause und seine Erziehung verleugnen. Auch körperlich war er ihnen unterlegen, aber trotzdem wurde er von ihnen anerkannt, denn er war kein Feigling. Sein Mut, sich trotz körperlicher Unterlegenheit dem Kamp zu stellen und sich bei Herausforderungen zu verteidigen, imponierte natürlich den Jungen, zumal sie erkennen mussten, dass er durch geistige Überlegenheit seine Schwächen auszugleichen verstand. Es blieb Gus ja auch gar nichts anderes übrig, als sich den

dortigen, ungeschriebenen Gesetzen anzupassen. Die Jungens wurden gute Freunde, und er bezeichnet einige von ihnen als die besten Freunde, die er je gehabt hat.

Trotzdem denkt er natürlich ungern an diese Zeit zurück, denn sie ist mit zu viel Trostlosigkeit verbunden. Er war alles andere als ein Messerheld, wie man ihn gerne hinzustellen pflegte. Er war ein Kämpfer wider Willen, weil es seiner Natur widersprach. Er war froh, wenn er seine Ruhe hatte, und er verteidigte nichts weiter als sein Daseinsrecht, wenn man ihn dazu zwang. Es war sein Lebenskampf, aber nicht ein Kampf aus Freude. Gus ist nicht stolz darauf, kein Feigling gewesen zu sein, aber er kann stolz darauf sein, diese Zeit durchgestanden zu haben, ohne sein "Gesicht" zu verlieren und ohne sein großes Ziel aus den Augen verloren zu haben.


Der singende Schuhputzjunge (06)

Sein Ziel war nach wie vor, Arzt zu werden. Dafür brauchte er natürlich Geld. Woher aber nehmen, denn er hatte ja schließlich noch nichts gelernt und war auch noch sehr jung? So hielt er nach einer guten Straßenecke Ausschau und bastelte sich kurzentschlossen einen Schuhputzstand zusammen. Dieser bestand aus einer ziemlich großen Kiste mit einem Stuhl darauf, einem kleinen Gestell für die Füße und einem verschließbaren Kästchen für das Schuhputzzeug.

Gus wusste genau, wie er Kunden anlocken konnte, und verschaffte seinem Stand eine kleine Attraktion, indem ein kleiner Negerjunge lustig auf einer Mundharmonika spielte. Obwohl dieser Negerjunge bereits acht Jahre alt war, sah dieser jedoch noch wie vier Jahre aus, und die Leute, die das natürlich nicht wussten, blieben verwundert stehen, dass dieser kleine Knirps schon so gut auf diesem Instrument zu spielen verstand. Dadurch hatte Gus stets gut zu tun, und wenn er im Rhythmus der Mundharmonikamusik die Schuhe putzte, dann sang er oft zur Melodie.

Kleiner Negerjunge - Mundharmonikamusik - singender Schuhputzjunge - das hört sich alles sehr rührend an, ist aber Wahrheit! Das ist sogar so rührend, dass ein findiger Pressemanager an dieser Stelle einen mächtigen Schallplattenproduzenten auftreten ließ, der diesem singenden Naturtalent zu einer großartigen Karriere verhelfen würde.

Aber im Falle Gus Backus kam eben dieser gewisse Herr nicht! Dieser hätte auch garnicht in sein Leben gepasst, denn Gus bekam nie etwas geschenkt, für alles musste er im Leben kämpfen und seinen Preis zahlen. Er hat sogar um diese Schuhputzecke kämpfen müssen, denn andere Schuhputzjungen witterten ein gutes Geschäft und wollten ihren Stand auch dort aufstellen. Aber Gus hatte ja seine Freunde, mit denen er rechnen konnte, und die ihm mit ein paar harten Fäusten seine Ecke für ihn allein sicherten.

Mit dem Geld, das er durch das Schuhputzen verdiente, finanzierte er sich sein Studium. Er besuchte zuerst die Abendschule für Medizin und nahm dann regelmäßig an den vormedizinischen Vorlesungen an der Universität teil. Alles nahm mit der Zeit wieder geregeltere Formen an.


Copyright: http://www.gus-backus.de
 
Autogrammadressen
Backus, Gus - BB Management  c/o Brigitte Birkeneder   



Zuletzt geändert von admin (admin)  am 17.11.2007  um 10:12
<< G.G. Anderson Übersicht Gaby Baginsky >>