K

<< Kay Dörfel Übersicht Kevin de Winter >>
Klaus Wunderlich

 

Klaus Wunderlich

Web: http://www.klauswunderlich.de 
Mail: Carsten@klauswunderlich.de

 

(aktueller Stand - Januar 2008)

Klaus Wunderlich verstarb im Jahre 1997

HP-Stand vom 15.04.1999 - Webmaster: Carsten Sechtenbeck

 

Klaus Wunderlich - “Zwei Hände zaubern ein Orchester”

 

Das höchste Ziel der Unterhaltungsmusiker in aller Welt ist es, einen eigenen Sound zu kreieren und sich damit ein Markenzeichen zu verschaffen. Klaus Wunderlich ist das vor über vierzig Jahren mit seiner ersten Hammond-Orgel-Platte gelungen.

 

Seither ist sein Name untrennbar mit der elektronischen Orgel verbunden. Ihn hat der Wechsel der musikalischen Moden so ungerührt gelassen wie der Wechsel der Tonart. Im deutschsprachigen Raum war er der erste Interpret an der elektronischen Orgel, und noch heute zählt er fraglos zu den besten Organisten der Welt.

 

Mit “Hammond-Sensationen” hat es Ende der fünfziger Jahre begonnen, als der Pianist, Akkordeonist und Arrangeur seine erste Schallplatte in Stereo aufnahm.

 

Der Sohn eines Polizeioberinspektors wurde im Jahre 1931 in Chemnitz geboren. Er war sieben Jahre alt, als er sein erstes Klavier bekam und nur wenige Jahre Klavierunterricht reichten aus, um die nötigen Grundbegriffe zu erlernen. “Von meinen Eltern habe ich die Musikalität nicht geerbt - und ein Konservatorium habe ich auch nie besucht”, antwortet Klaus zurückblickend auf die Frage nach der Wurzel seines Talents.

 

Den Weg zur Musik habe er gefunden, weil er als Kind “immer ein bißchen schwächlich und daher ein Einzelgänger” war. Damals verlegte das Ensemble des durch die Bomben des zweiten Weltkrieges teilweise zerstörten städtischen Theaters seine Proben in den Gymnastikraum des Realgymnasiums. “Da stieß man dann auf mich - ‘da ist einer in der 5. Klasse, der ganz gut Klavier spielt’ - und so kam es, daß ich bereits mit 16 Jahren Korrepetitor wurde.”

 

Doch die ‘leichte Muse’ zog ihn stärker in ihren Bann als das klassische Schwergewicht. Er arrangierte und komponierte für Tanzkapellen und ging 1951 mit einer Band nach Westdeutschland. “Bevor ich zur Orgel kam, war ich Pianist und Akkordeonist. Ich spielte in einem Bartrio. Ein großes Ärgernis waren damals immer die wenig gepflegten und verstimmten Klaviere.

 

Als nun 1955 die ersten Hammondorgeln auf den Markt kamen, hatte unser Bandleader - der Gittarist - die Idee, solch eine Orgel zu mieten (zu kaufen war damals unmöglich, 8.500,- DM war ein utopischer Preis!) und als Bartrio ‘mit neuem Sound’ aufzutreten. - So kam ich ‘unfreiwilliger Weise’ zur Orgel. - Ich persönlich war eigentlich gar nicht so begeistert davon. Ich stand mehr auf Jazz. Aber schließlich war es in den meisten Fällen besser, auf einer primitiven Hammondorgel zu spielen als auf einem verstimmten Klavier.” Und doch hatte es bei Klaus Wunderlich gefunkt: “Die Orgel ist mein Leben”, wurde zu seinem Leitsatz.

 

Schließlich ließ er sich in Mannheim in einem Kleinstkabarett nieder und wurde zum Geheimtip vieler Musikfreunde. Wenn auch viele der Besucher mehr auf die kabarettistischen als auf die musikalischen Höhepunkte achteten, kamen nicht wenige ausschließlich seinetwegen. Sie kamen, um den bescheidenen und immer freundlichen jungen Mann zu hören, der da auf seiner Wunderorgel die erstaunlichsten Sachen zauberte. Schon damals waren seine Interpretationen ausgefeilt und so ist es nicht verwunderlich, daß der Sound seiner ersten Plattenaufnahme wie eine Bombe einschlug.

 

Klaus Wunderlich verstand es, das Musikalische mit dem technischen Know How des Orgelspiels zu verbinden.

 

Seither hat Klaus Wunderlich weltweit mehr als 20 Millionen Tonträger verkauft und erhielt 13 goldene Schallplatten und eine goldene MusiCassette.

 

Er hat sich nie zufriedengegeben, und nur so konnte es ihm gelingen, mit der Hammondorgel den Klang fast aller gebräuchlichen Instrumente nachzuahmen. Er selbst hat einmal gesagt: “Man kann auf der Hammondorgel alle Streichinstrumente imitieren, mit Ausnahme des Buttermessers.”

 

Der Durchbruch ließ nicht auf sich warten. Seine Erfolge haben Klaus Wunderlich in die kleine Spitzengruppe des internationalen Showbusiness katapultiert, und dennoch sind ihm diese Erfolge nicht zu Kopf gestiegen. Jahrelang hat er weiter getingelt, begleitete berühmte Stars wie Caterina Valente, Herbert Hisel, Josef Meinrad, Heinz Schenk u.v.a. bei Gastspielen und Tourneen.

 

In der Zeit von 1959 bis 1972 reiste Klaus Wunderlich mehrere Hunderttausend Kilometer im Jahr von Engagement zu Engagement. Der Funk riß sich um die musikalischen wie akustischen Delikatessen, die Wunderlich auf Tonband verewigte.

 

Sein Name wurde in jedem Haushalt bekannt und so wurde er zum ‘Mr. Hammond’, den seinerzeit jeder kannte. Nie war er auf nur eine Musikrichtung festgelegt, er präsentierte die neuesten Hits genauso wie seine Version von Motiven aus Klassik, Operette, Musical oder Schlager.

 

Klaus Wunderlich ist erstaunlich vielseitig, egal was er interpretiert, so echt er den eigenständigen Stil eines Orchesters oder Interpreten auch nachempfindet, überall ‘swingt und drived’ der Wunderlich-Sound ganz unverkennbar und überall findet er positives Echo.

 

Im Jahre 1972 beendete er seine hektische Lebensweise. Im Keller seines Hauses richtete er sich ein eigenes Tonstudio ein - seither ist er Musiker und Aufnahmeleiter in Personalunion. Klaus Wunderlich hat sich nie der rasanten technischen Entwicklung auf dem Sektor der elektronischen Klangerzeugung verschlossen. Er ist Perfektionist und Tüftler, und so erkannte er Anfang der siebziger Jahre, “daß die klanglichen Gefilde der Hammondorgel langsam ausgereizt waren.

 

Es mußte etwas Neues her...”. Und so schuf er den legendären “New Pop Organ Sound”, indem er die Klänge dreier verschiedener Orgeltypen raffiniert miteinander mischte. Auf diese Weise wurden im ‘Multiplaybackverfahren’ orchestrale Aufnahmen möglich, die an Präzision ein Orchester vor Neid erblassen ließen. Seit dieser Zeit spielt er alle Stimmen selbst ein, sogar das Schlagzeug.

 

Wunderlich experimentierte mit dem MOOG-Synthesizer und holte durch technische Tüfteleien auch aus dem ‘guten, alten Piano’ ganz neue Töne heraus (“Ich spiele auf allem, was sich betasten läßt.”). So entstanden neben der ‘Wunderlich Pops’-Serie auch Produktionen mit Titeln wie ‘Sound 2000’ oder ‘Uraltedelschnulzensynthesizergags’, die ebenfalls weltweiten Erfolg hatten.

 

Klaus Wunderlich hatte eine Art, seine Instrumente zu spielen und ihre Klangfarben zu nutzen, die man derart bislang weder gehört hatte, noch vergessen konnte. Dieser Sound war jedoch nur im Studio zu erzeugen und konnte nicht auf dem Konzertpodium nachgespielt werden.
Den Kennern verschlug es ohnehin die Sprache, daß Klaus Wunderlich in seinem Tonstudio allein und ohne jede Hilfe derart perfekte Produktionen zustande bringen konnte.

 

Als dann 1977 die Firma Wersi mit dem Orgelmodell ‘Helios’ eine ganz neue Orgelgeneration vorstellte, kam eine neue Wende in der Karriere des Klaus Wunderlich: wieder Live- und TV-Auftritte. Die Orgel Helios konnte auch Live wie ein Riesenorchester klingen, wenn sie von einem Meister wie Klaus Wunderlich betastet wurde. Und so kam es wieder zu ausverkauften Wunderlich-Konzerten, vor allem in England wurde er ein Star.

 

Im April 1978 schaffte er es zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres, in der ausverkauften Royal Albert Hall ein Konzert vor 6.000 Zuhörern zu geben, ein Erfolg, von dem viele Musiker träumen.

 

Mit der Zeit reichte aber auch die Orgel Helios technisch nicht mehr aus, den Ansprüchen der Zeit zu genügen. Gemäß seines Erfolgsgeheimnisses “Nie auf den Lorbeeren ausruhen, immer mit der Zeit gehen - das meine ich bewußt in musikalischer und technischer Hinsicht” ergänzte Klaus Wunderlich seine Helios durch die Digitalorgel ‘Beta’ und ersetzte beide schließlich durch die Wersi Spectra.

 

Aus jeder Orgel holte Wunderlich das beste heraus. Bis zuletzt, obwohl die Musik- und Medienlandschaft inzwischen durch Computer regiert wird, schwörte Klaus Wunderlich auf echte Handarbeit:
“Bei meinen Plattenaufnahmen spiele ich tatsächlich alle Instrumente, die Orgel, das Schlagzeug, den kleinen MOOG-Synthesizer (für den Baß) und den Pianostar (für die Rhythmusgitarre) eigenhändig. In meinem Studio arbeite ich mit acht Spuren. Dort wird alles einzeln aufgenommen, ggf. korrigiert und später auf ein ganz normales Studioband (2 Spuren, Stereo) zusammengemischt.”

 

Wunderlich war nebenbei ein Computer-Freak. Er hatte vier Computer zu Hause, programmierte selbst und kannte sich bestens in dieser Materie aus. Und dennoch - oder vielleicht gerade deshalb! - machte er keine Musik damit!

 

Wer sich fragte, warum Wunderlich trotz aller Möglichkeiten bis zuletzt ‘mit der Hand’ aufgenommen hat, bekam zur Antwort: “Musik, die aus dem Computer kommt, besitzt keine ‘Seele’ und hat daher auch keine positiven Auswirkungen beim Zuhörer! Computer sind aber recht hilfreiche ‘Sklaven’; sie helfen mir ggf. beim Drucken von Noten oder an der Orgel beim Programmieren von Rhythmen, die ich bei Konzertauftritten benötige, da ich auf der Bühne ja nicht gleichzeitig Orgel und Schlagzeug spielen kann.”

 

Für Klaus Wunderlich war klar, daß sich mit Musik Gefühle übertragen lassen, da Musik das menschliche Unterbewußtsein beeinflußt. Musik kann daher also sowohl glücklich, traurig, munter und schläfrig, als auch aggressiv machen.

 

Mit diesem Hintergrund veröffentlichte er 1982 bei EMI Electrola seine Produktion ‘Rendezvous’, eine Platte mit bekannten Evergreens, mit einer Interpretation, die er selbst als ‘Anti-Streß-Musik’ bezeichnete. “Einem sensiblen Menschen können zwar diese Klänge ‘unter die Haut’ gehen, trotzdem wirkt die Musik unaufdringlich und dezent. Sie beruhigt die Nerven, wirkt harmonisch auf das Unterbewußtsein und stimmt den Zuhörer friedlich. Dabei ist es egal, ob die Platte nun bewusst angehört wird oder nur zur Unterhaltung im Hintergrund läuft.”

 

Ende der siebziger Jahre begann Klaus Wunderlich, sich mit transzendentaler Meditation zu beschäftigen. Die Esoterik spielte nach und nach eine immer wichtigere Rolle in seinem Leben. "Mein Lebensziel ist es, meinen Charakter zu verbessern und ein besserer Mensch zu werden. Das überträgt sich dann auch auf das Publikum. Viele Leute haben mir nach dem Erscheinen der Platte "In the Miller Mood" - das war die erste Platte, die ich gemacht habe, seit ich mich mit Meditation beschäftige - gesagt, da sei etwas in meiner Musik, dass sie lieben. Die wissen auch nicht, warum. Aber das meine ich, wenn ich sage, dass sich beim Musizieren die Persönlichkeit des Musikers auf das Unterbewusstsein des Zuhörers überträgt. Eine Automatik besitzt keine Gefühle..."

 

In den letzten Jahren war es ruhig um Klaus Wunderlich geworden. Nach seiner letzten England-Tournee 1995 wollte er sich "zur Ruhe setzen." Der Verkauf von Einspielungen der letzten Jahre schien der Industrie nicht mehr sonderlich wichtig zu sein. Sein Plattenvertrag mit der Firma eastwest - Records war abgelaufen, traurig über die Trennung war er aber nicht. “Heute ist es üblich, daß nicht mehr der Künstler sagen kann, was aufgenommen wird ... das bestimmt vielmehr der Vertrieb, also Leute, die kaum Ahnung von Musik haben! Ob die Platte künstlerisch gut oder schlecht ist, spielt überhaupt keine Rolle mehr. Eine Platte ist nur noch dann gut, wenn sie soundsoviele Stückzahlen bringt.”

 

Dennoch wollte sich Klaus Wunderlich noch nicht auf ‘die faule Haut’ legen. Nur wenige Wochen nach dem selbst erklärten 'Ende' seiner aktiven Laufbahn nahm er in seinem Tonstudio eine neue Produktion auf, der er selbst den Titel 'Special' gegeben hat. "Viele meiner Fans haben mir geschrieben, mich angerufen und mir immer wieder mitgeteilt, dass ich nicht aufhören darf.

 

Nun ist das ja eigentlich meine eigene Entscheidung - aber ich bin doch schnell zu dem Ergebnis gekommen, dass ein Musiker eigentlich gar nicht 'in Rente gehen' kann. Wenn man Spass an seinem Schaffen findet, dann kann man nicht von heute auf morgen damit aufhören."

 

Mit der "Special" wollte Klaus Wunderlich nocheinmal ein musikalisches Highlight setzen. Nach Fertigstellung der Aufnahmen bastelte er sich ein eigenes Cover zusammen und ließ die CD's und Musikkassetten in eigener Regie herstellen. Den Vertrieb nahm er ebenfalls selbst in die Hand. Lange Zeit war die CD nur bei ihm persönlich zu bekommen.

 

Diese CD ist die letzte Produktion, die Klaus Wunderlich in Mehrspurtechnik aufgenommen hat. "Hier konnte ich jetzt endlich mal wieder ausschliesslich Titel einspielen, die ich selbst ausgesucht habe. Das sind fröhliche, swingende Titel, die ich schon lange mal spielen wollte.

 

Wenn sich der Verkauf der CD's amortisiert, mache ich natürlich auf diese Weise weiter." Nachdem diese erste Ausgabe der 'Special' inzwischen vergriffen ist, gibt es eine Neuauflage mit verändertem Cover.

 

Dank der "Special" hatte Klaus Wunderlich wieder Spass an seiner Arbeit gefunden. Aus ungebremster Schaffenskraft schmiedete er neue Pläne. "Ich hätte noch Ideen für 20 weitere Produktionen...", sagte er noch im September 1997.

 

Auch für die Gestaltung der Internet-Homepage hatte er einige Verbesserungs- und Erweiterungsvorschläge, die in der aktuellen Version leider nur zum Teil verwirklicht werden konnten.

 

Plötzlich und völlig unerwartet erlag Klaus Wunderlich am 28. Oktober 1997 im Beisein seiner Frau Traudl und Schweizer Freunde einem Herzinfarkt. Er wurde nur 66 Jahre alt. In den Wochen und Monaten vor seinem tragischen Tod deutete nichts auf gesundheitliche Probleme hin, umso schockierender war die Nachricht für alle, die ihn gekannt haben.

 

Trotz seines Erfolges und seiner Beliebtheit wurde sein Tod von den Medien fast völlig verschwiegen. In einem Kondolenzschreiben an die Witwe des Verstorbenen schrieb sein langjähriger Wegbegleiter Heinz Schenk: "Unverständlich ist mir das Verhalten der Medien, die mit keiner Zeile oder einem Satz seinen Tod erwähnten. Ich habe das auch unmissverständlich an betreffender Stelle gesagt..."

 

Die Erinnerungen an Klaus Wunderlich und seine Musik lösen Wehmut aus, doch wird er uns als grossartiger Künstler, liebenswerter Kollege und Vorbild stets in Erinnerung bleiben. In den Herzen vieler Musiker und seiner Fans wird er ewig weiterleben.

 

Kurz vor seinem Tod begann Klaus Wunderlich mit der Aufnahme einer neuen CD. Schon seit langer Zeit hatte er geplant, eine CD mit Aufnahmen seiner Live-Konzerte zu produzieren. "Allerdings muss ich daran noch etwas 'feilen'. Ich habe die Aufnahmen zwar fast alle hier auf Band, aber für eine Veröffentlichung auf CD müssen die Titel noch überarbeitet werden. Ich denke, ich spiele die Sachen hier bei mir im Studio nochmal live neu ein...".

 

So entstand bereits 1996 die Idee zu "Concerto Grosso", einer Produktion mit klassischen Themen, die Klaus Wunderlich auf eine an Schwierigkeit kaum zu überbietende Weise arrangiert hat. Er wollte nocheinmal sein überragendes Können und seine einmalige Spieltechnik unter Beweis stellen.

 

Bei einem Gespräch im September 1997 erzählte er eher beiläufig: "Im Moment spiele ich wieder vermehrt Orgel, allerdings habe ich mir gerade einen Titel vorgenommen, der auf der Orgel fast unspielbar ist - da muss ich wohl noch ein bisschen üben...".

 

Wie später klar wurde, war die Rede von 'Donna Diana', dem letzten Musikstück von 'Concerto Grosso'. Bei allen Titeln verzichtete Klaus Wunderlich neben allen technisch möglichen Tricks auch auf die sonst bei seinen Aufnahmen verwendete Multiplayback-Technik. So gesehen ist 'Concerto Grosso' Klaus Wunderlichs letztes Live-Konzert und ein grosses Vermächtnis an seine Fans.

 

Copyright: http://www.klauswunderlich.de

 



Zuletzt geändert von admin (admin)  am 27.12.2007  um 05:19
<< Kay Dörfel Übersicht Kevin de Winter >>