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Manuela

Manuela
18.08.1943  

Manuela wurde am 18. August 1943 als Doris Wegener in Berlin-Wedding geboren.

Schon früh entdeckte sie ihre Liebe zur Musik. Bevor ihr jedoch der Sprung in Musikgeschäft gelang, verdiente sie ihr Geld als Löterin von Radiokondensatoren in den Hydra-Werken.

Erste aktive Bühenerfahrung machte sie in einem Weddinger Lokal, wo sie an manchen Abenden gleich bis zu drei Mal auf der Bühne Stand. Auch wenn ihr Talent von einem Tontechniker der damaligen Radiosender RIAS Berlin (Radio im amerikanischen Sektor) schlichtweg als "nicht vorhanden" abgeurteilt wurde, gewann Manuela einen Talentwettbewerb, der den Musikverleger und Produzenten Peter Meisel aufhorchen liess.

Auch wenn die erste Platte floppte; ab der zweiten "Schuld war nur der Bossanova" knallte die Hitmaschine mit dem eigenen Manuela-Sound, einer Symbiose aus Rock ‚n' Roll, Beat und Schlager los. "Ich geh' noch zur Schule", ""Küsse unter'm Regenbogen", "Schwimmen lernt man im See", "Monsieur Dupont", "Helicopter U.S. Navy 66" u.v.a. wurden zu Evergreens. Auch das Duett mit Drafi Deutscher "Die Goldene Zeit" hielt Einzug in die Hitparaden. Obwohl sie 1971 noch zu Deutschlands erfolgreichster Schlagersängerin gekürt wurde, verabschiedete sie sich nach Amerika, wo sie zwar zahlreiche Auftritte bekam, die Plattenerfolge aber ausblieben.

Ihre Äusserung gegen einen Redakteur des ZDF, von ihr Geld für einen Auftritt in der "Starparade" verlangt und auch bekommen zu haben, bescherte Manuela 1977 nach einem ersten gerichtlichen Sieg in der Berufungsverhandlung eine unwiderufliche Niederlage.

Auch wenn es in den letzten 20 Jahren nicht mehr zu Chartplatzierungen reichte, die Hits von Manuela sind heute noch fester Bestandteil der deutschen Schlagerszene.

Manuela starb am 14.02. im Alter von 57 Jahren in Berlin an Krebs.

Bei den Schlagerfans wird Manuela in ewiger Erinnerung bleiben.

© 2001 Ulrich Eichblatt (Hit Archive), Fax: ++49 (0)2102 66964, E-Mail: ulrich@eichblatt.de

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14.02.2001 ... Schlagerstar Manuela erliegt Krebsleiden

Doris Wegener wird am 18. August 1943 in Berlin geboren. Sie arbeitet zunächst als Löterin in einer Fabrik im Stadtteil Wedding und singt nebenbei in zahlreichen Bands. 1962 wird sie bei einem Auftritt in einer Kneipe entdeckt und gewinnt wenig später einen Nachwuchswettbewerb der Ariola. Aus Doris wird Manuela, deren erste Single "Hula-Serenade" bereits zum Achtungserfolg wird. Es ist jedoch ihre zweite Single, mit der sie sich auf ewig in den deutschen Bestenlisten verewigen wird. Mit ihrer Interpretation von "Blame It On the Bossa Nova" (im Original von Eydie Gorme) landet sie ihren ersten - und einzigen - Nummer-Eins-Hit: "Schuld war nur der Bossa Nova" ist 24 Wochen in den Top 50 vertreten, davon 20 Wochen unter den ersten 10.

Sie singt den US-Hit mit einem von dem Schlagerkomponisten Christian Bruhn erdachten Akzent, der irgendwo zwischen "Carolyn-Reiber-Rrrr" und Connie Francis angesiedelt ist und zu ihrem Markenzeichen wird. Die Zeilen "Doch am nächsten Tag fragte die Mama 'Kind, warum warst du erst heut' morgen da?'" brachten Manuela sogar auf den schwarzen Index des Bayerischen Rundfunks.

Die knapp Zwanzigjährige wird vom Fließband direkt in den Brennpunkt des öffentlichen Interesses katapultiert. In den nächsten Jahren soll sie einen kometenhaften, vom allgemeinen Medieninteresse begleiteten Aufstieg erleben, dem dann allerdings der Fall ins Bodenlose folgen soll.

Nach ihrem überaus erfolgreichen Debüt steht Manuela im Blickpunkt der bundesdeutschen Öffentlichkeit. Ein Traum, den viele träumen, scheint sich an ihr beispielhaft zu erfüllen. Wie im Märchen vom "Mädchen mit den Schwefelhölzern" schafft es ein eher gewöhnliches Geschöpf aus des Volkes Mitte ins Rampenlicht zu treten und zum Liebling der Deutschen zu werden. Denn kaum ein anderer Schlagerstar wird in den 60er Jahren so sehr zum Medienliebling wie Manuela.


Ihr Name wird im Laufe der kommenden Jahre zum Standardthema der Kurznachrichten und Klatschspalten auftauchen. Schuld an ihrem kometengleichen Aufstieg ist eigentlich die Tatsache, dass die singenden Teenager der frühen 60er (Conny und Heidi Brühl) zu alt geworden sind und Manuela nun eine Marktlücke belegt, die zu verwaisen drohte. Dass ihr genau diese Nische zum Verhängnis werden soll, steht noch in den Sternen ...

Manuela landet in den Jahren 1963 bis 1973 eine ununterbrochene Serie von Schlagern und ist in diesem Zeitraum mit sage und schreibe 25 Singles in den Charts vertreten. Die Deutschen liegen ihr zu Füßen und vergolden ihre Hits, wie z.B. "Schwimmen lernt man im See" (1964), "Küsse unterm Regenbogen" (1965) und "Monsieur Dupont" (1967; wenig später von Sandie Shaw für den englischen Markt aufbereitet).

Schon bald muss der Star zum Anfassen ein Schild an seiner Berliner Wohnungstür anbringen: "Autogramme nur bis 20 Uhr. Manuela muss schlafen!", denn ihre Verehrer klingeln sich die Finger heiß und treiben ihren Zwergpudel - Manuelas Wappentier - zur Hysterie.

Der junge Gesangsstar verzichtet der Karriere zuliebe fortan gänzlich aufs Privatleben. Stattdessen veröffentlicht sie zwei bis drei Singles pro Jahr, nimmt Schauspielunterricht, Tanzstunden und lernt Englisch. Zeit für einen festen Freund oder ein kleines Techtelmechtel bleibt ihr dabei nicht: "Affären? Nee, also nee ... meine Mutter hat mich zwar nie aufgeklärt. Aber man weiß doch auch irgendwie selbst, was man will und was nicht. Ick habe ja auch so einiges gesehen, in den Lokalen zum Beispiel, wo ich gespielt habe, und auch später in der Branche, det hat mir misstrauisch gestimmt..." (Bild, 13.12.67).

Durch solche Äußerungen wird Manuela schnell zur "eisernen Jungfrau" der Schlagerwelt. Ein Image, das singenden Teenagern geziemen mag, jedoch keiner inzwischen 25jährigen. Was bei Jungmädchen niedlich wirkt, hinterlässt hier das Bild einer leicht retardierten Manuela, die eigentlich zu bedauern ist. Hör Zu fragt sie 1968 in einem Interview: "Man sagt Ihnen nach, dass Sie Sex in der Stimme haben". Manuela: "Quatsch. Ich weiß gar nicht, was Sex ist."

Neben dem Singen, wird die Mode zu Manuelas zweiten finanziellen Standbein. Bei ihren Auftritten trägt sie fortan nur noch Kleidung aus der Star-Boutique Manuela GmbH. Ihre Schallplatten werden zu Werbeflächen, auf denen sie in den nächsten Jahren des Betrachters Auge durch immer neue, knallbunte Fummel aus heute völlig vergessenen Synthetikfasern (Crimplene oder STELLA) zu schmeicheln weiß. Für die Medien ist sie nun nicht nur Sängerin, sondern auch Ansprechpartnerin in Sachen Mode. Bild (1971): "Was halten Sie von Hot Pants?" Manuela:" Hot Pants finde ich ganz große Klasse. Ich habe sie selbst an. Ich finde, sie sind eine schöne Mode, gerade für junge Mädchen," Bild:" Wenn ich Sie sehe, dann sage ich immer, die ist so niedlich. Sie werden überhaupt nicht älter." Manuela: "Ja, die Mode hält auch jung; naja! aber das Gesicht."

1968 ist Manuela wieder in den Schlagzeilen. Sie erhält einen anonymen Drohbrief aus Braunschweig, der ihr den Schlaf raubt: "Pass in der nächsten Zeit auf dich auf", heißt es da. "Sonst ergeht es dir wie Mireille Mathieu. Wir werden dir die Knochen brechen und dir die Haut in Fetzen vom Leib reißen", berichtet sie der Bild 1968.

Manuela kann sich jedoch mit einem weiteren Top-Hit trösten: Ihre butterweiche Easy-Listening-Version von "Guantanamera" wird in Deutschland zu der Interpretation des lateinamerikanischen Schlagers, der seitdem aus den Telefonwarteschleifen und der Supermarktbeschallung nicht mehr wegzudenken ist.

1969 unterschreibt die Sängerin beim amerikanischen Schallplattenproduzenten Jimmy Bowen einen dreijährigen Exklusivvertrag, der der 26jährigen zwölf Plattenaufnahmen pro Jahr garantiert. Die Heimat ist stolz auf ihr Fräulein und projiziert auf sie die eigenen Wünsche und Träume. Es scheint sich hier das Märchen vom Arbeiterkind zum Superstar zu erfüllen - perfekter Seifenopernstoff, der leider nur wenig mit der Realität zu tun hat.

BRAVO 1968 über Manuela: "Ihre Geschichte - das ist die Geschichte eines Mädchens, das Armut, Hunger und Kälte kannte und trotzdem nie den Mut des Herzens verlor. Das herumgeschubst wurde und trotzdem allen Menschen vertraute - das ist die Geschichte eines Mädchens mit einem Traum. Unbeirrt und auf sich allein gestellt hat Manuela an diesem Traum festgehalten. Heute ist aus diesem Traum wunderbare Wirklichkeit geworden". Das Mädchen aus dem Berliner Wedding bleibt also trotz Erfolg und Reichtum ein Star zum "Anfassen": In Berlin-Kladow vergnügt sie sich
mit den Ponys Max und Moritz, der Schäferhündin Bessy und den Pudeln Bobby und Pepe. Manuela scheint auf ewig in ihrem Jungmädchen-Image gefangen zu sein. Man darf rätseln, ob sie nicht vielleicht noch mit Barbie spielt und ein Pferdeposter über dem Bett hat. Eins hat sie jedoch nicht - einen Mann im Bett. Soviel Prüderie ist selbst dem Teenie-Magazin Bravo zuviel: "Mensch, Manuela, verlieb dich doch mal mit Haut und Haaren; denn ohne Mumm zum Leben läuft auch die schwarze Scheibe nicht." Man merkt deutlich, die Medienmeinung kippt zu Beginn der 70er Jahre langsam, aber stetig gegen Manuela.

1970 beginnt mit einem Rauschen im Blätterwald: Manuela ist für den ARD-Boss Hans-Otto Grünefeldt nicht "gut genug", um Deutschland beim Grand Prix Eurovision de la Chanson am 21. März 1970 in Amsterdam zu vertreten. Stattdessen wird Deutschland durch Katja Ebstein vertreten, die mit "Wunder gibt es immer wieder" den dritten Platz belegt, dem bis dato größten deutschen Erfolg beim Eurosong-Festival. Manuela rächt sich, indem sie die deutsche Version des Siegertitels singt (Danas "All Kinds of Everything"): "Alles und noch viel mehr" wird zu einem Hit und schafft es immerhin bis auf Platz 26 der deutschen Charts.

Ein Jahr später, 1971, hat sie mit "Prost, Onkel Albert" ihren vorerst letzten größeren Hit, der sich zwölf Wochen lang unter den ersten 50 Titeln der deutschen Charts tummelt.

1972 soll Manuela die Titelrolle des amerikanischen Musicals "No, no Nanette" spielen. Fängt mit 29 Jahren Manuelas Leben als erwachsene Frau erst an? Der Sprung auf die Musicalbühne endet jedoch mit einer saftigen Bauchlandung! Der entnervte Veranstalter Fritz Fischer: "So ging es einfach nicht. Manuela kann weder singen noch schauspielern."

Auch die lautstark angepriesene Karriere in Amerika findet nicht statt. Ein in der Heimat groß angekündigtes Las Vegas Gastspiel entpuppt sich bei näherer Betrachtung als dreitägige Stippvisite. Ihre von Vielen geneideten Showbiz-Kontakte reduzieren sich schon bald auf einen kurzen Smalltalk mit Nancy Sinatra, die sie auf einer Party von Perry Como kennenlernt.

1973 steckt Manuela für alle sichtbar in der Krise. Selbst die seriöse Welt spottet über das "singende Neutrum" und weist auf ihre zusammensackenden Plattenverkäufe hin.

Nachdem Manuelas Vertrag mit ihrer alten Plattenfirma Telefunken ausgelaufen ist, landet Manuela bei der BASF/Cornet, dem Plattenlabel, auf dem schon zahlreiche andere abgehalfterte Schlagerfregatten ihre letzte Ruhe fanden (siehe Renate Kern). Das allerletzte Mal überhaupt taucht Manuela im Februar 1973 in einer Verkaufsbestenliste auf. Ihr Titel "Was hast du gemacht" schafft es für genau eine Woche Platz 50 der Top 50 zu belegen.

Auch wenn sie keine Platten mehr verkauft, kommt Manuela nicht zur Ruhe. 1976 strengt sie eine 10-Million-DM-Klage gegen die Illustrierte Quick an, die in einem Artikel den Niedergang des einstigen Vorzeigestars aufgegriffen hat. Nur wenig später setzt sie sich erneut in die Nesseln. Brühwarm erzählt sie der Presse von einem Bestechungsversuch des ZDF-Redakteurs Dieter Weber. Dieser soll von ihr Geld als Gegenleistung für einen Auftritt in der Starparade verlangt haben. Es beginnt ein jahrelanger Rechtsstreit, der erst 1980 zugunsten des ZDF entschieden wird.

Ohne Plattenvertrag und unter einem hundertprozentigen Medienboykott leidend, ist Manuela am Boden - träumt aber in der Presse weiterhin den Traum von einer großen Karriere. Die Realität sieht anders aus: 1980 versucht sie ein Comeback in ihrer Berliner Heimat. Im Zirkuszelt Tempodrom am Potsdamer Platz entfaltet die inzwischen 36jährige ihre idyllische Jungmädchenwelt vor gänzlich ungeeignetem Publikum. Der Abend endet als Fiasko - zuerst Buhrufe, dann Pfiffe, schließlich fliegen leere Bierdosen auf die Bühne.

Zu Beginn der 90er Jahre kann man sie wieder bei sporadischen Fernsehauftritten bewundern. So tritt sie in der nach einem ihrer Hits benannten Oldiereihe des WDR - Küsse unterm Regenbogen auf und versucht mit "Ich will endlich wieder Boden spüren" einen zaghaften Comebackversuch. Zeitgleich erscheint eine neu eingespielte Kollektion ihrer alten Hits. Auf dem Cover der CD ist Manuela als Blondine zu sehen, die mit gepresster, ein wenig an Marianne Faithfull erinnernder Stimme u.a. "Ich geh' noch zur Schule" singt - und irgendwie möchte man ihr das glauben, der inzwischen über 50jährigen.

Anschließend wird es sehr still um Manuela. Außer eher seltenen Talk-Show-Auftritten (z.B. bei Boulevard Bio), lebt sie zurückgezogen. Sie kann schließlich ihren Bauernhof im Allgäu nicht mehr halten und kehrt nach Berlin zurück.

Manuela ist am 13.02.2001 einem Krebsleiden erlegen. Sie hinterlässt sie uns eine Vielzahl an Liedern, die längst zu Evergreens geworden sind. Wir werden Manuela vermissen.

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Zuletzt geändert von admin (admin)  am 10.11.2007  um 04:07
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