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Zarah Leander - 2 |
Zarah Leander - Teil 2
* 15. März 1907
+ 23. Juni 1981
http://www.zarah-leander.de
info@paulberlin.de
(aktueller Stand - Februar 2010)
Biografie in Jahreszahlen und Daten - Nichts als die Fakten
1907: Am 15.März um 22 Uhr und 16 Minuten erblickte Zarah Leander (auf ihrem Taufschein steht Sara Stina Hedberg, doch bald setzt sich der Name Zarah durch, schon auf ihren Schulzeugnissen) in Karlstad/Schweden als Tochter des Instrumentenbauers und Grundstücksmaklers Anders Lorenz Sebastian Hedberg (1878-1929) und der Hausfrau Mathilda Ulrika, geb. Wikström (1878-1959) das Licht der Welt. Sie ist mit vier Brüdern aufgewachsen: Jonas (1903) Offizier bei der schwedischen Marine, Ante (1905-1985) Antiquitätenhändler, Gustaf (1911-1957) Schauspieler, Sänger und Produktionschef beim schwedischen Film, er war Zarahs Lieblingsbruder, sowie Alle (1912-1963) Direktor bei einer schwedischen Fluggesellschaft.
1911: Klavierunterricht.
1913: Erstes öffentliches Auftreten bei einem Chopin-Wettbewerb.
1914: Schulbesuch bis 1922.
1923: Längerer Aufenthalt bei einer Tante in Riga, hier besucht sie nicht nur eine Haushaltsschule, sondern mit großem Interesse Theater, Kinos und Konzerthäuser.
1926: Erster Besuch in Berlin, um ihren großen Schwarm Fritzi Massary auf der Bühne bewundern zu können. Aufnahmeprüfung an der Königlichen Schauspielschule in Stockholm, fällt prompt durch, lernt aber Ehemann Nr. 1, den Schauspieler Nils Leander (1905-1990) kennen. Heirat am 1. September
1927: Tochter Boel wird geboren.
1928 - 29: diverse unbedeutende Bühnenauftritte, auch zusammen mit Ehemann Nils, der bereits sehr erfolgreich ist. (Diese Zusammenarbeit wird später von der Leander verdrängt) Am 27. Oktober ihr erfolgreicher Auftritt, den die Leander als ihr eigentliches Debüt ausgibt, bei dem Revuekönig Ernst Rolf mit dem Lied Wollt ihr einen Star sehn, schaut auf mich. Auch zu diesem Auftritt hat ihr Nils Leander verholfen. Tourneen durch Skandinavien folgen. Sohn Göran wird geboren.
1930: Beginn der Film-und Schallplattenkarriere. Am 27. Februar die erste Aufnahme für die Schallplattenfirma ODEON, der Filmauftritt in DANTES MYSTERIEN (Regie Paul Merzbach, 1888-1942) ist noch eine Episodenrolle. Die Zusammenarbeit mit Karl Gerhard (1891-1964) nimmt ihren Anfang. Er setzt sie in den kommenden Jahren immer wieder in seinen Revuen ein.
1931: Der berühmte schwedische Schauspieler Gösta Ekman (1890-1938) verlangt sie als Partnerin für die Rolle der Hanna Glavari in DIE LUSTIGE WITWE von Franz Lehar (1870-1948), erfolgreiche Premiere am 1.September im Konzerthaus von Stockholm. Als sich Max Reinhardt (1873-1943) in Stockholm aufhält, will er sie nach Wien verpflichten. Die Leander ist aber ausgebucht. Ihre erste Hauptrolle in dem Film DER FALSCHE MILLIONÄR ist ihr wichtig. Scheidung von Nils Leander.
1932: Heirat mit dem Journalisten Vidar Forsell (1904-1971), dem Sohn des Intendanten der Stockholmer Oper. Er adoptiert ihre beiden Kinder, die daher nicht den Namen Leander tragen. Ihre Hochzeitsreise führt sie nach Berlin.
1933: Die Operette EINE FRAU, DIE WEISS, WAS SIE WILL von Oscar Straus mit dem Chanson Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben, das die Leander bis zu ihrem Lebensende begleiten wird, bildet den Höhepunkt in diesem Jahr.
1934: In der Kar-Gerhard-Revue singt sie u.a. IM SCHATTEN EINES STIEFELS , ein politisches Lied. Probeaufnahmen für die englische Filmfirma von Alexender Korda am 19. März. Von einem Vertrag muss sie sich später loskaufen. Auch Hollywood meldet sich. Doch sie sagt immer wieder: "Ich möchte in Europa bleiben."
1935: Ihr dritter und letzter schwedischer Film EHESPIELE (Regie:Paul Merzbach), Drehbuch Karl Gerhard, der in Österreich unter dem Titel SKANDAL gezeigt wird, entsteht.
1936: Zarah Leanders wichtigstes Jahr. Sie kann ihre Karriere außerhalb von Skandinavien aufbauen. Max Hansen (1897-1961) schlägt sie für die Hauptrolle in der musikalischen Komödie AXEL AN DER HIMMELSTÜR vor. Die Welturaufführung am 1. September im Theater an der Wien wird ein sensationeller Erfolg, die Musik ist von Ralph Benatkzy (1884-1957) der auf Zarahs Wunsch auch die Musik zu ihrem ersten Ufa-Film schreibt. Denn nicht nur Hollywood (MGM), sondern auch Babelsberg will die Diva unter Vertrag nehmen und sie gibt Berlin den Vorzug. Der Vertrag, den sie am 28.10. unterschreibt, räumt ihr Mitspracherecht bei der Wahl der Drehbücher, Komponisten und mehr ein und bringt ihr bis 1942 1 Million Reichsmark. Bis zum 20. Dezember spielt sie im Theater an der Wien einen berühmten Filmstar und begeistert die Zuschauer mit dem Lied Ich bin ein Star, ein großer Star mit allen Launen, während sie tagsüber ihren ersten deutschsprachigen Film PREMIERE unter der Regie von Geza von Bolvary (1897-1961) dreht, mit den Liedern Merci mon ami und Ich hab vielleicht noch nie geliebt. Uraufführung am 5. Februar in Wien im Buschkino und am 25. Februar im Alhambra und Tauentzien-Palast in Berlin.
1937: Am 19.Februar Ankunft in Berlin. Mit ihren Kindern und ihrem Ehemann wohnt sie bis 1941 während der Dreharbeiten immer in einer Villa am Wildpfad 24 in Dahlem. Ihre Kinder bleiben allerdings ab Kriegsausbruch in Schweden. Am 15.März beginnt sie mit den Dreharbeiten für ihren ersten Ufa-Film ZU NEUEN UFERN (Regie führt Detlef Sierck (1897-1987). Die Uraufführung ist am 31.August, im Ufa-Palast am Zoo. Zarah begeistert mit ihrer dunklen Stimme und ihrem Spiel: Deutschland hat einen neuen Star! Am 18. Dezember kommt schon der zweite Leander-Film in die Kinos, LA HABANERA, ebenfalls unter der Regie von Detlef Sierck, mit dem berühmten Lied Der Wind hat mir ein Lied erzählt. Die Uraufführung ist im Gloria-Palast. Die Dreharbeiten dauern vom 30. September bis zum 13. November, die Außenaufnahmen finden in Teneriffa statt. Die Leander singt Der Wind hat mir ein Lied erzählt in Deutsch, Schwedisch und Französisch. Es werden 24 Millionen Platten verkauft. Ihre Darstellungskunst im Film und ihre Gesangsstimme waren immer grenzüberschreitend. Sie wurde geliebt oder abgelehnt, ihr Leidenspathos berührte die unterschiedlichsten Menschen. Der Jude Viktor Klemperer (1881-1959), Professor in Dresden, von den Nazis aus seiner Professur verjagt, notiert am 30. Januar 1938 in sein Tagebuch über seinen letzten Kinobesuch im Reich:"(---) gestern die HABANERA gesehen mit Zarah Leander, geradezu erschütternd gut." Zur gleichen Zeit genießt in Italien Federico Fellini (1920-1993) die Stimme der Leander. „Immer wenn sie sang, bekam ich eine Gänsehaut. Sie war die Löwin, von der sich ein Mann gerne auffressen lassen würde." (Interview Berliner-Filmfestspiele Februar 1988)
1938: Im Februar beginnen die Dreharbeiten für den Film HEIMAT, ein ehrgeiziges Projekt. Nach einem Bühnenstück von Hermann Sudermann (1857-1928) mit klassischer Musik und vor allem mit einem Partner, dem die Leander bis zum Lebensende tiefsten Respekt bezeugt: "Gab es einen größeren Schauspieler? Ich glaube nicht." Heinrich George (1893-1946) spielt ihren Vater, die Regie führt jetzt und für die nächsten Leander-Filme Carl Froelich (1875-1953). Die Musik komponiert Theo Mackeben (1897-1953 ), die Uraufführung ist am 25. Juni in Danzig, die Premiere in Berlin am 1.September. Dieser Film ist ihr absoluter Durchbruch, er trifft nicht nur das deutsche Herz, auch im Ausland, so wie in ihrer Heimat Schweden, aber vor allem in Frankreich wird die Leander gefeiert. In Paris ist sie jetzt oft zu Gast, Schallplattenaufnahmen werden dort - in französischer Sprache - gemacht. Ingrid Bergman (1915-1982) ,der neue Star aus Schweden, dreht ihren einzigen Film DIE VIER GESELLEN für die Ufa in den Froelich-Studios in Tempelhof. Von Mitte April bis Ende Mai dauern die Dreharbeiten. In einer Kinoszene ist die Leander mit ihrem Lied Tiefe Sehnsucht zu sehen. Diese Aufnahme wurde exklusiv für diesen Film produziert. Ende August beginnen die Dreharbeiten für DER BLAUFUCHS (Regie: Viktor Tourjansky, (1891-1976) mit dem Chanson Kann denn Liebe Sünde sein? Auch dieser Text ist von Bruno Balz (1893-1988), der schon das Lied Der Wind hat mir ein Lied erzählt geschrieben hat. Weitere Texte wird er noch für sie verfassen. Eine tiefe Freundschaft verbindet ihn ein Leben lang mit der Leander. Die Uraufführung findet diesmal am 14. Dezember in Düsseldorf im Apolla statt. Im November erhält die Leander außerdem Besuch aus Hollywood: Cary Cooper, Marlene Dietrichs Lieblingspartner, sucht auch die Leander auf, als er die Studios von Babelsberg besichtigt.
1939: Am 12. Januar hat DER BLAUFUCHS in Berlin im Gloria-Palast Premiere. Anfang Januar beginnen in den Froelich-Studios die Dreharbeiten für ES WAR EINE RAUSCHENDE BALLNACHT, die bis Ende März dauern. Diesmal ist Hans Stüwe (1901-1976) ihr Partner. Uraufführung bei den Filmfestspielen in Venedig am 13. August, zwei Tage später in Berlin. Ab 10. Juni geht DAS LIED DER WÜSTE ins Atelier, diesmal wieder in Babelsberg, wo Berge von Sand aufgeschüttet werden, damit die Leander auf einem Kamel durch die Wüste reiten kann. Regie führt diesmal Paul Martin (1899-1967), der bis dahin Hausregisseur von Lilian Harvey (1906-1968) war.
Von ihren Film-enund Schallplattengagen ist es ihr möglich, Gut Lönö, ein herrlicher,59000 qm umfassenden Landsitz an der schwedischen Ostküste zu erwerben. In Berlin hält sie sich immer nur so lange auf, bis ihre Dreharbeiten abgeschlossen und Schallplattenaufnahmen beendet sind.
Nach Kriegsausbruch stellte die Ufa den Vertrag mit der Leander in Frage. In einem Gutachten heißt es: "- - - dass der Kriegszustand für die Verträge mit Frau Leander ein Ruhen dieser Verträge während der Dauer des Kriegszustandes zur Folge hat, mit der Maßgabe, dass nach Beendigung des Kriegszustandes der Vertrag wieder auflebt --" Zeitweise wird daher in einem neuen Vertrag auf die Auszahlung von 53% in Schwedenkronen verzichtet, Frau Leander muss und soll ihre Gage im Reich ausgeben. Daher kauft sie Antiquitäten für ihr Gut Lönö, die sie 1942 mit Genehmigung der deutschen Behörden nach Schweden ausführt. Am 17. November wird DAS LIED DER WÜSTE im Ufa-Palast am Zoo in Berlin uraufgeführt. Ende November beginnen die Aufnahmen zu DAS HERZ DER KÖNIGIN.
1940: Die Dreharbeiten dauern bis Mitte März, die Uraufführung findet aber erst am 1.November in Hamburg im Ufa-Palast statt, 11 Tage später läuft der Film auch in Berlin. Jetzt kommt die Leander unter die Fittiche eines noch jungen Regisseurs, was ihr gut tut: Rolf Hansen (1904-1990) führt in den kommenden drei letzten Ufa-Filmen Regie.
Die Zusammenarbeit mit dem Komponisten Michael Jary (1906-1988) ist ebenfalls ein Glücksfall. Die Melodien enthalten nun auch Jazzelemente: Du darfst mir nie mehr rote Rosen schenken, Waldemar, Schiff ahoi u.s.w. Am 15. September beginnen die Außenaufnahmen für DER WEG INS FREIE in Innsbruck und auf dem Gut Dannewald bei Neustrelitz. Die Leser der Schweizer Fllm-Zeitung wählen die Leander neben dem Hollywood- Schauspieler Tyrone Power, (1914-1958) zum Star Nr. 1 in ihrem Land. Die Leander weigert sich erfolgreich Mitglied der Reichsfilmkammer zu werden. Daher muss weiterhin für jeden Film ein Antrag auf "Beschäftigung einer Ausländerin" gestellt werden.
1941: Mitte März sind die Dreharbeiten für DER WEG INS FREIE in den Froelich-Studios in Tempelhof beendet. Danach verbringt die Künstlerin einen längeren Aufenthalt auf ihrem Gut Lönö. Die Uraufführung findet am 7. Mai im Berliner Gloria-Palast statt. Sie ist für längere Zeit in Paris, wo sie viele Freunde hat und synchronisiert ihre Filme, allerdings nur die Gesangspartien. Hier trifft sie u.a. mit Jean Cocteau, der Schauspielerin Cecile Sorel sowie mit dem Tänzer und Ballettmeister Serge Lifar zusammen. Fast ein halbes Jahr ziehen sich nun die Dreharbeiten für den nächsten Film DIE GROSSE LIEBE hin, die am 23.September mit Außenaufnahmen in Rom beginnen. Des Weiteren wird auch in den Wiener Rosenhügel- und den Froelich-Studios in Berlin gedreht. Die Musik steuert Michael Jary bei. Ihr Partner ist Viktor Staal (1909-1982), mit dem sie sich sehr gut versteht, standen sie doch schon in ZU NEUEN UFERN gemeinsam vor der Kamera. Grethe Weiser (1903-1970) spielt Zarahs Zofe. Sie verbindet eine lebenslange Freundschaft, die Zarah viel bedeutet, da sie kaum Freundschaften mit Frauen hat. Die Story des Films ist so angelegt, dass sich die Frauen im dritten Kriegsjahr mit der Leander identifizieren können, Trennungsschmerz und Verzicht werden vorgespielt, aber auch Trost und Hoffnung vermittelt.
1942: Die Dreharbeiten ziehen sich bis zum 18. März hin. Die Uraufführung im Berliner Ufa-Palast findet am 22. Juni statt. Bis zum Kriegsende sahen 27 Millionen Zuschauer den Film. Dem Textdichter Bruno Balz sind die vier Lieder zu verdanken. Besonders Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh’n, aber vor allem Davon geht die Welt nicht unter werden täglich über den Rundfunk verbreitet. Der Sicherheitsdienst meldet schon am 22. Januar in seinem Lagebericht: “--- dass in letzter Zeit Sendungen, die sich bewährt hätten, so lange gebracht werden, dass die anfängliche Zustimmung in ihr Gegenteil umschlage. Es werde besonders an das häufige Auftreten von Zarah Leander mit ihrem Lied Davon geht die Welt nicht unter erinnert." Dieses Lied konnte demnach nicht nachträglich, d.h. nach Beendigung der Dreharbeiten in den Film eingeschnitten werden, auch wenn es neuerdings so publiziert wird. (Seit 20 Jahren ist der Film als Videokassette im Handel, die Freiwillige Selbstkontrolle hat ihn inzwischen ab 6 Jahren freigegeben.) Die Ufa ist sehr bemüht, die Leander an das Reich zu binden, zweimal wird ihre Ernennung zur Staatsschauspielerin vorgeschlagen, doch Hitler lehnt ab. Am 17. August beginnen in Rom, in den Scalera-Studios, die Dreharbeiten an dem letzten Leander-Film der Ufa: DAMALS. Kameramann ist wie immer Franz Weihmayer (1903-1969), der es bestens versteht, das Leander-Gesicht zu porträtieren. Der italienische Schauspieler Rossano Brazzi (1916-1994) als feuriger Liebhaber ist ihr Filmpartner. Paul Klinger (1907-1971) synchronisiert ihn später. Wie bereits in LA HABANERA , schreibt Lothar Brühne (1900-1958) die Musik und der in die USA emigrierte Ralph Benatzky komponiert auf Zarahs Wunsch ein Lied: Bitte an die Nacht. Die Dreharbeiten werden in den Froelich-Studios fortgesetzt und in Babelsberg beendet. Zarah Leanders letzter Drehtag ist der 8. November. Sie ist fest entschlossen, nicht mehr im Reich zu filmen. In Berlin wird sie vom deutschen, in ihrer Heimat vom schwedischen Geheimdienst überwacht und der Spionage verdächtigt. Als Goebbels ihr die deutsche Staatsangehörigkeit anträgt, verlässt sie Deutschland.
1943: Am 3. März findet die Uraufführung von DAMALS in Berlin, im Capitol am Zoo, statt. Bereits 1941 ist die Leander in die Max-Eyth-Strasse 12b umgezogen. Zur Premiere aus Schweden kommend, will sie mit Kollegen dort feiern. Von einer Brandbombe getroffen, brennt ihr gemietetes Anwesen ab. Dadurch fällt ihr der Abschied von Berlin nicht schwer. Von Sassnitz ( Rügen) fährt sie zurück in ihre Heimat. Ihr Vertrag mit der Ufa geht noch bis zum 31. August. Sie spielt mit der Zeit, lässt sich Drehbücher zuschicken, die sie alle ablehnt. Am 31. August erklärt sie der schwedischen Presse, dass sie von ihrem Vertrag befreit ist. In den deutschen Zeitungen wird sie fortan totgeschwiegen. Nur noch zwei Schlagzeilen erscheinen: "Zarah Leander Freund der Juden" und "Die deutsche Frau kann wieder Atem holen, wir sind von neuen Filmen bewahrt."
1944: In Schweden wird sie jetzt wegen ihrer Karriere in Deutschland heftig angegriffen, obwohl ihre Filme hier monatelang in ausverkauften Häusern laufen. Man war sehr stolz, nach Greta Garbo wieder eine Landsmännin mit einer internationalen Karriere zu haben. Sonderkorrespondenten berichteten von den jeweils großen Erfolgen der Leander in vielen europäischen Ländern. Bis 1940 liefen ihre Filme sogar in Amerika. Nach Stalingrad ändert sich die Stimmung. Karl Gerhard, der Förderer ihrer schwedischen Karriere, versucht sie nun in seiner Herbst-Revue unterzubringen. Doch ihre Landsleute stehen ihr feindselig gegenüber. Aus diesem Grund zieht sich die Leander ins Privatleben zurück.
1946: Filmangebote aus Österreich lassen sich nicht realisieren, da Flüchtlingsverbände dagegen protestieren. Die Leander kümmert sich jetzt intensiv um ihr Gut.
1947: In der Schweiz, in St. Moritz, ist sie mit ihren Kindern ein gern gesehener Gast. Ohne ihr Publikum kann die Leander nicht leben, daher singt sie auf ihrer ersten Tournee nach dem Krieg in Italien unter anderem in Rom auch in einem Kino-Vorprogramm. Eine erfolgreiche Tournee durch die Schweiz schließt sich an. In Zürich trifft sie Ralph Benatzky, der nicht vergessen hat, dass die Leander auch während seiner Emigration ihm verbunden blieb. Er vermittelt Schallplattenaufnahmen in Genf. Am 24. und 25. Oktober werden sieben Lieder in Französisch, Englisch und Deutsch aufgenommen.
1948: Scheidung von Vidar Forsell. In der Schweiz trifft sie Michael Jary und sie planen eine Tournee durch drei Besatzungszonen. Auf einer Pressekonferenz in Zürich erklärt sie: "Ich freue mich auf Deutschland. Wo sollte ich lieber singen als in dem Land, aus dem meine Lieder kommen, die mich zu dem machten, was ich geworden bin?" Ende des Jahres beginnt ihre erste Deutschland-Tournee durch alle großen Städte, begleitet von Michael Jary mit seinem 40 Mann starken Filmorchester. Es wird ein Triumphzug. Sie singt vor ausverkauften Häusern, begeisterte Menschen bedrängen sie und manchmal muss der Verkehr umgeleitet werden. Die Wochenzeitung "Die Zeit" bemerkt dazu: "Es ist charmant von ihr, die Deutschen jetzt zu besuchen, wo wir so gar keine Beliebtheit und kein Ansehen genießen, um uns ein paar Lieder vorzusingen, wenn es auch meist sentimentale Lieder sind, die uns erinnern, aber nicht trösten."
1949: Am 5. August haben auch die Schweden mit ihr Frieden geschlossen. Ihr erstes Nachkriegskonzert findet in Malmö statt. "Nach 13 Jahren haben wir sie wieder, diese einzigartige Frau, mit dieser einzigartigen Stimme. Wir dürfen uns glücklich preisen, dass sie zu uns gehört, obwohl sie hinterher verriet, am liebsten ginge sie wieder nach Deutschland filmen." schreiben die Zeitungen. Dieser Wunsch soll schon bald in Erfüllung gehen. Ein Vertrag mit der Real-Film in Hamburg wird unterschrieben. Vorher singt sie auch wieder in Berlin. In der Filmbühne Wien am Kurfürstendamm sowie im Corso-Theater im Wedding wird sie stürmisch gefeiert. Über Zarah Leander wurde nach 1945 nie ein Auftritts-Verbot verhängt, auch wenn es immer so wieder geschrieben wird. Wer hätte es auch verhängen sollen? Sie konnte allerdings nicht gleich in alle Länder einreisen, wie auch so viele andere damals auch nicht. Für ihre erste Nachkriegstournee musste für jede einzelne Besatzungszone ein Antrag bei den Alliierten gestellt werden. Vorstellungen mussten verschoben werden, Zeitungen berichteten darüber, daraus wurde später ein Auftrittsverbot konstruiert.
1950: Am 5. Januar beginnen in Hamburg die Dreharbeiten für den ersten Nachkriegsfilm GABRIELA. Ihre Filmpartner sind Grethe Weiser und Carl Raddatz, die Musik schreibt Michael Jary (Regie: Geza von Cziffra, 1900-1989). "Der Spiegel" berichtet über die Verleihgeschäfte: "Die Zarah verkoof ick doch mit zujebundenen Oogen" sagte ein Verleihagent im Falle GABRIELA. Die sonst vorsichtigen Verleiher verlangen für den neuen Zarah-Leander-Film nicht einmal Prospekte. Die westdeutschen Kinobesitzer reißen sich förmlich um GABRIELA. In sämtlichen 42 bundesdeutschen Großstädten geht GABRIELA, nach der Voraufführung am 6.April in Zürich und Frankfurt, zu Ostern über 50 Leinwände. In den ersten drei Wochen haben bereits 1 203 694 Kinobesucher den Film gesehen. In der Jahresbilanz steht er nach SCHWARZWALDMÄDEL und DER DRITTE MANN an dritter Stelle. Die Kritiker allerdings sind wenig begeistert. Das Filmgesicht der Leander ist älter geworden, die Kostüme werden als ungünstig empfunden. Mit der immer noch faszinierenden, wenn auch inzwischen noch tieferen Stimme, befasst sich kaum ein Rezensent. Vielleicht ahnte damals niemand, dass diese Stimme auch noch dieses Jahrhundert überdauern würde.
1951: Vom Filmen hat die Leander zunächst genug. Sie geht auf eine" kleine Welttournee". 62 Konzerte in Athen, danach tritt sie in Ägypten, der Türkei auf und dann endlich, nach 15 Jahren, steht sie im Konzerthaus-Saal wieder auf einer Wiener Bühne. Auch hier muss das Konzert mehrmals wiederholt werden. Tagsüber (24. November) nimmt sie mit dem Großen Wiener-Tanzorchester, unter der Leitung von Erwin Halletz, vier Lieder auf u.a.: Du bist der, bei dem´s möglich wär. Leider hat sie in den folgenden Jahren nicht oft das Glück, mit einem großen Orchester und unter der Leitung eines so herausragenden Dirigenten zu arbeiten. Danach folgt eine Südamerika-Tournee mit dem Komponisten Peter Kreuder (1903-1981) nach Brasilien, Chile, Peru und Buenos Aires. Sechs Monate ist sie unterwegs.
1952: Tourneen führen sie durch Skandinavien. Im September beginnen für die Rhombus-Film die Außenaufnahmen in Madrid für CUBA CABANA. Partner und Liebhaber im Film ist O.W. Fischer (1915), dessen Karriere sich in dieser Zeit rasant entwickelt. Regie führt Fritz Peter Buch (1894-1964), der auch das Drehbuch geschrieben hat. Die Musik steuert Heino Gaze (1908-1967) bei, die fünf Liedertexte sind von Bruno Balz. "Zarah Leander in Madrid" lauten die Schlagzeilen. Der Madrider-Oberbürgermeister gibt für die Künstlerin einen Empfang, und sie trägt sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Ab Oktober wird bei der Bavaria in München-Geiselgasteig gedreht. Die Uraufführung findet am 19. Dezember im Europa-Palast in Düsseldorf statt.
1953: Immer wieder Konzertauftritte zwischen Stockholm, Wien, Berlin und Zürich. Die Leander ist monatelang ausgebucht. Es geht nochmals nach Griechenland und Südamerika. Trotzdem ist ihr die Filmarbeit immer noch wichtig. Im Sommer beginnen die Dreharbeiten für AVE MARIA mit Außenaufnahmen am Starnberger See, in Finnland und in Hamburg. Gedreht wird auch im Atelier in Bentesdorf sowie in München - Geiselgasteig. Der Modeschöpfer Heinz Oestergaard entwirft ihre Roben. Sie selber hat zu ihren Kostümen ein recht unkompliziertes Verhältnis:" Ich interessiere mich überhaupt nicht für Mode, ich stell mich einfach hin bei einem Schneider und sage ihm, so und nun mach mir was und da kann er machen, was er will." So beantwortete sie einmal die Frage nach ihrem Modegeschmack. Die Regie führt der Rundfunkpionier und zeitweilige Intendant vom S F B, Alfred Braun (1888-1978), die Musik ist von Franz Grothe (1908-1982). Ihr einstiger Filmpartner aus vergangenen Ufa-Zeiten, Hans Stüwe, darf um sie werben. Das Ave Maria trägt die Leander mit Inbrunst vor, aber auch das zarte Lied: Warum ist mein Herz so schwer, wenn die wilden Rosen blühn? schmückt den Film. Eine temperamentvolle Szene (die Auseinandersetzung mit der Zigarettenverkäuferin in der Hafenbar) zeigt, welch ungenutztes Potential in der Leander schlummert. Uraufführung ist am 8. September in der Barke in Hamburg, danach Massenstart.
1954: Im Januar beginnen in Hamburg die Dreharbeiten in den Real-Fim-Studios in Wandsbek für den Film zu Ehren des Komponisten Theo Mackeben, der ein Jahr zuvor gestorben ist. In BEI DIR WAR ES IMMER SO SCHÖN spielt Zarah Leander sich selbst, singt zwei Mackeben-Lieder und agiert in dieser Episodenrolle so gelöst, dass es schade ist, sie nur so kurz zu sehen. Die Regie ist von Hans Wolff (1911-1979). Die Fono-Film startet die Uraufführung am 16. März in Stuttgart, im Universum-Kino. Sie macht eine Tournee durch Japan, und der letzte gemeinsame Auftritt mit Michael Jary findet in Brüssel, im Palast der schönen Künste, am 13. und 14. Februar, statt. Es ist unmöglich, alle Orte zu erwähnen, an denen Leander gastiert. Auf ihrem schwedischen Gut Lönö ist sie höchstens für zwei Monate im Jahr anzutreffen.
1955: 1.März besucht der Autor dieser Zeilen sein erstes Zarah-Leander-Konzert im Kunst- und Kongresshaus in Luzern. Für die Leander ist es ein Jahr ohne Filmarbeit, aber sie steht immer und überall vor ihrem Publikum und wird bejubelt.
1956: Am 27. Januar heiratet sie in Göteborg Arne Hülpers (1904-1978). Er war ein erfolgreicher Dirigent, hatte ein eigenes Orchester, gastierte in den Dreißigerjahren auch in Berlin. Bis zu seinem Lebensende wird er nun die Leander auf ihren Tourneen als Dirigent und am Flügel begleiten.
1957: "Die oberen Zehntausend Schwedens jubelten dem Star begeistert zu", steht im "Stern", als die Leander am 15. März in Stockholms vornehmstem Variete Berns ihren fünfzigsten Geburtstag feiert. Sie trägt ein mit Brillanten besetztes Spitzenkleid, eine aus 24 Weißfüchsen gearbeitete Stola und ein Diamantdiadem auf ihrem feuerroten Haar. Ich bin viel besser jetzt in meinen alten Tagen singt sie in schwedischer Sprache. Diesen Refrain muss sie unter Jubel mehrmals wiederholen. Am 20. Juli tritt sie zum ersten Mal vor 20 000 Besuchern in der Berliner Waldbühne auf. "Ich hab so was Schönes auf der ganzen Welt noch nie gesehen und schäme mich auch nicht der Tränen", sagt sie hinterher. Mit Bertelsmann, später Ariola, wird ein Vertrag geschlossen, um ihre Filmlieder und Chansons neu aufzunehmen. Dies geschieht im Hansa-Studio in Berlin an der Koethener Straße.
1958: Zum ersten Mal seit 1936 liegt jetzt ein Angebot vor, wieder eine Bühnenrolle zu spielen. Nach dem Schauspiel Frau Warrens Gewerbe von George Bernard Shaw hat ihr Peter Kreuder ein Musical auf den Leib komponiert.(Text: Ernst Nebhut ). Am 5.September öffnet sich der Vorhang für MADAME SCANDALEUSE im Wiener Raimundtheater und die Presse jubelt: "Das sensationellste Comeback der vergangenen Jahre." 125 Vorstellungen waren stets ausverkauft. Danach geht es wieder zurück nach Lönö. "So bin ich und so bleibe ich" heißen ihre Memoiren, die vorab sieben Wochen lang in der Bild-Zeitung erscheinen, bevor sie in den Buchhandel kommen.
1959: „Jetzt muss wieder ein Film her“, meinen die Produzenten, aber leider nicht mit Robert Siodmak (1900-1973). Dieses Projekt hat sich zerschlagen. Probeaufnahmen werden wohl in Wien gemacht, aber dabei bleibt es. Wolfgang Schleif (1912-1984) realisiert dafür den Film DER BLAUE NACHTFALTER mit ihr. Die Musik ist von Lothar Olias (1913-1990), Christian Wolff (1938) spielt Zarahs Sohn, die Berolina-Film produziert, gedreht wird in Hamburg-Bendesdorf ab Mai. Inzwischen reißen sich auch die deutschen Variete-Bühnen um ein Leander-Gastspiel, die Jugend strömt, und so ist es nicht verwunderlich, dass auch der letzte Zarah-Leander-Film, ein großer Publikumserfolg wird. Uraufführung ist am 27. August im Theater am Aegi in Hannover. Im November Gastspiel mit MADAME SCANDALEUSE im Berliner Titania-Palast, im Dezember geht es ins Hamburger-Operettenhaus, im März/April gastiert sie damit auch in München (Deutsches-Theater).
1960: Gesangsauftritte durch halb Europa, in Deutschland jetzt vorwiegend in den Varietes Haus Vaterland Hamburg, Kaiserhof Köln, Georgs-Palast Hannover und Femina-Bar Aachen. Obwohl oft zwei Auftritte pro Tag, müssen die Gastspiele verlängert werden. Das schwedische Fernsehen produziert unter der Regie von Manne Grünberger eine einstündige Show unter dem Titel MADAME !, die am 3. September ausgestrahlt wird. Ab 21. Oktober wieder eine Premiere im Wiener Raimundtheater, diesmal mit EINE FRAU,, DIE WEISS, WAS SIE WILL von Oscar Straus, Regie Karl Farkas. "Eine Bombenrolle, der Leander fast auf den Leib geschrieben, zumindest auf beachtliche Teile davon. Das kokette Spiel mit der Verruchtheit, sei´s mit Augenzwinkern, sei´s durch Stimmbandsex, war seit je die Domäne Zarah Leanders, die sich singend und sprechend und in stummen Szenen äußert, die das Dekorative und Pathetische liebt, es aber auch gerne mit Humor würzt. Sie hat Herz und Humor, diese Frau, sie kann eine Unmenge, was die Diven von heute, die weniger attraktiv sind, nicht können, und noch weit mehr als das; sie hat Vergnügen sich zu parodieren und Sinn für Komik und gebietet stets souverän über die Mittel und über die Situation, in der sie sie anwendet." so schreibt Herbert Schneiber im Neuen-Kurier ( Wien. am 25. Oktober).
1961: Nach diversen Tourneen und Schallplattenaufnahmen ein Gastspiel mit EINE FRAU, DIE WEISS, WAS SIE WILL im STORA TEATERN in Göteborg, ab 26 Dezember.
1962: Die Fernseh-Show ZARAH DIVA wird von der ARD am 26. November zur besten Sendezeit um 20 Uhr 15 ausgestrahlt. Unter der Regie von Günter Hassert singt die Leander neue Schlager, umgeben von einem Ballett junger Männer. "Das sind meine Jungs vom Ballett", so kündigt die Leander die Tänzer an. Die Kritiken fallen allerdings nicht immer schmeichelhaft aus.
1964: Der aus den USA zurückgekehrte Friedrich Hoellaender (1896-1976) schreibt für die Leander zwei wunderbare Chansons, Mir war die Liebe immer so sympathisch und Das elektrische Klavier. In dem Singspiel DAS BLAUE VOM HIMMEL, produziert vom ZDF, u.a. mit Karin Baal und Toni Sailer, trägt die Leander die beiden Lieder bravourös vor (Regie: Wolfgang Schleif). Uraufführung ist am 27. November. Das zweite Musical, das Peter Kreuder für die Leander komponiert, LADY AUS PARIS, Text und Regie Karl Farkas, kommt am 22. Oktober im Wiener Raimundtheater zur Uraufführung. Dazu die angesehene Kritikerin Hilde Spiel: "In Wien trat jüngst als LADY AUS PARIS die Leander an die Rampe, mit ihr schienen längst verschollene Premierenbräuche neu erwacht. Blumenkörbe in einer Pracht und Fülle, wie unsere kühle Gegenwart sie kaum mehr kennt, umgaben zuletzt die gefeierte Diva, und als der österreichische Bundespräsident nach dem 60. Vorhang das Raimundtheater verließ, waren die Ovationen noch lange nicht zu Ende. Gleichaltrige Damen im Parkett, denen die Augen vor Rührung übergingen, feinsinnige junge Herren in den Logen, hingerissen von dieser statuesken Erscheinung, dieser mütterlichen Vaterfigur, spendeten Beifall, als wäre ein Kunstwerk, und nicht ein mittelmäßiges Musical, zur Uraufführung gekommen. Mit ein paar Schlagern - das demodierte Wort drängt sich auf - Ich bin eine Frau mit Vergangenheit oder Mich hat die Welt kaltgestellt gab Peter Kreuder der Leander volle Gelegenheit, ihre dunkelsten Töne in den weiten Raum zu entsenden und ihn minutenlang mit ihrem sagenhaften Lächeln, ihrem Händeflattern, ihrer mächtigen Präsenz so völlig auszufüllen, dass man ohne weiteres kapitulierte, dem Phänomen solcher Ausstrahlung kritiklos ausgesetzt." ( F A Z vom 7. November.)
1965: LADY AUS PARIS hat im März im Theater des Westens Premiere, 50 Vorstellungen schließen sich an. Das ZDF sendet am 11. Mai ein Interview mit Felix Kneemöller in der Sendung BLICK ZURÜCK IM FILM, in dem sich die Leander bei ihrem Publikum für die Liebe und Verehrung, die sie überall erfährt, bedankt.
1966: Im Osterprogramm des Sportpalastes ist sie in vier Vorstellungen (32 000 Besucher) wieder einmal zu Gast. Regelmäßig tritt sie auch in der Waldbühne (20 000 Besucher) in Berlin auf und wird bejubelt. Wie jedes Jahr folgen diverse Tourneen. Im Sommer beginnen in Rom und Umgebung die Aufnahmen für ihren letzten Kino-Film: DAS GEWISSE ETWAS DER FRAUEN kommt am 23. November zur Uraufführung. Unter der Regie von Luciano Salce (1922-1989) wirken u.a. Michele Mercier, Nadja Tiller, Anita Ekberg, Romina Power, Elsa Martinelli und der junge Robert Hoffmann mit. Zarah Leander spielt einen ehemaligen Filmstar, dem jetzt eine Helikopter-Fabrik gehört und singt erinnerungssüchtig Eine Frau wird erst schön durch die Liebe.
1967: Zarah Leander will ihren 60.Geburtstag unbedingt in Berlin feiern, obwohl auch Angebote aus Stockholm und Wien vorliegen. Am 15. März gibt sie im Blauen Salon im Sportpalast einen Empfang, und alle kommen, um zu gratulieren. Die Schauspielerkollegen Grethe Weiser, Dagmar Koller und Carl Raddatz, der Boxer Bubi Scholz, der Textdichter Bruno Balz, die Komponisten Werner Eisbrenner, Friedrich Schröder und William Geis. Auch ihre beiden Kinder sind anwesend. Der Regierende Bürgermeister von Berlin schickt Senator Neubauer mit einem KPM-Teller vorbei und natürlich kommt auch ihr Berliner Publikum mit diversen Präsenten. Am Sonnabend, dem 18. März, tritt sie in einer Gala-Vorstellung mit ihren berühmten Liedern im Sportpalast auf. (Davon wird später eine Schallplatte veröffentlicht, die heute auch als CD vorliegt.)
1968: Eine Amerikatournee dominiert dieses Jahr, dabei besucht sie auch die Niagarafälle. Danach beginnen in Hamburg die Proben für das für sie geschriebene Musical WODKA FÜR DIE KÖNIGIN von Peter Thomas, Ika Schafheitlin und Helmut Gauer. Die Uraufführung findet am 14. November im Operettenhaus statt. Wochenlang ausverkaufte Vorstellungen. Den Hauptschlager, Das ist die große Zeit, muss sie in jeder Vorstellung mehrmals wiederholen.
1969: Dieses Lied singt sie auch vor einem Millionen-Publikum am 30.Januar in der Z D F-Show DER GOLDENE SCHUSS mit Vico Torriani. Mehr und mehr bestimmen jetzt Fernseh-Auftritte in Schweden, Österreich und Deutschland ihre Karriere. Die Zeit der großen Filme ist vorbei. Sie scheint dies auch eingesehen zu haben und stellt fest: "Die Hoffnung, im deutschen Film noch einmal so erfolgreich auftreten zu können wie früher, habe ich aufgegeben. Man soll schließlich keine verflossenen Amouren aufwärmen.1958 hatte ich in Wien einen großen Theatererfolg. Von da ab strebte ich wirklich vom Film weg und zu neuen Ufern. Es folgten meine Tourneen." (Aus einem Interview) Der nächste Fernseh-Auftritt ist bei Hans Rosenthal (1925-1987). Er will sie in seiner letzten Sendung GUT GEFRAGT IST HALB GEWONNEN am 11. Mai unbedingt dabei haben. Mit Arne Hülphers tritt sie gegen den Schauspieler Karl-Heinz Böhm (1928) mit Gattin an. Vom 4. September bis zum 10. November gastiert sie mit WODKA FÜR DIE KÖNIGIN im Raimundtheater in Wien.
1972: Das Z D F dreht, über ein Jahr verteilt, in Schweden in Zusammenarbeit mit dem dortigen Fernsehen, die Sendung Willkommen auf Lönö. In vier Jahreszeiten wird Zarahs Landsitz vorgestellt. Es werden Feste gefeiert, Fische gefangen, und natürlich singt die Leander ihre Lieder, dazu ein Auftritt im Sportpalast (der 1973 abgerissen wird) zeigt sie mit ihrem Berliner Publikum. In der um zwanzig Minuten gekürzten deutschen Fassung fehlt Das Lied von der Moldau (Text: Bert Brecht, Musik: Hanns Eisler). ( Inzwischen auf CD erhältlich.)
1973: Zarah Leander bereitet ihre große Abschiedstournee vor, die am 5. September im Konzerthaus in Stockholm beginnt und die sie nach 176 Auftritten durch neun Länder im Frühjahr 1974 beendet. Günther Rühle schreibt dazu nach ihrem Berliner Konzert in der F A Z am 15. November u.a.: "Wer nahm hier Abschied von wem? Berlin von der ‘roten Zarah’ oder der Star von Babelsberg von Berlin? Versteckte Tränen auf beiden Seiten. Von der Bühne, weich, wie ein zartes Gespräch: ‘Ich liebe Berlin’. Aus dem Parkett. ‘Berlin liebt dich, Zarah.’ - und Jubel. Sechs Jahre, zehn Filme, und die Schallplatten haben genügt, um die rothaarige Garbo, die man einst in ihr suchte, zu jenem Star zu machen, der manchen Mannes Traumfigur wurde. Der Glamour, der Pomp. Das freche Lachen von einst: gedrängte Verhältnisse verlangen nach Kompensationen. Auf der kahlen Bühne im Theater des Westens stand nun eine schwer gewordene, sich schwer bewegende Frau. Aber die bekannten Signale sind gesetzt: Das Lächeln, das das flächige Gesicht strahlend überläuft, das rotgoldene Haar, die Dramaturgie mit der Garderobe, weiß, wallendes Goldbrokat, enges Schwarz und das große Dekolleté aus dem Auftrittsvorrat großer Damen. Aber nun alles ohne Scheinwerferhintergrund, ohne Chöre, ohne die Hollywood -Ambitionen des Goebbelschen Filmreichs. (---) Der Einsatz ist ungeheuer. Der tiefe Leander-Ton, der mit dem Ich weiß es wird einmal ein Wunder geschehn laut herausbricht, fährt so dröhnend in den Saal (der Kontra-Alt durch Mikrofon noch einmal verstärkt) und die Wand über die Ränge herauf, dass man meint, die Galerie breche ab, man stürze in den Keller; der Resonanzraum dieser Brust muss so groß sein wie der Raum des Theaters einschließlich Unterbau. Nie habe ich einen stärkeren tiefen Tonschlag gehört als diesen; ein Regiment singender Dragoner ist ein Knabenchor gegen diesen Angriff (---)". Ihre Memoiren unter dem Titel: Es war so wunderbar - mein Leben, erscheinen in deutsch und schwedisch.
1974: Der Journalist Rainer Bertram führt mit Zarah auf Lönö ein sich über mehrere Tage hinziehendes Interview. Im 1. Programm der A R D wird es am 1. Januar 1975, Titel ICH BIN DIE LEANDER, ausgestrahlt. (45 Minuten)
1975: "Ohne Bühne kann ich nicht leben", lautet ihr Credo, deshalb auch in diesem Jahr Fernseh- und Gesangsauftritte. Ab 14. Februar spielt sie außerdem am Theater an der Wien, wo vor fast vierzig Jahren ihre deutschsprachige Karriere begann, die Rolle der Madame Armfeldt in dem Musical DAS LÄCHELN EINER SOMMERNACHT nach dem Film von Ingmar Bergman. Text und Musik von Stephe,,n Sondheim und Hugh Wheeler. Dazu die Kritikerin Hilde Spiel: "Da ist, hinter einem einigermaßen zerrütteten, nachgerade menschenfresserischen Charme, jedenfalls Kompetenz und Präsenz zu spüren. (F A Z 18. Februar). Im August in Berlin, während der Funkausstellung in der Z D F Sendung zu Ehren des Komponisten Nico Dostal ( 1885-1981) EIN WALZER ZU ZWEIN, singt sie zwei seiner Lieder aus dem Film DAS LIED DER WÜSTE.
1976: Ein auf mehrere Wochen angekündigtes Gastspiel bei den Wühlmäusen in Berlin muss vorzeitig abgebrochen werden. Das Publikum folgt ihr nicht mehr. Sie ist sich jetzt auch nicht zu schade, auf den sogenannten "Butterfahrten" aufzutreten. Ihre Sucht nach Applaus ist nicht zu stillen.
1977: Auch in diesem Jahr ist sie Gast auf der Berliner Funkausstellung. Marie Louise interviewt sie für ihre Sendung BEGEGNUNGEN und die Leander singt einige Lieder. ( A R D 29. August). Immer wieder und gerne singt sie auch auf den Berliner Tuntenbällen. Diesmal mit Marika Rökk, Vicky Leandros und Jürgen Markus im November in der Hasenheide.
1978: Allerletzter Auftritt in Berlin im Theater des Westens, am 6. und 7. Februar. Fast zwei Stunden steht sie auf der Bühne und singt all ihre Lieder. Danach ein großer Empfang im Hotel Kempinski. Ihr letztes Gastspiel in Deutschland findet im Renitenz-Theater in Stuttgart am 24. Juni statt, wo sie eine Woche lang gastiert ." Gut gebrüllt, alte Löwin!" ruft ihr die Stuttgarter Zeitung am 19. Juni zu. Im Vergnügungspark Gröna Lund, in der Nähe von Stockholm, ist die Leander auch in diesem Jahr, mit Gatte Arne Hülpers am Flügel, wieder zu hören. In der Nacht nach einer Vorstellung erleidet er einen Herzschlag, der sein Leben am 24. Juli beendet. Um ihren Schmerz zu vergessen, tritt die Leander in ihrer Rolle der Madame Armfeldt in der Stockholmer Inszenierung des Musicals DAS LÄCHELN EINER SOMMERMACHT ab September wieder auf und wird von Publikum und Presse gefeiert. Vor einer Vorstellung am 10. Oktober erleidet sie eine Gehirnblutung, die ihre Karriere beendet.
1979: Am 16. Juni gibt die Leander ihre letzte Pressekonferenz in Stockholm. Dort erklärt sie ihren endgültigen Abtritt von der Bühne: "Ihr werdet mich nie mehr in einer Theaterrolle oder mit einem Mikrofon sehn." Sie verabschiedet sich mit den Worten aus DAS LÄCHELN EINER SOMMERNACHT, ihrer letzten Bühnenrolle: "Die Sommernacht hat nur noch ein Lächeln übrig, ein Lächeln für die Alten, Schwermütigen und Einsamen."
1981: Am 23. Juni - kurz vor vier Uhr früh - hat ihr Herz aufgehört zu schlagen. Die Presseagenturen meldeten: "Mit ihr starb eine der letzten Diven unserer Zeit." Am 9. Juli nahm Schweden Abschied von Zarah Leander. Nach ihrem letzten Wunsch sang ihre Freundin Birgit Nilsson Beethovens 'Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre' und 'An die Musik' von Franz Schubert. Ein wolkenloser Sommerhimmel wölbte sich über der Stockholmer Oscars-Kirche, in der Freunde und Besucher Abschied nahmen von Zarah Leander. Weiße Rosen schmückten ihren weißen Sarg.
© Paul Seiler - Archiv Zarah Leander
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Zuletzt geändert von admin (admin) am 02.02.2010 um 05:19
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