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Abschied von James Last – Briegmann: "Seine Musik war der Universalschlüssel zu den Herzen der Menschen" |
Posted by admin (admin) on 10.07.2015 at 09:55 |
Abschied von James Last – Briegmann: "Seine Musik war der Universalschlüssel zu den Herzen der Menschen"
James Last war der erfolgreichste Bandleader aller Zeiten (Foto: Universal Music)
Hamburg - Rund 500 geladene Gäste und weitere 1500 Besucher haben sich bei der heutigen Trauerfeier im Hamburger Michel von James Last verabschiedet. Universal-Chef Frank Briegmann, Konzertveranstalter Dieter Semmelmann, Lasts Manager Dr. Bodo Eckmann und Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz erinnerten in Reden an den Ausnahmemusiker.
"Wir verabschieden uns heute von einem großen Musiker, mehr noch: vom erfolgreichsten Bandleader aller Zeiten, von einem musikalischen Genie, dessen kreative Schaffenskraft für mindestens noch zwei weitere Leben gereicht hätte, von einem warmherzigen und über alle Maßen großzügigen Menschen,... und wir verabschieden uns von einem wahren Freund. Denn ihm gelang es, auch aus professionellen Beziehungen etwas ganz Besonderes entstehen zu lassen", begann Frank Briegmann (Universal Music President Central Europe & Deutsche Grammophon Universal Music International) seine Trauerrede.
Lasts Karriere sei beispiellos gewesen, zeitweise sei ein Drittel des Polydor-Teams mit seinen Produktionen beschäftigt gewesen. Millionen Menschen auf der ganzen Welt erreichte er mit seiner Musik und um seine Fans kreiste sich sein gesamtes künstlerisches Schaffen. "Seine Erfindung, der legendäre 'Happy Sound', sollte nicht nur zu seinem Markenzeichen werden, sondern auch zu einer Art Universalschlüssel, der in der Lage ist, Türen zu öffnen", so Briegmann. "Zum Beispiel Türen zu anderen Musikwelten. Seine Adaptionen der Beatles schafften es, dass die von manchen damals durchaus skeptisch betrachtete Beat-Musik Einzug in die Partykeller der Republik hielt. Seine Interpretationen von Bachs Fugen, Tschaikowskis Schwanensee, Verdis Gefangenen-Chor und vielen anderen machten diese Werke über Nacht zu Million-Sellern. Ein Musikkritiker schrieb einmal sinngemäß, dass Hansi mit seinen Klassikbearbeitungen genauso viel für die Popularität der klassischen Musik getan hat wie Herbert von Karajan. Und diese Innovationsfreude hat er sich bis zuletzt bewahrt. Das zeigen seine vielen Arbeiten mit unterschiedlichsten Künstlern, die er über die gesamte Zeit pflegte: von Elvis Presley über Tom Jones bis Luciano Pavarotti, von Fettes Brot bis Herbert Grönemeyer. Er kannte sie alle und sie kannten ihn."
James Lasts Konzertveranstalter Dieter Semmelmann erwähnte auch, wie begeistert Last von der jungen Musikergeneration war und häufig vergaß, dass er selbst großartige Musik geschrieben hat. Zu seinem 86. Geburtstag habe er am meisten gestrahlt, als Semmelmann sagte, dass das mit der Abschiedstournee doch gar nicht so ernst gemeint war und man immer mal wieder Konzerte veranstalten könne. James Last habe mit seiner Musik eine Familie geschaffen, so Semmelmann. "Wir haben unser Familienoberhaupt verloren. (...) Ich bin traurig, aber auch dankbar und stolz mit ihm zusammengearbeitet zu haben."
Oft zur Sprache kam nicht nur die großartige Karriere Lasts, sondern auch sein Charakter. Sein Manager, Dr. Bodo Eckmann, erklärte, James Last sei einer der großzügigsten Menschen, die er je getroffen hat und könne nicht ersetzt werden. "Wir werden sein Erbe würdevoll und respektvoll in seinem Sinne verwalten", so Eckmann. Im Anschluss an die Trauerfeier erzählte auch Sängerin Katja Epstein im Interview mit dem NDR, dass sie möglicherweise nicht in der Branche geblieben wäre, hätte sie nicht zu Anfang mit James Last gearbeitet. Last hätte ihr gezeigt, wie man auch miteinander umgehen kann in dieser zeitweise doch recht schwierigen Unterhaltungsbranche.
Natürlich durfte die Musik bei der Trauerfeier nicht fehlen. Eröffnet wurde mit einer Orgelversion von James Lasts letzter Komposition, die er Anfang dieses Jahres geschrieben hatte. Alexander Röder, Hauptpastor der Hamburger St. Michaelis-Gemeinde, erinnerte zu Anfang daran wie viele Menschen Last mit seiner Musik beglückt und beschwingt habe: "Die Engel dürfen sich freuen, einen solch großartigen Kapellmeister zu haben."
Später sang Joe Dorff am Klavier R. Kellys "I Believe I Can Fly" und das Orchester spielte "Yesterday" der Beatles. Auf Wunsch der Witwe wurde die Trauerfeier mit "Amazing Grace" beendet, gesungen von Ingrid Arthur, die Last auf Tournee begleitet hatte.
Zur Trauerfeier erschienen neben Lasts Familie und den bereits genannten Gästen u.a. Ralph Siegel, Alfred Biolek, Otto Waalkes und Olli Dittrich. Die Trauerfeier hatte der NDR im Livestream übertragen.
James Last ist am 9. Juni im Alter von 86 Jahren in Florida verstorben, die Beisetzung fand am 25. Juni im engsten Familien- und Freundeskreis auf dem Friedhof in Hamburg-Ohlsdorf statt.
Autor: Martina Gabric
Quelle: Musikmarkt - 08.07.2015
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