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"Der Zeitenspringer" – Peter Kraus im Interview mit Musikmarkt |
Posted by admin (admin) on 29.03.2014 at 08:48 |
"Der Zeitenspringer" – Peter Kraus im Interview mit Musikmarkt
Peter Kraus feiert am heutigen 18. März seinen 75. Geburtstag (Foto: Kraus und Perino)
Programmatischer Titel der Veröffentlichung: „Zeitensprung“. „musikmarkt“ traf Peter Kraus zum Gespräch in Wien, in jener Stadt, in der er in den frühen 50er Jahren seine ersten großen Hits aufnahm, wo Gerhard Mendelson lebte, der Entdecker von Peter Alexander, der als zentrale Figur der Schlagerproduktion in den Wirtschaftswunderjahren galt und der aus einem blutjungen, 17-jährigen Peter Siegfried Krausnecker den erfolgreichsten deutschen Jungstar der Wirtschaftswunderjahre machte.
musikmarkt: Herzliche Gratulation zum 75er. Wie geht’s Ihnen?
Peter Kraus: Danke. Bestens. Es ist eine spannende Geschichte, für die ich gerade auf Promo-Tour bin. Es geht nicht nur um meine letzte Tournee, sondern auch um die neue Platte. Es ist nicht einfach nur ein neues Album mit zwölf neuen Liedern, sondern ein wirklich spannendes Projekt, für das ich mich gerne einsetze: „Zeitensprung“.
musikmarkt: Was ist das für ein Projekt?
Peter Kraus: Die Idee kam von den Produzenten der Baseballs, Erik Macholl und Andreas John: derzeit aktuelle und beliebte Songs in altem Stil aufzunehmen. Und da ich aus dieser Zeit stamme, haben sie mir das Projekt angeboten. Es kam zu einem ersten Treffen in Berlin und es hat sofort gepasst. Tolle Zusammenarbeit!
musikmarkt: Wie wurden die Titel ausgewählt?
Peter Kraus: Die haben wir gemeinsam erarbeitet, denn wir haben ja nicht einfach gecovert. Harmonien und Tempi wurden verändert und so haben wir herausgefunden, mit welchen Titeln das geht und mit welchen nicht. Es war uns wichtig, dass die Lieder nicht zu nahe am Original sind.
musikmarkt: Peter Kraus hat ja stets neue Wege gesucht, aber trotzdem wurde man das Gefühl nicht los, dass er immer wieder auf die „Sugar Baby“-Old-School-Schiene zurückgesetzt wurde.
Peter Kraus: „Sugar Baby“ ist ja sowas wie meine Visitenkarte. Die Leute kommen genau deshalb zu mir ins Konzert und dann liegt es an mir, sie so zu begeistern, dass sie das nächste Mal wieder kommen, aber möglichst nicht nur wegen „Sugar Baby“. Deshalb mache ich auch immer wieder solche neuen Projekte. Ja, ich könnte mir das Leben leichter machen und nur das präsentieren, was alle gerne von mir hören wollen. Aber ich denke, da wäre die Karriere längst vorbei. So passiert halt immer wieder etwas Neues.
musikmarkt: Das Album heißt „Zeitensprung“. Die Zeit ist klar, der Springer ist Peter Kraus?
Peter Kraus: Der Sprung ist, was wir aus den Nummern gemacht haben. Es ist doch faszinierend, dass die Rock’n’Roll-Musik, die damals als Spuk galt, der hoffentlich bald wieder vorbei ist, heute nach wie vor existent ist. So habe ich diese Musik all die Jahre gesehen: Als existente Musik, nicht als Nostalgie oder als Epoche. Entscheidend war bei „Zeitensprung“, dass wir all die Genehmigungen brauchten, um die Titel aufnehmen zu können. Das ging aber dann problemlos und die Reaktionen von den Originalinterpreten waren durchaus positiv. Nur „Männer sind Schweine“ haben wir nicht bekommen. Schade, ich hätte den Titel gerne gemacht, weil er gut zu mir passt (lacht).
musikmarkt: Das kann ich aber nicht unterschreiben. Ich kenne keine skandalfreiere Rock’n’Roll-Karriere als die des Peter Kraus.
Peter Kraus: Ich hatte es auch nie nötig, mit Skandalen in die Presse zu kommen, sondern mit dem, was ich tue. Mein Privatleben ist ja weitgehend privat, in Lugano lebe ich gerne zurückgezogen. In der Jugend ist sehr viel passiert, aber das war eine andere Zeit. Damals hat sich für Skandale niemand interessiert. Man wollte die Idole vielmehr in einem positiven Licht sehen. In den frühen 50er Jahren wollte keiner etwas Negatives hören. Heute ist das anders, da wird versucht, aus jeder Mücke einen Skandal zu machen.
musikmarkt: Einen Steinwurf von hier, im Keller des Konzerthauses, war das legendäre Austrophon-Studio, wo in den 50er Jahren alles angefangen hat.
Peter Kraus: Ja, auch das ist ein gewaltiger Unterschied zu heute. Die neue Platte habe ich zum Teil zu Hause gemacht, MP3-Dateien hin und hergeschickt. Durch das Internet kann ich leben und arbeiten, wo ich will. Das ist toll!
musikmarkt: Die letzte Tournee. Fällt der Schlussvorhang nach einer Karriere, die 1956 begonnen hat?
Peter Kraus: Definitiv nicht! Nur Tourneen möchte ich keine mehr machen. Die Zeit, die mir noch bleibt, ist begrenzt, und die möchte ich nicht mit so langfristigen Projekten gestalten. Auf Tourneen ist man über Monate unterwegs, jeden Tag ein anderes Bett, fürchterliche Auto-Strecken… Letzte Tournee heißt nicht, dass ich aufhöre zu arbeiten. Ich will intensiv im Geschehen bleiben, Einzelkonzerte geben. Ich finde das auch spannender. Wie zum Beispiel nach der Show mit der Band noch länger zusammensitzen zu können, denn man muss ja nicht am nächsten Tag wieder auf der Bühne stehen.
musikmarkt: Der letzte Titel auf dem neuen Album ist „Sag beim Abschied rockig Servus“...
Peter Kraus: Ja, aber eine Refrainzeile lautet auch „…und sag niemals nie!“
Autor: Andy Zahradnik
Quelle: Musikmarkt - 18.03.2014
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