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Die österreichische Sängerin ALLESSA im Gespräch mit Ilse Ryck - Interview vom 21.04.2008 |
Posted by admin (admin) on 08.05.2008 at 09:33 |
Die österreichische Sängerin ALLESSA im Gespräch mit Ilse Ryck - Interview vom 21.04.2008
Allessa, Sie sind heute von Wien angereist. Wie sah Ihr Tag bis jetzt aus?
Es war so, dass ich um 7 Uhr aufgestanden bin. Da war ich noch in Wien. Dann bin ich zum Frisör. Danach habe ich meinen Hund bei meiner Freundin deponiert und bin zum Flughafen gefahren. Der Flug von Wien nach Hamburg war unter großen Turbulenzen. Dann bin ich hier in Hamburg zum Fotostudio gefahren, wo wir einige Fotos machen für Homepage und Presse usw. Musikalisch hat es heute noch keine Aktivitäten gegeben.
Ich habe mir Ihr Album "Samstag Nacht" angehört. In dem Album werden sämtliche Gefühle zum Thema Liebe angesprochen (Enttäuschung, Kränkung - Träume, Hoffnung). Steckt Autobiographisches in den Liedern?
Ja, den Text "Roter Wein" habe ich ganz alleine geschrieben. Wenn man den Text genau verfolgt, dann "bringe ich jemanden mit Rotwein um". Wenn doch jemand sagt: Ich bleibe für immer bei dir, bis in den Tod, dann kommt man doch auf die Idee, das meint er wirklich so - das hat er versprochen - das will er halten. Wenn er dann aber gehen möchte... und da hatte ich die Idee, dann hilft man nach... (mit Wein) so mehr auf lustig. Es wird so oft von Männern oder auch Frauen etwas leichtfertig dahingesagt und der andere ist dann der Leidtragende, der das Versprechen ernst genommen hat. Das Lied hat autobiographische Züge. Das ist mir schon einmal passiert. Und auch das Lied "Jeder Anfang ist schwer" ist ein Text, wo ein Freund von mir von einer Frau verlassen wurde. Ich habe ihm gesagt: Du, schau nach vorne, wenn sie dich nicht liebt, lass sie gehen, denn das bringt doch nichts.
Gibt es spezielle Lieblingslieder auf Ihrem neuen Album?
Zum selber Anhören mag ich den letzten Titel auf meinem Album "Dieser Sommer stirbt nie". Er ist wunderschön. Bei Auftritten in Diskotheken und bei großen Festen, wenn die Leute gute Stimmung haben, ist zum Singen beispielsweise ein angenehmer Titel "Ich lebe wieder neu". Und natürlich "Samstag Nacht", den Titel kennen auch alle. Ja, ich singe live am liebsten die ganz dramatischen Balladen oder die ganz flotten Nummern.
Sie haben in der Vergangenheit verschiedene musikalische Stilrichtungen ausprobiert und haben sich jetzt für den Schlager entschieden. Wieso ist es der Schlager?
Für mich ist es die Musikrichtung, in der man ungeniert alles ausdrücken kann und darf. Viele haben das Vorurteil, dass man es gerade beim Schlager nicht kann. Aber das stimmt nicht. Wenn man den Schlager heute betrachtet, da werden alle Stimmungen abgedeckt und ich finde es auch leichter verständlich, nicht von der Sprache, aber vom Gefühlsausdruck. Es muss nicht so überkompliziert oder übertrieben sein und mit Supereffekten. Ich brauche das alles nicht. Meine Geschichten bleiben Geschichten. Früher war ich immer in der Zwickmühle zwischen Schlager und anderen Musikrichtungen. In meiner Kindheit bin ich teils mit Rock und Schlager aufgewachsen. Ja, ich habe beides gekannt, gespürt und gefühlt. Aber beim Liederschreiben oder wenn ich unterwegs bin oder auf Partys gehe, entscheide ich mich im Zweifelsfalle immer für den Schlager, weil ich ihn lieber höre. Ich gehe lieber in eine Fox-Diskothek als in einen Rockpub oder eine Techno-Disko. Dann habe ich gemerkt: Das scheint meine Heimat zu sein.
Haben Sie musikalische Vorbilder?
Musikalische Vorbilder... ich würde sagen, mir imponieren gewisse Sänger und Sängerinnen, wie sie interpretieren, so wie Katja Ebstein oder Mireille Mathieu oder bei den Sängern, diejenigen, die so eine Natürlichkeit haben, wie ein Peter Maffay oder Peter Alexander. Sie haben so eine eigene Art, die Lieder zu singen, ohne sie geschult gelernt zu haben. Es ist nicht so, dass sie ähnlich klingen wie vielleicht... Musical-Sänger Schema A, der fast so gleich klingt wie Musical-Sänger Schema B. Eben mehr versuchen, die eigene Sprache einzubringen, das kann man im Schlager so schön.
Wie ist Ihr bisheriger Eindruck: Unterscheidet sich die Musikszene in Deutschland von der österreichischen oder ist sie ähnlich?
Beim "klassischen Schlager" sage ich mal, beispielsweise ein Roland Kaiser oder Howard Carpendale, das funktioniert in beiden Gegenden. Mir kommt es vor, dass bei uns zu Hause in Österreich der volkstümliche Schlager noch stärker vertreten ist als bei euch in Deutschland. Bei uns gibt es viele Volksmusikfeste mit Tiroler- und steirischen Gruppen mit Harmonika und so weiter, das ist so richtig Gang und Gebe. Das gibt's überall - wirklich tausende Gruppen. In Deutschlands Diskotheken ist mehr der klassische Schlager gebucht, ohne Harmonika, ohne alpenländische Klänge. In Bayern ist es vielleicht ein bisschen anders.
Wie bereiten Sie sich auf Ihre Auftritte vor?
Da ich ja schon Jahre zuvor mit verschiedensten Live-Coverbands herumgezogen bin, habe ich die Aufregung nicht wirklich. Ich weiß, das ich das so und so mache und auch kann, daher habe ich keine Angst. Ich bin nur zum Beispiel nervös, wenn ich ein Lied am selben Tag frisch bekomme und ich muss den Text eine halbe Stunde vor dem Auftritt lernen, dann bin ich schon nervös und frage mich immer, wie es ausgeht. Meistens geht's gut aus - ich merke mir die Texte schnell. Habe ich ein Lied schon zigmal gesungen, weiß ich wie die Abläufe hintereinander sind. Obwohl - die Abläufe sind fast jedes Mal anders, denn ich kriege nie die selbe Reihenfolge auf. Ich mache oft zwei/drei Stunden vor dem Auftritt irgend etwas neu, weil ich irgendwie immer wieder andere Ideen hab' und dann bin ich ein bisschen nervös, wenn ich schnell auf die Bühne muss. Ich denke... kommt jetzt dies oder das andere dran. Gut - dann entscheide ich spontan und sag's dem Techniker durch. Ich habe auch keine Angst vor dem Publikum, indem ich denke: Was sage ich jetzt? Heute habe ich so viele Ideen, die ich erzählen könnte, dass ich besser weniger sage. Früher wusste ich nicht immer, was ich sagen sollte.
Wie sieht die wenige Freizeit bei Ihnen aus?
Meistens unternehme ich irgend etwas mit meinem Hund, weil er nicht oft mit mir fahren oder fliegen kann, obwohl er klein ist.
Welcher Rasse gehört er an?
Ein Mops, ein ganz braves Tier. Im Grunde kann man ihn gut mitnehmen, aber manchmal möchte ein Veranstalter oder irgend jemand, dass ich ihn nicht mitbringe, dann lasse ich ihn bei meiner Freundin. Sie hat auch einen Hund und da hat er Spass. Und weiter unternehme ich gerne etwas mit Freunden, auch wellnessen tue ich sehr gerne und in der Natur wandern. Im Sport: Rollerskaten, Tennis spielen... alles mögliche. Ich schwimme gerne im Sommer, eigentlich hätte ich gerne Swimmingpools das ganze Jahr.
Wie wichtig sind für Sie die Fans?
Es ist so: Ich habe auch schon ein böses Ereignis mit einem Manager gehabt und bin jemandem bös aufgesessen. Ich habe gemerkt, die Leute im Hintergrund, die verdienen und viel machen, sind überhaupt nicht wie die Fans. Die Fans freuen sich, dass man da ist, die denken nicht ans Geld, die wollen ihren Spass haben und wenn man dann auftritt und vorher Ärger gehabt hat mit irgend einem Manager, mit einem wahnsinnigen Veranstalter oder einem hysterischen Musiker oder einem Techniker, der nicht kapieren will, wie's klingen soll, dann steht man auf der Bühne und stellt fest, die Leute da unten, für die macht man das und die freuen sich, die finden das super und lehnen es nicht ab. Kalkül spielt da keine Rolle. Wenn das nicht so wäre, glaube ich, würden viele Sänger nicht singen, weil die Motivation und die Freude, auf die Bühne zu gehen, nicht mehr gegeben ist. Es liegt soviel Berechnung in der Branche, das nimmt den Spass ein bisschen weg. Aber wie gesagt, wenn man zu den Fans auf die Bühne geht, ist alles egal, was die draußen reden, motzen und meckern.
Ein blödes Beispiel, passt nicht direkt zum Schlager, ich glaube es war'n die "Toten Hosen". Die Plattenfirma war ursprünglich der Meinung, sie werden nichts, und das hat man ihnen schriftlich gegeben. Die Toten Hosen haben das in ihr erstes Album reinkopiert und veröffentlicht. Und die Gruppe war doch mehr oder weniger erfolgreich. So ist es immer: Was die Fans wollen, kann kein Wissenschaftler auf der Welt vorher prognostizieren.
Wie sehen Ihre weiteren Pläne speziell für Deutschland aus?
Ich plane, mal schau'n, ob's funktioniert, viele Auftritte, weil es mich wirklich interessiert. Ich liebe es, herumzureisen und aufzutreten, fast jeden Tag wäre mir schon recht. Aber montags, dienstags, mittwochs gibt's nicht so große Partys. Die Leute müssen arbeiten, so ist es mehr auf's Wochenende beschränkt. Aber ich hoffe, dass meine Plattenfirma und Booking-Agentur Möglichkeiten findet. Für einen Newcomer ist es sehr schwer. Wer gibt gerne gute Gage aus für jemanden, der noch nicht den Durchbruch geschafft hat und Leute automatisch zieht, wenn er auf dem Plakat steht. Darum geht's eigentlich.
Herzlichen Dank Allessa für das offene und ehrliche Gespräch.
Vor allem wünsche ich Ihnen viel Erfolg auf dem weiteren musikalischen Weg.
Quelle: Ilse Ryck – 23.04.2008