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DJ Ötzi im Interview mit MUSIKMARKT: "Man will sich ja auch weiter entwickeln"

Posted by admin (admin) on 02.10.2012 at 09:55
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DJ Ötzi im Interview mit MUSIKMARKT: "Man will sich ja auch weiter entwickeln"

 


Versuchte sich erstmals als Songwriter: DJ Ötzi (Foto: Volker Neumueller)

 

 

 

 

 

Die Single "Du bist es" schrieb DJ Ötzi für Boxer Robert Stieglitz

 

 

Hits wie "Anton aus Tirol", "Hey Baby" und "Ein Stern (der deinen Namen trägt)" verhalfen DJ Ötzi zum Durchbruch. Zuletzt hatte DJ Ötzi sich mit einem gemeinsamen Album mit den Bellamy Brothers einen musikalischen Traum erfüllt. Im Herbst veröffentlicht Gerhard Friedle alias DJ Ötzi ein neues Album, für das er erstmals selbst Songs schrieb. "Es wird Zeit..." erscheint am 28. September über Universal Music. Als erste Single-Auskoppelung kam am 31. August der Titel "Du bist es" in den Handel. Den Song schrieb DJ Ötzi auf Wunsch seines Freundes, den Boxer Robert Stieglitz. Zudem sang DJ Ötzi "Du bist es" vor dem WM-Kampf in der O2 World. Im "Musikmarkt"-Interview spricht der 41-jährige Tiroler Sänger.

 

Musikmarkt: Den Song "Du bist es", die erste Single-Auskoppelung Ihres neuen Albums, haben Sie beim WM-Boxkampf Stieglitz gegen Abraham live gesungen. Was fasziniert Sie am Boxen?
DJ Ötzi: Die Vorbereitung, der Kampf und was danach passiert. Vor allem, wie sich die Jungs genau auf den Punkt vorbereiten. Da gibt’s ja ganz viele Parallelen zur Musik und zum Leben überhaupt. Das Leben ist ein Kampf, ein Berg und Tal. Und wenn man sich im Tal vorbereitet, darf man vielleicht noch nichts erwarten, aber hoffen, dass es anschließend auch funktioniert.


War es Ihr Wunsch, mal den Soundtrack zu einem Boxkampf zu liefern?
Ja, doch. Ich bin gut befreundet mit Wladimir und Witali Klitschkow und inzwischen auch mit Robert Stieglitz. Als er mich gefragt hat, habe ich mich natürlich sehr gefreut.


Finden Sie, dass Ihre Musik und Boxen zusammenpassen?
Boxen ist Entertainment, es ist Show. Was ich mache, ist auch Entertainment. Wir lenken die Leute von ihren Sorgen, oder was auch immer, ab. Unsere Aufgabe als Musiker oder Sportler ist es, die Leute zu unterhalten, dass sie sich auf etwas freuen und mitfiebern können.


Sportshow und Musik sind heute nicht mehr zu trennen, aber ist das Drumherum nicht zu übertrieben?
Das eine geht schon ohne das andere, aber wenn du es erfolgreich machen und eine O2 World ausverkaufen willst, dann muss alles für die Zuschauer stimmen. Es ist ein Sportevent. Bei so einem Kampf sehen viele Millionen Leute zu. Da geht’s, glaube ich, nicht nur um Sport. Es geht auch um Unterhaltung, ähnlich wie bei der Formel 1. Das Drumherum spielt schon eine gewisse Rolle.


"Du bist es" ist aber keine Box-Hymne?
Nein, der Liedtext "Du bist es, du warst es, du wirst es immer sein" passt zwar genau, andererseits kann jeder mit dem Text etwas anfangen. Das war ja auch bei "Ein Stern" so, dass jeder was damit verbinden konnte, ob es um eine Hochzeit ging oder einen menschlichen Verlust. Wenn dir so etwas einfällt, ist das ein großer Glücksfall. Den gibt’s ganz selten.


Sie haben "Du bist es" selbst geschrieben?
Ja, es ist einer meiner ersten Songs, die ich selber geschrieben habe.


Sie haben früher vor allem Songs gecovert.
Es war meine Motivation, an der Hälfte der Songs fürs neue Albums mitzuschreiben.

 

Sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis?
Ich bin positiv überrascht, denn ich habe nicht im Entferntesten gedacht, dass ich so etwas kann. Ich war immer der Meinung, dass ich eigentlich nur die Leute unterhalten und mit ihnen von der Bühne aus gut umgehen kann. Dass ich auch meine Gedanken aufs Papier bringen kann für einen Song, hätte ich nicht gedacht, das sage ich ganz ehrlich.


Ihr diesbezüglicher Ehrgeiz ist mit den Jahren gewachsen?
Natürlich, weil man sich ja doch auch weiter entwickeln will. Wenngleich ich alles, was ich bisher gemacht habe, weiterhin positiv sehe. Aber jetzt ist einfach ein Zeitpunkt, wo ich meine Kreativität auch gern mal auf Papier bringe. Das ist wichtig für mich, denn es sind jetzt einfach auch meine Lieder, die aus mir gekommen sind.


Ein neuer Anspruch?
Ja, das musst du einfach haben, sonst fehlt was. Ich bin erst ein großer Künstler, wenn die Leute meine Songs singen. Lieder, die aus meinem Kopf und Herzen kommen.


Und wenn die Lieder nicht so erfolgreich werden?
Da spüre ich keinen Druck. Ich gebe grundsätzlich mein Bestes und wenn es funktioniert, freue ich mich. Aber es ist kein Muss. So etwas ist immer ein falscher Zugang, obwohl den viele Leute so haben.


Eine Lehre aus Ihrem Leben?
Sicher. Bei mir hat auch nicht immer alles in meiner Karriere geklappt. Immer wenn ich zu ehrgeizig war und zu viel gekämpft habe, habe ich in 90 Prozent der Fälle verloren. Wenn ich im Team schreibe, komponiere und produziere, hat’s immer funktioniert. Lustigerweise war "Ein Stern" damals gar nicht vorgesehen fürs Album und dann ging der so ab. Es geht nur im Loslassen, nur dann bist du auch kreativ. Auf der Höhe des Erfolgs kannst du nur abheben und das ist nicht mein Ziel.

 

Autor: Gunnar Leue
Quelle: Musikmarkt - 24.09.2012

 

 

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