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Ein Sänger für alle Fälle: Frank Schöbel zum 70. |
Posted by admin (admin) on 18.12.2012 at 11:32 |
Ein Sänger für alle Fälle: Frank Schöbel zum 70.
Frank Schöbel feiert heute seinen 70. Geburtstag (Foto: www.frank-schoebel.de)
Schlagersänger werden von Schlagerfans verehrt. Im Zusammenhang mit dem Namen Frank Schöbel hört man aber oft auch von Leuten, die keine Platte von ihm im heimischen Regal zu stehen haben, das Wort Respekt. Das liegt an der sympathischen Art des gebürtigen Sachsen und an seinen Liedern, die oftmals eine lyrische Note hatten und über die genretypische Schlagerbanalität hinaus gingen. Insofern ist Frank Schöbel, der am 11. Dezember seinen 70. Geburtstag feiert, einem Udo Jürgens allemal näher als einem Tony Marschall.
Ein Grund dafür liegt nicht nur im Talent, das bei dem Sohn einer Opernsängerin früh erkennbar war, sondern in dessen guter Ausbildung. Zwar wurde der Leipziger wegen Theorieschwächen aus dem Thomanerchor ausgesiebt, aber die durch Klavier- und Gitarrenunterricht erweiterte Basis für eine Karriere als kompetenter Sänger und Komponist war gelegt. Von den bis heute 550 interpretierten Liedern hat Frank Schöbel 300 selbst geschrieben. Obwohl er immer als Sunnyboy galt, fiel ihm der Erfolg nicht in den Schoß. Den so wichtigen DDR-Berufsausweis als Sänger bekam er 1964 erst im dritten Anlauf. Damals schaffte er es auch mit seinem ersten Titel ins Radio, wo er später nebenher in einer eigenen Sendung Platten auflegte. Andere Nebenjobs erledigte er gleichfalls mit Bravour, zum Beispiel die des Hauptakteurs in DEFA-Musikfilmen wie „Heißer Sommer“, die heute zum wirklichen Kultgut der DDR zählen. Zwar gab es im Arbeiter-Bauern-Staat offiziell keine Stars, und „Frankie“ zeigte auch keine diesbezüglichen Allüren, aber von den Surfern auf der leichteren Beatwelle war er – der noch dazu mit Chris Doerk ein „Schlagertraumpaar“ bildete – definitiv der Umschwärmteste.
„Wie ein Stern“, sein größter Hit – der 2006 in dem oscarprämierten Film „Das Leben der Anderen“ auch als Hintergrundmusik in einer Ostberliner Kneipe gespielt wurde - strahlte 1971 über ganz Deutschland. Nachdem er in der Bundesrepublik ebenfalls die Charts erobert hatte (fünf Wochen, bester Platz: 37), durfte er tatsächlich als erster DDR-Schlagersänger im Westen gastieren. Einen wahrhaft historischen Auftritt hatte Schöbel 1974 im Frankfurter Waldstadion, wo er die DDR bei der Eröffnungsveranstaltung der Fußball-WM vertrat. Allerdings auf Geheiß von oben nicht mit seinem Fußball-Hit „Der Fußball ist rund wie die Welt“, sondern mit dem quasi noch weltumspannenderen Lied „Freunde gibt es überall“. In der Tat hatte er die selbst unter Kindern, nachdem er ihnen den Hit „Komm wir malen eine Sonne“ schenkte. Wenig Freunde hatte sich Schöbel allerdings im Spätsommer 1989 bei den DDR-Oberen gemacht, als er im Fernsehen „Wir brauchen keine Lügen mehr“ sang, was zu der Zeit auch politisch nur (miss-)verstanden werden konnte.
Einen beruflichen Einschnitt brachte die Wende dann selbst für ihn als uneingeschränkten Liebling der Schlagerfans. Irgendwie ging alles wieder von vorne los. Dazu gehörten auch die Fehler, die man im Umgang mit den Entscheidern im Unterhaltungswesen machen konnte und die Frage, wie weit man sich anpasst, um als Künstler wahrgenommen zu werden. Befragt nach der schmerzlichsten Erfahrung in seiner künstlerischen Karriere, sagte der Sänger: „Die Wiedervereinigung in der Kultur hat nach der Wende nicht stattgefunden. Das Ganze ist leider bis heute ignorant, arrogant und einseitig gelaufen.“ Klarer Ausdruck seiner Enttäuschung, dass er die Chancen auch beim Westpublikum zu keinem Zeitpunkt seiner Karriere richtig nutzen durfte. Wie gut die gewesen wären, wenn man ihn früh gesamtdeutsch gelassen hätte, belegt die Doppel-CD „Teenagerträume – Die Hits der frühen Jahre“, die Sony Music aus Anlass von Schöbels 50. Bühnenjubiläum sowie 70. Geburtstag jüngst veröffentlichte. Und dann gibt es da noch ein Album, das schon seit mehr als 25 Jahren ein jährlicher Verkaufshit ist. „Weihnachten in Familie“, das er zusammen mit seiner (Ex-)Frau Aurora Lacasa und den beiden Töchtern produzierte. Es ist mit 1,7 Millionen Verkäufen das erfolgreichste Amiga-Album aller Zeiten. Nach der dazugehörigen Fernsehsendung „Fröhliche Weihnachten mit Frank“ (Heiligabend im MDR) wird Schöbel 2013 weiter auf Tour gehen. Überall dahin, wo man ihn sehen will.
"Musikmarkt" gratuliert herzlich zum 70. Geburtstag.
Autor: Gunnar Leue
Quelle: Musikmarkt - 11.12.2012
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