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Katzmann - Album "Katzmann" - VÖ: 07.02.2014 |
Posted by admin (admin) on 09.01.2014 at 04:59 |
Katzmann - Album "Katzmann" - VÖ: 07.02.2014
GIM Records|Soulfood|Zebralution
KATZMANN ist Debütalbum und großes Comeback gleichzeitig. Ein Umstand, der sich aus der facettenreich bewegten und teilweise kuriosen Lebensgeschichte des Menschen Nosie Katzmann erklärt. Einer Geschichte, die es verdient hätte, in einem Buch erzählt zu werden.
Es ist das Werk eines Künstlers, der - aus welchem Grund auch immer - alles, was er kann, auf den Punkt bringt und in die Waagschale wirft - zum ersten mal in seiner Karriere und zum ersten Mal unter eigenem Namen. Und dabei souverän unter Beweis stellt, dass er kein Millionenpublikum sondern im Grunde überhaupt keine Zuhörer braucht um Hitmaschine zu sein. Ein einziges Gegenüber, eine Angebetete reicht aus, um alles an Finesse, an Skills und Genialität, an Übergröße und in Wirklichkeit naiver Höchstbegabung abzurufen, woraus großes Pop-Kino schon immer gemacht wurde.
Nach einer Jugend im Rhein-Maingebiet der sechziger und siebziger Jahre, in der die Musik Fluchtpunkt, Projektionsfläche großer Träume und Silberstreif am Horizont darstellte, wie für so viele andere auch, stieg Katzmann zu einem der ganz Großen im internationalen Pop-Geschäft auf, blieb dabei aber stets hinter den Kulissen. Zahlreiche internationale Hits stammen aus seiner Feder - Songs wie 'Mr.Vain' und 'Right In The Night', interpretiert von Künstlern wie Culture Beat, Jam & Spoon und vielen anderen. Katzmann, in seinem künstlerischen Selbstverständnis eher ein Singer-Songwriter im Sinne von Neil Young, Joni Mitchell oder Tom Petty wurde zur Hitmaschine einer musikalischen Strömung, die eben jene freigeistige und poetische Authentizität der Genannten geradezu verneinte. Er ging seinen Pfad durch Widersprüche und abermals W! idersprüche und lernte dabei eine Menge Dinge, von denen wir 'gewöhnliche Sterbliche' nicht die geringste Ahnung haben. Über die Inszenierungsstrategien und unbarmherzigen Funktionsweisen einer knallharten Musikindustrie wie über die Privilegien des Erfolgs - bis hin zu davon unabhängig machenden Produktionstechniken und Wegen verlorenen Frieden wiederzufinden. Gäbe es nur die wirtschaftliche Seite, könnte man sicherlich sagen: der Mann hat ausgesorgt. Künstlerisch und seelisch sieht es da ganz, ganz anders aus.
Nach einer Krise zum Ende des Jahrtausends war Katzmann in den letzten 15 Jahren vornehmlich damit beschäftigt, sein Gesamtwerk zu archivieren, leidenschaftlich und akribisch aufzuarbeiten und mit seiner Band neu zu interpretieren. Zeuge davon sind die CD-Reihen 'Greatest Hits' und 'Songbooks' (letztgenannte starten tatsächlich mit Liedern, die in seiner mittleren Pubertät entstanden). Das Werk allerdings, um das es hier gehen soll - das Album KATZMANN - ist etwas völlig anderes. Es ist das Werk eines Künstlers, der - aus welchem Grund auch immer - alles, was er kann, auf den Punkt bringt und in die Waagschale wirft - zum ersten mal in seiner Karriere und zum ersten Mal unter eigenem Namen. Und dabei souverän unter Beweis stellt, dass er kein Millionenpublikum sondern im Grunde überhaupt keine Zuhörer braucht um Hitmaschine zu sein. Ein einziges Gegen! über, eine Angebetete reicht aus, um alles an Finesse, an Skills und Genialität, an Übergröße und in Wirklichkeit naiver Höchstbegabung abzurufen, woraus großes Pop-Kino schon immer gemacht wurde.
Wie hieß es früher im Radio so schön? 'Das Beste der Siebziger, Achtziger und Neunziger... und die Hits von heute!' - auf KATZMANN gibt es all das und zur Abwechslung mal von ein und demselben Künstler. Opener ist die Single-Auskopplung 'A Real Man', die im Vergleich zu all der Opulenz, die folgt, mehr andeutet als preisgibt, gleichsam aber das luxuriöse Produktionsterrain des gesamten Albums absteckt. Gleich danach überrascht KATZMANN mit einer von zwei leicht psychedelisierten Mid-Tempo-Nummern (die andere ist das arabeske 'Rough Part' im hinteren Teil der CD). 'Louder' verbindet eine subtil zitierte 80er Jahre Post-Punk-Klangästhetik mit aktuellen Groove-Standards und ist einer meiner persönlichen Favoriten.
Überhaupt ist das geschickte Zitieren und postmoderne Vermischen von Elementen eine der Riesenstärken des Albums, grade weil es so kalkuliert und gleichzeitig unschuldig geschieht. Da verbinden sich Harmoniegesänge, die anmuten wie Westcoast-Reminiszenzen aus seligen Späthippie-Tagen mit Clubsounds (in 'I Am Me' oder dem wundervollen 'The Nearest Far Away Place'), das toll aufgekratzte 'Cat With An Own Will' beginnt wie ein Minimal-Techno-Track und wird dann zu einer Art aufgepimptem Cyber-Folk. An anderer Stelle verleiht KATZMANN Stücken, die beim ersten Hören so wirken, als stammten sie aus seiner kommerziell erfolgreichsten Phase, genau die persönliche Aufrichtigkeit und Kraft, die ihnen in ihrem damaligen Umfeld fehlte ('Learned So Much About You' ist ein gutes Beispiel für diese Kategorie). 'She Has Her Ways' könnte den aktuellen US-Charts e! ntnommen sein und 'The Rope' ist ein Meisterstück in puncto vordergründiger Bescheidenheit. Über eine Gesamtlänge von über sechs Minuten entfalten sich Pianothema und Gesangsmelodie. Nicht viel mehr als ein rhythmisches Fingerschnippen scheint das Lied zu begleiten aber die Raffinesse steckt im Detail und in ungeheurer Dynamik fließt und fließt und fließt der Song durch alle Kanäle, die sich ihm öffnen.
Katzmanns erklärter Lieblingsort ist das Studio. Ich könnte wetten, es ist auch der Platz, an den er sich, sobald es irgendwo anders auch nur das kleinste bisschen unrund läuft, sofort hin wünscht. Und dieses artifizielle Zuhause, dass sich einer aus seinen Träumen selbst erschaffen hat, sollte für uns alle ein großes Geschenk sein. Fragt mich nicht nach kulturhistorischer Relevanz. Keine Ahnung, wie viel sich hiervon verkaufen lässt. Aber dieses schillernde, autistische Kleinod, dieser Beweis für die Kraft des 'in der Stille Reifens' rührt mich an wie lange nichts mehr. Einer macht was er will und es ist gut.
-Tom Liwa-
Quelle: Daniela Wilde - Wilde Schneider - 17.12.2013
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