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Manfred Krug 79-jährig verstorben

Posted by admin (admin) on 19.11.2016 at 10:39
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Manfred Krug 79-jährig verstorben


Manfred Krug in seiner Rolle als "Tatort"-Kommissar Stöver (Bild: WDR/NDR/Manju Sawhney)


Berlin - Manfred Krug ist tot. Wie erst jetzt bekannt wurde, verstarb der Schauspieler, der sich als einer der wenigen im Osten und im Westen einen Namen gemacht hatte, bereits am 21. Oktober im Alter von 79 Jahren. Ein entsprechender Bericht der "Bild"-Zeitung wurde jetzt von Krugs Management bestätigt.


Geboren wurde Manfred Krug am 8. Februar 1937 in Duisburg. Mit seinem Vater zog er 1949 nach Leipzig und absolvierte eine Lehre als Stahlschmelzer. Seine eigentlichen Ambitionen zeigten sich bald und 1954 wird er an der staatlichen Schauspielschule in Ost-Berlin aufgenommen. Die Schauspielschule beendete er nicht; stattdessen wurde er von Berthold Brecht ans "Berliner Ensemble" engagiert. Unter der Regie Brechts machte er erste Schauspielerfahrungen, wendet sich aber schon kurze Zeit später dem Film zu. Es folgte u.a. eine Rolle als Mephisto in einer Fernsehinszenierung des "Urfaust", 1960 spielte er im ersten Film unter der Regie seines Freundes Frank Beyer. Sehr erfolgreich wurde Krug mit dem Defa-Lustspiel "Auf der Sonnenseite", in dem er auch als Sänger auftrat. Neben der Schauspielerei etablierte er sich nun auch als Jazzsänger. Mitte der Sechziger erscheinen die ersten Alben, "Manfred Krug und die Modern Jazz Big Band", "Jazz und Lyrik" und "Jazz-Lyrik-Prosa". Insbesondere die Jazz und Lyrik Aufnahmen waren sehr erfolgreich.


1966 erschien "Spur der Steine Clip". Ein guter Film - zu gut für manche Funktionäre. Nach der Premiere wurde der Film verboten. Krugs Karriere wurde davon aber nicht tangiert, im Gegenteil. Neben vielen weiteren Filmrollen spielte er in Gershwins "Porgy und Bess" und die Zusammenarbeit mit dem Saxophonisten Günther Fischer erwies sich als überaus erfolgreich: Mehrere Alben mit einer charmanten Mischung aus Jazz, Chanson und Schlager entstanden im Lauf der 70er Jahre, darunter "Greens", "Du bist ja wie neu" oder "Ein Hauch von Frühling". Spätestens jetzt war er einer der gefeiertsten Künstler in der DDR.


Der Wendepunkt kam 1976 mit der Ausweisung Wolf Biermanns. Krug, der all die Jahre kritisch, aber konsequent für seinen Staat einstand, war empört über die Willkür der Mächtigen. Zusammen mit vielen anderen Künstlern und Intellektuellen aus der DDR unterzeichnete er ein Protestschreiben gegen die Ausweisung. Der Aufforderung, den Protest zurückzuziehen, widersetzte er sich und war innerhalb kürzester Zeit ein arbeitsloser Künstler. 1977 reiste er nach Westberlin aus.


Nach einiger Zeit stand er wieder vor der Kamera, seine erste größere Rolle im Westen hatte er in der Fernsehserie "Auf Achse". Auch als Sänger versuchte er es wieder, seine erste und für fast zwei Jahrzehnte einzige Aufnahme ist "Da bist du ja" (1979). Die Platte gewann zwar die Auszeichnung "Goldene Europa", kommt aber nur mäßig beim Publikum an.


Als Fernsehstar sorgte er indes weiter für einen Quotenrenner nach dem anderen, insbesondere als "Tatort"-Kommissar Stoever. Zusammen mit seinem Schauspieler-Kollegen Charles Brauer hatte er die Idee, einen Jazzstandard in die Serie einzubauen. Gesagt, getan und dem Charme der beiden Jazz singenden gereiften Polizisten konnten sich Millionen von Zuschauern nicht mehr entziehen. Nach vielen aufgeklärten Fällen und vorgetragenen Liedern war es dann fast schon überfällig, im Jahr 1999 eine Auswahl der Songs auf CD zu veröffentlichen. Klaus Doldinger produzierte das Anfang 2000 erschienene Album "Tatort - die Songs".


Anfang 2001 beendete Manfred Krug seine "Tatort"-Karriere und konzentrierte sich fortan auf seine alte neue Sängerkarriere. Schon Ende 2000 hatte er mit seiner CD Deutsche Schlager auf unnachahmliche Art eine Lanze für gute Songs in deutscher Sprache gebrochen.


Zusammen mit seiner Tochter Fanny tourte Krug mit dem Programm "Jazz'In the Blues" durch die Lande, das einstmals im Osten so erfolgreiche Konzept Jazz & Literatur fortführend - mit großem Erfolg und auf einem Live-Album festgehalten (veröffentlicht Ende 2001).


Noch in diesem Frühjahr war Manfred Krug mit Uschi Brüning auf Tournee gewesen; am 9. April hatte er sein letztes Konzert gegeben.


NDR-Intendant Lutz Marmor: "Manfred Krug war ein großer Schauspieler, ein Typ mit Ecken und Kanten. Sein Publikum hat ihn geliebt, sein Name steht für Meilensteine der deutschen Film- und Fernsehgeschichte in Ost und West. Mich haben vor allem seine Menschlichkeit, sein Mut und sein Witz beeindruckt. Dieser Witz prägte viele seiner Rollen: ob als Hauptkommissar Paul Stoever, den er mit großem Erfolg 17 Jahre lang im Hamburger 'Tatort' verkörpert hat, oder als 'Liebling Kreuzberg'. Der NDR hat Manfred Krug viel zu verdanken. Mein besonderes Mitgefühl gilt! seiner Familie."

 

Quelle: Blickpunkt:Film - 27.10.2016

 

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