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Münchener Freiheit im MM-Interview: "Bryan Adams hat Schlagertexte" |
Posted by admin (admin) on 15.03.2010 at 08:03 |
Münchener Freiheit im MM-Interview: "Bryan Adams hat Schlagertexte"
Die Herren sind schon seit 1983 als Münchener Freiheit unterwegs. 4. v.l.: Stefan Zauner (Foto: Koch Universal Music)
"Eigene Wege" heißt der neue Longplayer der Münchener Freiheit. Damit schafft es das Quintett einmal mehr, mit zielsicherem Melodiegespür, Songs abzuliefern, die hängenbleiben."Musikmarkt" sprach mit Sänger Stefan Zauner über den Erfolg deutschsprachiger Musik, die interne Bandharmonie und das ewige Schlagerimage.
Musikmarkt: Was macht die "Eigenen Wege" der Münchener Freiheit aus?
Stefan Zauner: Wir haben uns immer die Freiheit gegönnt, uns im Bezug auf das Arrangement nicht festzulegen, auf keine bestimmte Richtung zu beschränken. Wir haben schon ganze Orchester mit eingebunden, uns aber auch schon auf reine Rock-'n'-Roll-Elemente konzentriert.
Und wie sind Sie an ihr neues Album herangegangen?
Wir machen auch auf dieser CD nichts völlig anderes. Wir haben einfach 17 neue Titel. Ich denke sie sind uns ganz gut gelungen. Wir haben versucht jegliche Theatralik zu umgehen, aber trotzdem persönlich zu bleiben. Es sind zwei Debüts auf dem Album. Michael Kunzi hat bei "Mein Herz bleibt stehn" zum ersten Mal mit produziert. Er hat den Titel auch selbst komponiert und getextet. Außerdem hat Aron Strobel zum ersten Mal seine Stimme bei einem Stück von sich erhoben, was eine neue Farbe auf die Platte bringt.
Können Sie mit dem Begriff Schlager etwas anfangen?
Ich persönlich nicht. Einige ordnen uns so ein, andere nicht. Es kommt immer darauf an, was man vordergründig sieht. Manche tendieren dahin, zu sagen, wenn deutschsprachige Musik mit Gefühl oder Beziehungen zu tun hat, ist es automatisch Schlager. Dann wären ins Deutsche übersetzte Songs von Bryan Adams auch Schlager, obwohl man das mit Sicherheit nicht in diese Kategorie stecken kann. Für mich ist das musikalische Umfeld wichtiger und weniger die Texte.
Glauben Sie, dass die Menschen in schwierigen Zeiten eher zu gefühlvoller Musik greifen?
Definitiv nein. Ich denke, die Gefühlswelt wird durch die Wirtschaftskrise gar nicht betroffen. Was bei Tod, Liebe oder zwischenmenschlichen Beziehungen passiert, das ist völlig unabhängig von sämtlicher Wirtschaft.
Deutschsprachige Musik ist derzeit ja durchaus beliebt. Freut Sie das?
Ja, sogar sehr. Es gab Ende der Achtziger Jahre so einen Einbruch in Deutschland, wo sich sehr viele Radiostationen von deutschsprachiger Musik abgewandt haben. Ich kann mich sogar noch daran erinnern, dass es bei SWF3 in Stuttgart Plakate gab, auf die die ganzen Discjockeys draufgeschrieben hatten, warum sie keine deutsche Musik mehr spielen. Das war ein richtiger Trend dagegen – was wir natürlich auch am eigenen Leibe gespürt haben. Mittlerweile hat sich das wieder beruhigt und es sind auch, gerade im Osten, ganz tolle neue Bands entstanden wie Silbermond oder Tokio Hotel. Die haben gar nicht diesen Bruch mit der deutschen Sprache miterlebt. Für die gab es den nie.
Sie machen seit 1983 in der gleiche Besetzung zusammen Musik? Wie kann das so lang gut gehen?
Das Rezept kenne ich nicht. Man kann das glaube ich nicht konzipieren. Man kann bloß Glück haben, dass man sich irgendwo, so zusammengewürfelt wie man ist, auch gut versteht. Unsere Zusammentreffen sind ja weitgehend beschränkt auf Touren, auf Studiobesuche, auf Fernsehauftritte. Sonst hat jeder sein eigenes Leben. Wenn wir jetzt alle zusammen in einem großen Haus wohnen würden, dann würden wir es bestimmt nicht so lange miteinander aushalten.
Wann ist Schluss?
Man macht es so lange wie man sich gesundheitlich dazu in der Lage fühlt oder die Musik auch von früher repräsentieren möchte. Wenn ich noch mit 70 auf der Bühne "Tausend Mal Du" singe, kommt dann schon ein bisschen pelzig rüber. Die Musik verändert sich mit dir und du bleibst auf diese Weise glaubwürdig oder du sagst irgendwann: "Jetzt komme ich mir selber nicht mehr so toll dabei vor." Aber da bin ich noch. Ich habe mir keinen Stichtag gesetzt, an dem ich sagen würde: "Bis dahin und dann nicht weiter."
Wie gefallen Ihnen rückblickend Ihre alten Hits wie "Tausend Mal Du"?
Da muss ich unterscheiden zwischen dem, was ich mir so anhöre und zwischen dem, was ich gerne auf der Bühne spiele. Bei Konzerten ist es natürlich immer so, dass die Leute wegen den bekannten Stücken kommen. Kaum jemand ist nur auf die neue CD gespannt, die er noch nicht kennt. Die Leute kommen, um ein bisschen Gute-Laune-Musik mitsingen zu können. Und dazu gehören auch die bekannten Hits. Und wenn ich sie dann spiele, ist es eigentlich völlig nebensächlich, wie oft ich sie schon gespielt habe – bestimmt schon 10.000 Mal. Ich spiele sie nicht wegen mir, sondern wegen der Menschen. Wenn ich dann sehe, dass die sich darüber freuen und die Stimmung gut ist, dann reicht mir das als Bestätigung.
Mehr Informationen:
Münchener Freiheit – "Eigene Wege"
We Love Music/Universal Music
CD 1765384, Deluxe Edition 1798498
Autor: Thorsten Steer
Quelle: Musikmarkt – 06.04.2009