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Musikmarkt im Interview mit Michael Wendler: "Die verrückteste Idee wird wahr - wenn man dran glaubt ..." |
Posted by admin (admin) on 15.03.2010 at 08:05 |
Musikmarkt im Interview mit Michael Wendler: "Die verrückteste Idee wird wahr - wenn man dran glaubt..."
Immer auf Zack: Michael Wendler (Foto: Manfred Esser)
Party-Schlager ist der Trend in Diskotheken, Michael Wendler einer der Stars des Genres. Stampfender Beat, Synthesizer-Sound und deutsche Texte – der selbst ernannte "König des Popschlagers" will das muffige Image des Schlagers entstauben und hat Erfolg damit. Gold-Auszeichnung, Echo-Nominierung und jetzt erstmals eine richtige Hallen-Tour quer durch Deutschland. Aber auch internationale Auftritte sind geplant, zum Beispiel in Dubai und Las Vegas. "Musikmarkt"-Autorin Julia Köhler sprach mit dem Sänger darüber, wie er den Schlager retten will ...
Können Sie sich noch an Ihren ersten Auftritt erinnern?
Ja klar, sogar ganz genau. Vor einigen Jahren habe ich die "Deutsche Schlagertrophäe" in Aachen gewonnen und im Anschluss wurde ich direkt von einer Diskothek in der Nähe gebucht. Für den Auftritt habe ich 300 Mark gekriegt und mich gefreut wie ein Rohrspatz. Wahnsinn! Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich aber nur vier eigene Songs. Ich kam in der Diskothek an und wusste absolut nicht, was auf mich zukommt. Aber die Leute haben geklatscht ohne Ende. Die sind fast ausgerastet, und dann musste ich die vier Titel noch einmal singen. Seitdem produziere ich Diskofox und Diskomusik.
Sie nennen sich selbst "König des Popschlagers". Was heißt das?
Als ich anfing, hatte Schlager einen unheimlich schlechten Ruf. Seine Blütezeit war in den 70er Jahren und seitdem hat er sich nicht mehr weiterentwickelt. Viele meiner Kollegen singen immer noch diese 70er-Jahre-Kisten. Und das kommt bei der Jugend nicht so gut an. Damals haben die Texte vielleicht den Zeitgeist getroffen, aber heute nicht mehr. Sie kommen einem fremd vor und klingen altbacken. Und man macht sich lustig darüber. Ich versuche, den Schlager neu zu definieren, ich habe Rhythmen aus dem internationalen Pop-Bereich und Base-Drums in meiner Musik, deshalb nenne ich sie "Popschlager". Ich habe es geschafft, die Jugend zurück zu gewinnen.. Dafür sollten mir alle meine Kollegen, auch wenn sie noch so sehr darüber ablästern, dankbar sein. Die Jugendlichen jedenfalls finden den Wendler geil. Und das allein zählt. Denn wer soll sich in Zukunft, wenn die alte Generation nicht mehr lebt, noch für den Schlager begeistern?
Sie sehen sich als Retter des Schlagers?
Es gibt so viele Kollegen, die nicht zu dem stehen, was sie beruflich machen. Ich spüre, dass sie sich teilweise für ihre Musik schämen, aber trotzdem mit ihrer Musik Geld verdienen wollen. Und das passt nicht zusammen. Ich will das anders machen, ich bin der einzige Kämpfer, der zu dem steht was er macht und es wirklich ernst nimmt. Nur dann bist du glaubwürdig und nur dann sind die Leute auch bereit, mit dir zu kämpfen. Deswegen bin ich so erfolgreich.
Zum dritten Mal in Folge war die Arena Oberhausen bei Ihrem jährlichen Auftritt ausverkauft. Was ist das für ein Gefühl, wenn Sie dort auf die Bühne gehen?
Wenn ich ganz ehrlich bin, dann ist das für mich eine Genugtuung, weil viele böse Stimmen mich am Anfang für bekloppt und verrückt erklärt haben. Wie kann der Wendler so wahnsinnig sein und in die Arena Oberhausen gehen. Jetzt haben wir es geschafft, zum dritten Mal hintereinander die Arena restlos auszuverkaufen, mit 13.000 Fans. Ich glaube, das gibt es nicht so oft in der Schlagerbranche. Und dieses Gefühl hat mich bestärkt, dass die verrückteste Idee wahr werden kann, wenn man es nur anpackt und selbst dran glaubt, von mir aus wie ein Wahnsinniger. Wie kann ich das noch toppen? Gemeinsam mit Carlos Fleischmann und seinem Team bei Creative Talent geht der Wendler jetzt auf Welttournee. Zusätzlich spiele ich in der Arena auf Schalke mit Platz für 70.000 Fans! Und ich setze alles dran, einen Eintrag in´s Guinness Buch der Rekorde zu bekommen. Ich möchte 500.000 Tickets verkaufen und damit alle anderen in den Schatten stellen. So viele Kollegen reden mich immer noch schlecht und halten mich für eine Eintagsfliege.
Sie gastieren nicht nur in Deutschland, sondern auch auf Sizilien, in Spanien und in Las Vegas. Für einen Auftritt in Dubai können Fans eine Fanreise buchen...
Das freut mich ganz besonders. In der letzten Zeit gab es selten Möglichkeiten, mit mir zu knuddeln und zu knutschen. Bei der Fanreise gibt es das Konzert in Dubai, aber auch Ausflüge wie eine Wüstensafari mit Michael Wendler. Dieser hautnahe Kontakt ist eben unheimlich wichtig.
Was für eine Show bieten Sie?
Wir planen wirklich Obergigantisches. Ich habe ja keine Band wie andere Künstler. Ich arbeite mit Special Effects. Wir haben beim letzten Auftritt in der Arena Oberhausen alleine für 100.000 Euro Pyrotechnik dabei gehabt. Die Musik bei meinen Auftritten kommt vom Band, ich singe live und stehe mit vielen Tänzern auf der Bühne. Ich mache im Jahr jede Menge Auftritte, 300 kommen mindestens zusammen, allerdings immer nur 45-Minuten-Shows. Deshalb freue ich mich riesig darauf, den Fans endlich auch mal zweieinhalb Stunden Musik am Stück bieten zu können, mit älteren Schätzchen, die alle lieben und die immer wieder gewünscht werden.
Was planen Sie 2009 sonst noch?
Es gibt so vieles, was wirklich spektakulär ist. Ende April erscheint mein neues Album, "Respekt" mit 14 brandneuen Songs. Natürlich habe ich wieder alle Titel selber komponiert und getextet. Außerdem gibt es noch eine Soap von Michael Wendler, "Die Wendlers" soll das Ganze heißen. Und ich schreibe ein Buch, 300 Seiten dick, das "Michael Wendler – Die Faust des Schlagers" heißen wird. Es soll zusammen mit dem Album erscheinen. Natürlich ist es meine Biografie: Wie hat der Typ das geschafft, von ganz unten nach ganz oben? Wissen Sie was? Ich bin der erste, der es sich traut, über die Schlagerbranche offen und ehrlich zu erzählen.
Autor: jk
Quelle: Musikmarkt - 09.04.2009
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