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Nachruf: James Last – Trauer um den erfolgreichsten deutschen Bandleader |
Posted by admin (admin) on 10.06.2015 at 09:39 |
Nachruf: James Last – Trauer um den erfolgreichsten deutschen Bandleader
James Last war mehr als nur Musiker, Bandleader und Orchesterchef (Foto: Robert Freiberger)
München - Semmel Concerts, der langjährige Veranstalter von Konzerten der deutschen Orchester-Ikone, teilte mit, dass James Last im Kreise seiner Familie in Florida verstorben ist. Er hat über 100 Millionen von Schallplatten verkauft, war wie kein anderer Musiker mit dem Lebensgefühl der alten BRD verbunden und stand bis zuletzt auf der Bühne. Seine letzte Tournee beendete er diesem Frühjahr.
James Last war mehr als nur Musiker, Bandleader und Orchesterchef. Was so salopp als "Happy Sound" bezeichnet wurde, war Lasts musikalische Kreation und seit Mitte der 60er Jahre gehörte diese Musik zur Standardausrüstung bundesdeutscher Wohnzimmer. Es war der Soundtrack der alten BRD.
Es war Musik zum Wohlfühlen, Tanzen und es war die klingende Bestätigung dafür, endgültig im neuen deutschen Leben angekommen sein. Die dunklen Jahre waren abgeschlossen, das Wirtschaftswunder hatte sich in solides, regelmäßiges Wachstum entwickelt und überhaupt war alles ziemlich "Easy". Auch das Hören. Easy Listening – und James Last würzte dieses musikalische Lebensgefühl noch mit der notwendigen Atmosphäre. Die aktuellen Hits im Last-Sound, dazu Klatschen, Menschen, die sich amüsieren, und gute Laune. Non-Stop-Dancing...
Pausen gab es nur, als nach 20 Minuten die Plattenseite gewechselt werden musste. Eingespielt wurden Lieder aus der ganzen Welt. Medleys mit Musik aus England, Russland, Spanien, aus dem Wilden Westen oder gar Klassisches, welches unter der Sub-Line "Up To Date" dem Zeitgeist angepasst wurde. Last und sein Orchester hatten sich durch ihren eigenen Sound, mit den für ihn typischen Arrangements eine Alleinstellung in der Plattensammlung der Bundesbürger erspielt.
Die "Partyplatten", die er ab 1964 bei Polydor veröffentlichte, waren auch von derart herausragender Aufnahmequalität, dass es hauptsächlich Lasts LPs waren, die im Zuge der boomenden HiFi-Stereo Entwicklung der 60er und frühen 70er Jahre, bei Vorführungen der Musikanlagen im Handel als Testplatten Verwendungen fanden.
Kommerziell höchst erfolgreich ging er konsequent seinen Weg, ließ sich auch von harschen Kritiken im Feuilleton an seiner "Wohlfühlmusik" nicht aus dem Konzept bringen und erspielte sich sein Publikum auf der ganzen Welt. Versuche auch im größten Plattenmarkt der Welt den endgültigen Durchbruch zu erreichen, blieben ihm jedoch verwehrt. Das großartige "The America Album", 1970 für Nordamerika konzipiert, eingespielt und nicht veröffentlicht, erschien erst, nach Auffinden der Bänder im Archiv, 42 Jahre später, im November 2012.
Hans Last wurde 1929 in Bremen geboren und lebte seit mittlerweile 30 Jahren in den USA. Ans Aufhören dachte er nie. "Andere gehen auf Kur, ich gehe auf Tour", (Die Zeit) ist einer seiner, für ihn typischen Sprüche mit denen er seine Liebe zur Musik, zu seinem Schaffen im hohen Alter gerne kommentierte. Jetzt hat James Last seinen Platz vor dem Orchester, in der Bühnenmitte, endgültig verlassen. Mit ihm ging ein weiteres Stück alte Bundesrepublik. James Last wurde 86 Jahre alt.
Autor: Andy Zahradnik
Quelle: Musikmarkt - 10.06.2015
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