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"Ostrock-Saurier" Puhdys verkünden neues Album und ihre Rettung

Posted by admin (admin) on 23.11.2012 at 04:00
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"Ostrock-Saurier" Puhdys verkünden neues Album und ihre Rettung 


Die Puhdys präsentierten ihr neues Album in Berlin und stellten klar: Die Ostrock-Band löst sich nicht auf (Foto: gl)


Berlin - Die Puhdys haben ein neues Album gemacht, das sie am Dienstag, 20. November im Berliner Kino „International“ vorstellten. Weil es den vielsagenden Titel „Es war schön“ (VÖ 23. November) trägt und im Vorfeld mit allerlei öffentlichen Zweideutigkeiten seitens der Bandmitglieder angekündigt wurde, herrschte reges Interesse bei den Journalisten und etlichen eingeladenen Puhdys-Fans, ob denn die erfolgreichste deutsche Ostrockband wirklich offiziell ihr Karriereende verkünden würde.


Immerhin hatte sie in der "Bild"-Zeitung die Fährte in die Richtung gelegt, in dem Keyboarder Peter Meyer (72) sich zitieren ließ, man mache nur weiter, wenn sich die neue CD bis zum Sommer 2013 mehr als 500.000 Mal verkaufe. Bei aller Liebe der Puhdys-Fans unter den 80 Millionen Deutschen – das kann man getrost vergessen. Auch wenn man berücksichtigt, dass die Berliner Band in ihrer 43 Jahre währenden Existenz rund 20 Millionen Tonträger verkauft hat, stets auch viele Fans im Westen besaß (wo sämtliche Platten von ihnen auch vor 1989 erschienen) und immer noch zu den erfolgreichsten deutschen Liveacts zumindest im Osten gehört. Genug Gründe für Johannes Cordes, General Manager bei Universal Music Domestic Pop/Mainstream, die 43 Puhdys-Jahre zu Beginn der Albumpräsentation als ein Stück „Musik- und Rockgeschichte“ zu preisen.


Und offensichtlich erhofft er sich, dass die Band ihr Ende noch eine Weile hinausschiebt, auch weil ihr 37. Album dazu einigen Anlass gibt. Fast vier Jahre sind seit dem letzten vergangen und wie hinter den Kulissen zu erfahren war, wurden die erfolgsverwöhnten, aber auch in eingefahrenen musikalischen Gleisen bewegenden Puhdys auf ihre alten Tage noch mal zu etwas mehr Variabilität gedrängt. So stammt der Titelsong „Es war schön“ beispielsweise nicht vom Fastalleinherrscher im bandinternen Songwriting Dieter „Maschine“ Birr, sondern vom Produzentenduo Hartmut Krech und Mark Nissen (u.a. Santiano), während Frank Ramond (u.a. Annett Lousian) den Text lieferte.


Die Fremdhilfe hat sich offenbar gelohnt, denn der Song stößt nach Auskunft der Band bei den Radioleuten in allen Teilen des Landes auf gute Resonanz. Angesichts dessen fiel es den Musikern sicher leicht, die für sie neue Art der Zusammenarbeit mit der Plattenfirma zu loben. Keyboarder Peter Meyer: „Es ergaben sich viele neue Dinge, was auch notwendig war, um nicht im eigenen Saft zu kochen.“ Und auch Sänger und Hauptsongschreiber Dieter Birr zeigte eine gewisse Befriedigung, dass die von außen herangetragene Idee von mehr Radiotauglichkeit letztlich aufging.


Nicht nur mit dem Song „Es war schön“ haben die Puhdys einen Spagat zwischen Mainstreamrock und Mainstreamgefühlen zum Thema Abschied versucht. Die ganze Platte durchzieht eine Rückblicks- und Altersweisheit, die auf Grund des Alters der Musiker einerseits glaubwürdig wirkt, andererseits jedoch oft in vordergründige Gefühligkeit, zuweilen gar in Plattitüden („Du bleibst nicht immer jung“) versinkt. Was wiederum doch dem über Jahrzehnte geschliffenen Puhdys-Stil nahe kommt. Liedthemen wie Alzheimer mögen neu sein, der unkomplizierte, eingängige Gitarrenrockpop ist es trotz Streichereinlage nicht.


Die freudigste Nichtüberraschung für alle Fans der Band dürfte jedoch sein, dass die ihren „ein bisschen verselbständigten“ Promogag Puhdys-vielleicht-Auflösung wieder einkassierte. Mit ihnen sei weiterhin zu rechnen, sagte Dieter Birr und empfahl einen Blick auf die Bandwebsite mit den Tourterminen für 2013. Nicht nur dass, man plane schon bis ins Jahr 2014.

 

Autor: Gunnar Leue
Quelle: Musikmarkt -  20.11.2012 

 

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