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PostScriptum - Album "Mariam" - VÖ: 25. Juli 2014 |
Posted by admin (admin) on 03.06.2014 at 09:32 |
PostScriptum - Album "Mariam" - VÖ: 25. Juli 2014
India Records / Rough Trade
PostScriptum stehen wieder in voller, dunkler Blüte und präsentieren mit frischem Elan ihr neues, vielfältiger, packender und hymnischer denn je klingendes Album, „Mariam“ - das Meisterwerk einer gereiften Band, die ihrem selbstgesteckten Ziel, möglichst vielen Menschen im Gedächtnis zu bleiben, damit wieder etwas nähergekommen ist.
Längere Zeit war es ruhig um die für ihr Debütalbum „prophet:deny“ zu Recht gefeierte Band PostScriptum. Doch jetzt melden sich die Norweger mit ihrem zweiten Album, „Mariam“, furios zurück. Die Musik hat sich teilweise verändert und auch in der Band selbst gab es einige Wechsel. Statt bislang als Quartett treten PostScriptum nun als Quintett mit Petter Skippervold als Sänger, Arnfinn Stautland am Bass, Erik Sortdal an den Keyboards, Stig Løberg Værnes am Schlagzeug und Håkon Sagen an diversen Gitarren auf.
Auf ihrem Debütalbum boten PostScriptum hoch-melodischen, dunkel-melancholischen, mit einer Prise Wave und Gothic gewürzten Pop/Rock, den Kritiker und Fans zwischen den Koordinaten Sisters Of Mercy, U2, Muse, Sigur Røs, Nick Cave und A-ha platzierten. Vielfältige Einflüsse sowie scharfe Kontraste zwischen harten Gitarren-Riffs und berührenden, fast besinnlichen Passagen boten reichlich Spannung und Abwechslung. Alle Facetten, Inspirationen, Stile und Soundbausteine des Debüts lassen sich nun auch auf dem neuen Album, „Mariam“, mit seinen ergreifenden, metaphern-reichen, stellenweise mysteriösen Texten über bedingungslose Liebe, Verlustängste, Einsamkeit, Gewalt und Tod entdecken. Gleichwohl gibt es hier noch viel mehr, denn PostScriptum erweisen sich, angefangen bei der eleganten, vorwärts preschenden Electropop-trifft-Gitarren-Wave-trifft-Punkpunk-Hymne, „My Oh My&ldquo!" und der nicht minder überschwänglichen, von bissigen Gitarren und heftig pulsierendem Beat angetriebenen Selbstjustiz-Fantasie, „I Killed A Murderer“, noch stärker als zuvor als große Verehrer diverser Musikströmungen der 1980er Jahre.
Das romantische „Hey Hey Hey“ mit seinem nordisch schwermütigen Unterton lässt an A-ha's Pop-Melancholie im Breitwandformat denken. „Silverplate“ lockt mit Sequenzerbeats, peitschenden Drums und betörenden Synthieflächen in bester Tradition der Electro-Wave-Pioniere B-Movie und deren Klassiker „Nowhere Girl“ auf die Tanzfläche einer Indie-Disco. Und das euphorische „We Are Liars“ sowie das Verlustängste heraufbeschwörende „Paradise Lost“ sind bester, dunkler Gitarren-Wave britischer Couleur und wecken Erinnerungen an legendäre Bands wie The Chameleons und The Mission.
Damit ist die Lust des Quintetts an Stimmungswechseln, stilistischer Vielfalt und berührenden Songs für Herz und Seele noch längst nicht gestillt. „Stepping Inside“ ist eine opulente, von perlenden Pianoklängen getragene Ballade. „Should Have“ berauscht als elektrisierende Pop-Nummer mit Synthesizern und schnellen Dance-Beats. „Fade Away“, mit Funk-Bass, voller Gitarrenpracht und Bowie-eskem Vibrato in Petter Skippervolds Stimmbändern, entfaltet sich zu einer mächtigen Dark-Rock-Nummer mit Dance-Appeal. Der Noise-affine, atemraubende Albumausklang, „Come And Dance“, gemahnt an Killing Jokes „Love Like Blood“ und eine bombastisch-glamouröse Drama-Pop-Nummer wie „Vampire's Tale“ hätten auch Duran Duran in ihren besten „Wild-Boys“-Tagen nicht hinreißender hinbekommen.
Allerdings: Bei allen Vergleichen und Parallelen, die PostScriptum mit ihren Songs, Klangvorlieben, Arrangements und durchweg prachtvollen, hymnischen Melodien heraufbeschwören, gelingt es ihnen immer wieder aus den mannigfaltigen Einflüssen einen Sound mit eigenem Charakter zu destillieren, der Tribut an die Vergangenheit zollt, ohne diese eins-zu-eins in die Gegenwart zu kopieren. Ein besonderes Lob gebührt dabei Frontmann Petter Skippervold und seiner variablen, ausdrucksstarken Stimme, mit der grandios gefährliche Tiefen und erhabene Höhen auslotet und erkundet. Seine Stimme ist aber nicht sein einziges Kapital. Petter Kjus Skippervold ist zudem ein erfahrener, einfallsreicher Songwriter.
Bereits als Teenager in dem winzigen Städtchen Lillesand, in dem es außer Musik für Jugendliche nichts zu tun gab, schrieb er eigene Songs und verschickte Demos an Plattenfirmen. Da konkrete Zusagen, trotz vielversprechender Ankündigungen, letztlich ausblieben, studierte Petter nach dem Abi Theologie mit besonderem Fokus auf das Alte Testament. Gleichwohl komponierte er auch während der Studiums – er lernte zudem noch Altgriechisch und Hebräisch – weiter, selbst noch als er nach dem Studienabschluss einen Job als Dozent an der Uni in Oslo annahm. Seine Band PostScriptum gründete er jedoch erst aus einer Notsituation heraus. 2004 hatte er mit einem in Eigenregie aufgenommenen Song an einem Newcomer-Wettbewerb einer Radiostation teilgenommen und einen Auftritt im Rahmen des renommierten Club-Festivals, By: Larm, gewonnen. Nur gab es zu diesem Zeitpunkt gar keine Band, mit der er hätte auftreten! können. Zum Glück kannte er das norwegische Multitalent Knut Bjørnar Asphol und konnte diesen für die Idee einer „richtigen“ Band begeistern. Der Gitarrist, Keyboarder und Produzent brachte den versierten Bassisten Arnfinn Stautland zu den ersten Sessions mit und wenig später war die Band durch den ungemein virtuos trommelnden Stig Løberg Værnes komplett.
Ihren ersten öffentlichen Auftritt absolvierte das neue Quartett auf dem Hinflug zum Festival im Flugzeug. Dieses Konzert auf engem Raum in luftigen Höhen bescherte der Gruppe mediale Aufmerksamkeit mit großer Wirkung: Nach ihrem gefeierten By: Larm-Gig wurden PostScriptum gleich für eine 50 Konzerte umfassende Clubtour gebucht. Nebenbei veröffentlichte die Gruppe auf ihrem eigens gegründeten Label ihre Debütsingle „One Day“, die es auf Anhieb in die Top-20 der norwegischen Charts schaffte. Es folgten die EP „Garbage Man“, Tourneen außerhalb Norwegens, sowie mit der Single „When You Leave Me“ ein weiterer Vorgeschmack auf das 2007 veröffentlichte Debütalbum „prophet:deny“, das PostScriptum in Norwegen einen Grammy, der hier Spellemann heißt, in der Rubrik: „bester Newcomer ohne Plattenvertrag“ einbrachte. Geadelt mit dieser Trophäe und privilegiert mit einem überzeugenden Album randvoll mit berauschenden Melodien, mächtigen Gitarrenattacken, erhabenem Wohlklang und geheimnisvollen, düsteren Texten kletterten die Norweger kontinuierlich auf der Erfolgsleiter nach Oben, gastierten auf wichtigen Festivals, traten im Fernsehen auf und untermauerten mit regelmäßigen Tourneen auch in Deutschland ihren Ruf als exzellente Live-Band mit Gänsehaut-Qualitäten.
So - und natürlich auch mit einem zweiten Album - hätte es weitergehen können, doch dann geriet Sand in das bislang gut geölte Bandgetriebe. Zunächst verließ der auch als Solist vielbeschäftigte Knut Bjørnar Asphol die Gruppe, nicht aus musikalischen oder persönlichen Gründen, sondern weil er inzwischen so viele Anfragen als Produzent erhielt, dass er die Rolle eines festen Bandmitglieds einfach nicht mehr erfüllen konnte. Gleichwohl fand das Resttrio in Håkon Sagen, ex-Gitarrist der norwegischen Prog-Metaller „Benea Reach“, rasch adäquaten Ersatz und zudem einen Musiker mit reichlich neuen Ideen. Die steuerte fortan auch Neuzugang Erik Sortdal (keyboards) bei, mit dem Post/Scriptum nun als Quintett die Arbeiten am neuen Album fortsetzten – sofern man überhaupt die Zeit fand, ! sich zu treffen, Songs zu schreiben und diese aufzunehmen. Denn viel „freie Zeit“ hatten die Bandmitglieder nicht in den letzten Jahren. Alle Fünf waren inzwischen Väter geworden und einige von ihnen sogar mehrfach. Deshalb dauerten die Studioaufnahmen eben nicht, wie ursprünglich geplant, nur ein paar Wochen, sondern zogen sich über mehr als drei Jahre hin.
Doch nun stehen PostScriptum wieder in voller, dunkler Blüte und präsentieren mit frischem Elan ihr neues, vielfältiger, packender und hymnischer denn je klingendes Album, „Mariam“ - das Meisterwerk einer gereiften Band, die ihrem selbstgesteckten Ziel, möglichst vielen Menschen im Gedächtnis zu bleiben, damit wieder etwas nähergekommen ist. Als Produzent konnte für dieses außergewöhnliche Werk Udo Rinklin gewonnen werden, der mit der Band „Die Happy“ Top 10 Erfolge erzielte und vom Titelsong für den Kinofilm „The Poet“ mit Jürgen Prochnow, über den Grand Prix Song von „Allee der Kosmonauten“ bis zum Radio Remix von Philipp Poisel (Original von Frank Pilsl) produzierte er anspruchsvollen Poprock mit internationalem Niveau.
Quelle: Wilde Schneider - 20.05.2014
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