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Servus, Pfüat Gott und auf Wiedersehn: Ein Nachruf auf Karl Moik

Posted by admin (admin) on 01.04.2015 at 09:20
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Servus, Pfüat Gott und auf Wiedersehn: Ein Nachruf auf Karl Moik
 

Der "Erfinder" des "Musikantenstadl": Karl Moik (Foto: ORF/Ali Schafler)
 

Der Tod rückt die Lebensleistung vom Rand mit einem Ruck wieder in die Mitte der Bühne: Karl Moik ist in den frühen Morgenstunden des 26. März in einer Salzburger Klinik verstorben. Karl der Große. In der Tat ragte der Mann mit seiner stattlichen Größe körperlich nicht nur aus jeder Menschenmenge, sondern er war vor allem ein durchsetzungsfähiger Kämpfer für Ideen, die er für sich als richtig und potenziell erfolgreich empfand.


Als Karl Moik 1981 mit der Idee des "Musikantenstadl" an den Start ging, stand dahinter nicht einfach nur über 100 Minuten Musikfernsehen zu produzieren, sondern vor allem der Wunsch, die volkstümliche Musik aus dem Dunst der Bierzelte zu holen, den Künstlern eine Bühne zu bieten, wo sich an der Bühnenkante nicht die Maßkrüge aneinander reihten. Er wollte, dass diese Szene ernst genommen wurde. Nicht nur weil er sich auch musikalisch darin wohl gefühlt hat, sondern er hatte mit viel Gespür für das, was Menschen gefällt, erkannt, dass er mit seiner Leidenschaft nicht alleine im Land ist.


Als der "Stadl" On Air ging, begann damit nicht nur eine neue Ära der Musik-TV-Shows. Es war ein Dammbruch. Volkstümliche Unterhaltungsmusik, zu dieser Zeit in erster Linie auf Radio und Volksfeste zur Verbreitung angewiesen, wurde quer übers Land gestrahlt. Kapellen, Gruppen, Duos und Solo-Interpreten standen mit einem Schlag im Rampenlicht und wurden zu Stars. Moik brachte damit ein kommerzielles Potential im Musikgeschäft ins Rollen, welches zuvor von den großen Firmen damals eher stiefmütterlich behandelt wurde, jedoch Platz für kleine Independents schuf.


Und: À la longue pflanzte er die Idee auch in die Köpfe anderer Programmmacher. Der "Musikantenstadl" und der "Grand Prix der Volksmusik", an dessen Entwicklung und Erfolg Moik nicht unwesentlich beteiligt war, brachten nicht nur eine große Zahl an Hits und Stars hervor, sondern auch eine Welle an Sendungen quer durch alle Anstalten, die auf dieser Welle durchaus erfolgreich mitsurften. Die 80er und die 90er Jahre wurden somit die Goldenen, aus deren Vergangenheit und Archiven heute noch geschöpft wird und Grundsteine für Karrieren gelegt wurden, die heute noch erfolgreich laufen.


Dass die Quote jedes Mal stimmte, stand außer Frage. Millionen saßen regelmäßig in den drei Ländern vor dem Schirm, nur zugeben wollten es viele nicht. Viel eher drüber lästern. Geliebt von den einen, gehasst von den anderen war der "Musikantenstadl" vor allem eines: Niemandem egal – und mit ihm der Karl Moik. Der, dann und wann, sogar höchst selbst als Sänger in seiner Show auftrat.


24 Jahre lang war Karl Moik im "Musikantenstadl" der uneingeschränkte Chef. Er schaffte es mit seiner Sendung, auf allen fünf Kontinenten zu Gast gewesen zu sein. Das ist bisher unerreichte Fernsehgeschichte. 2005 wurde sein Vertrag nicht mehr verlängert. Die Sendung, seine Show, bekam mit Andy Borg nicht nur einen anderen Moderator, sondern wurde auch einem Re-Launch unterzogen. Seinen Abschied, vor allem wie alles gelaufen sein soll, hat Karl Moik nie wirklich verwunden, sich aber doch irgendwann damit abgefunden.


Er musste sein Lebenswerk abgeben und von der Outlinie dabei zusehen, wie es durch die zweite Hälfte der Nuller-Jahre segelte, um heute, 2015, erneut auf dem Prüfstand zu stehen. Trotz all den Erklärungen der TV-Verantwortlichen wird man das Gefühl nicht los, dass über dem "Musikantenstadl" dieses "alles hat seine Zeit" schwebt.


"Servus, Pfüat Gott und Auf Wiedersehn" – mit diesem Lied ging jeder Moik-"Stadl" zu Ende. In diesem Sinne: Servus Karl Moik. Mit dir geht ein Stück beeindruckende Fernsehgeschichte.

 

Autor: Andy Zahradnik
 
Musikmarkt - 27.03.2015 

 

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