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s²marketing informiert: BUCH Leonard Cohen - Titan der Worte (Verlag: Edel)

Posted by admin (admin) on 08.10.2010 at 02:59
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s²marketing informiert: BUCH Leonard Cohen - Titan der Worte (Verlag: Edel)


In Kürze setzt Leonard Cohen seine Welt-Tournee fort und als begleitende Lektüre für die Termine in Deutschland möchten wir Euch das bereits von uns vorgestellte Buch „Titan der Worte“ noch einmal wärmstens ans Herz legen.

 
Der Cohen-Experte Christof Graf blickt in seiner umfassenden Biografie auf den Lebensweg und das Schaffen des Meisters der Melancholie zurück. Entstanden ist ein ehrliches und ungeschminktes Porträt des Ausnahmemusikers, der seit über fünf Jahrzehnten die Musikwelt bereichert. Zahlreiche bisher unveröffentlichte und exklusive Fotos von Christof Graf, der Leonard Cohen seit Jahren begleitet, sowie Übersetzungen der wichtigsten Lieder machen Leonard Cohen – Titan der Worte zur aktuellsten und umfangreichsten Cohen-Gesamtschau.

 

Tour Daten:
18.08. Berlin, Waldbühne
03.09. Wiesbaden, Bowling Green (vor dem Kurhaus)
27.09. Hannover, TUI-Arena
29.09. Dortmund, Westfalenhalle
01.10. Stuttgart, Schleyerhalle

 

Zum Autor:
Christof Graf, geboren 1963, ist Professor für Medien & Wirtschaft an der DIPLOMA FH Nordhessen. Bisher veröffentlichte er unter anderem So long, Leonard (1990), Partisan der Liebe – Leonard Cohen (1996), Bob Dylan – Man On The Road (1999), Leonard Cohen - Song Of A Life (2002) und Dalai Lama – Leben mit Rückgrat (2008). In diesem Jahr erscheint zudem auch sein Buch Bob Dylan – Amerika oder der Tag, an dem Bob Dylan durch Saarbrücken fuhr.

 

Christof Graf - „Leonard Cohen - Titan der Worte“
Ca. 400 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag
Mit zahlreichen Abbildungen
Format 18,5 x 25 cm
€ 22,95 (D) / € 23,60 (A) / sFr 50,90
ISBN 978-3-941378-64-3
bereits erschienen

 

 

II. Akt

Vom Underground-Literaten zum Rockpoeten

Erwähnt man heute den Namen Leonard Cohen, fällt fast immer der Titel seines wohl berühmtesten und einflussreichsten Songs. Denn wie jeder populärer Vertreter der Rockgeschichte, so hat auch Cohen seine »Hymne«; bei ihm heißt sie »Suzanne«. Von keinem Cohen-Song existieren mehr Coverversionen, und es gibt kaum ein Konzert, in dem sein Autor ihn nicht selbst vorträgt. Die Episode, auf der der Text beruht, ist schon oft, aber nicht immer vollständig erzählt worden.

 

Hinweise zur Entstehung des Songs finden sich in zahlreichen Interviews, die Cohen gegeben hat, aber auch auf der Cover-Rückseite seines Albums The Greatest Hits von 1975. Um die Pointe der Geschichte vorwegzunehmen: Nicht um einen Song für Cohens (spätere) Liebe Suzanne Elrod handelt es sich, sondern um ein Lied für eine Tänzerin, die er 1963 in Montreal kennenlernte. Der Nachname dieser »ersten« Suzanne lautete Verdal. Ihr ist der weniger bekannte Text »Suzanne trägt einen Ledermantel« gewidmet, den Cohen im Jahr 1963 schrieb und 1966 in Parasites Of Heaven veröffentlichte: die Hommage an eine Frau mit zahlreichen Amouren, in der die Gefahr beschworen wird, die von einer Femme fatale in Gestalt einer Frau im Ledermantel ausgeht.


Suzanne trägt einen Ledermantel.
Ihre Beine sind versichert durch viele Brücken, die sie hinter sich abbrach.
Ihre Waden sind prall wie Spinnaker in voller Fahrt, hart vom Wippen im Takt der Musik, jenseits der Koordinaten jedes Publikums.
Suzanne trägt einen Ledermantel, denn sie ist kein Zivilist.
Nie schlendert sie leger die Ste. Catherine entlang, denn mit jedem Schritt muss sie erlösen die klumpfüßigen Massen und über den Acker staken voll riesiger Hagelkörner, die nie schmolzen, ich meine den Friedhof.
Steht auf! Steht auf!
Suzanne geht vorbei.
Sie trägt einen Ledermantel. Sie hält nicht an, um die Brüche zu bandagieren, zwischen denen sie hindurchgeht.
Sie darf nicht anhalten, sie darf kein Geld bei sich haben.
Groß ist die Zahl der Mildtätigen.
Wenige dienen dem Flieder, wenige heilen mit Dunst.
Suzanne trägt einen Ledermantel.
Ihre Brüste sehnen sich nach Marmor.
Der Verkehr stockt: Leute fallen aus ihren Autos. Ihre geilsten Gedanken sind nicht wild genug, um die ameisen-wimmelnde Kristallstadt zu bauen, die sie zersplittern würde mit dem Klang ihrer Schritte.
© Zweitausendeins

 

Einen zweiten »Suzanne«-Text schrieb Leonard Cohen zur gleichen Zeit, auch diesmal hatte er in Suzanne Verdal seinen Ursprung. »Die Akkorde zu diesem Song waren mir klar, bis eine Frau ins Spiel kam«, gesteht der Autor. Die Urfassung seines populären Songs wurde jedoch nie veröffentlicht; erst der Text einer weiteren Version mit umgeschriebenen Passagen, die auf seiner Begegnung mit einer anderen Suzanne (Vaillancourt) basierten, erschien 1964 unter dem Titel »Suzanne Takes You Down« im Band Flowers For Hitler. In Liedform wurde »Suzanne « erstmals im Jahr 1966 in einer Coverversion von Judy Collins veröffentlicht.


Suzanne
Suzanne nimmt dich mit an den Fluss dort, wo sie wohnt du kannst die Schiffe fahren hören du kannst die Nacht an ihrer Seite sein.
Und du weißt, sie ist halb verrückt aber deshalb willst du bleiben und sie gibt Orangen dir und Tee der weither aus China kommt.
Und willst du ihr endlich sagen nein, ich hab dir nichts zu geben hebt sie dich in ihre Wellen und der Fluss gibt dir die Antwort du warst immer ihr Geliebter.
Und du gehst mit ihr auf Reisen die man blinden Auges reist und du weißt, sie kann dir trauen denn du berührtest ihren makellosen Körper mit deinem Geiste.
Jesus war ein Seemann wenn er auf dem Wasser ging und lange stand er da und blickte von einem einsamen Turm aus Holz und als er sicher wusste dass nur Ertrinkende ihn sehen sprach er: Jeder wird ein Seemann sein bis einst das Meer ihn freimacht doch er selbst war schon zerbrochen lang bevor der Himmel aufging verachtet, fast menschlich sank er in deine Weisheit wie ein Stein.
Und du gehst mit ihm auf Reisen die man blinden Auges reist und vielleicht wirst du ihm trauen denn er berührte deinen makellosen Körper mit seinem Geist.
Suzanne nimmt deine Hand und sie führt dich an das Ufer sie trägt Lumpenzeug und Federn aus den Lagern der Heilsarmee.
Und die Sonne schmilzt wie Honig auf der Madonna unseres Hafens und sie zeigt dir, wo du suchen sollst zwischen dem Abfall und den Blumen.
Da sind Helden in dem Seetang da sind Kinder früh am Morgen sie mühen sich um Liebe sie werden sich für immer müh’n und Suzanne, sie hält den Spiegel.
Und du gehst mit ihr auf Reisen die man blinden Auges reist und du weißt, sie wird dich finden denn sie berührte deinen makellosen Körper mit ihrem Geist.
© März Verlag

 

Die wahre Geschichte »Suzannes« ist die von Suzanne Vaillancourt, Berufstänzerin und Frau des Montrealer Bildhauers Armand Vaillancourt, deren »makellosen Körper« Leonard Cohen tatsächlich nur »mit seinem Geist« berührt hat, denn zwischen ihm und Suzanne stand ihr Ehemann. Suzanne bat Leonard zwar in ihre Wohnung, doch lediglich, um ihm »Tee und Orangen« aufzutischen. Der Fluss, der »die Antworten« gibt, fließt durch St. Marks, und Suzannes Fenster gab einen Blick auf ihn frei. Beim Entschlüsseln der Bilder, die Cohen in diesem Song verwendet, erweist sich sein Welthit somit als eine einzige Liebeserklärung und als ein Extrakt aus den vielen Erinnerungen, die Cohen mit dieser Frau verbindet.


Mit der Veröffentlichung des Textes verlor Cohen jedoch zugleich alle Rechte an dem Song. »Ich unterschrieb ein Stück Papier, das ich nicht sorgfältig genug durchgelesen hatte. Ich vertraute dem Typ, nur weil er lange Haare und Stiefel trug.« Reich wurde Cohen durch »Suzanne« also nicht. Erst Anfang der 90er- Jahre, nachdem die Urheberrechtsfrist abgelaufen war, konnte er sie zurückgewinnen, um das Lied nach 25 Jahren erstmals wieder als Urheber zunächst in seinem in deutscher Sprache nicht erschienenen Buch Stranger Music. Selected Poems And Songs (1993) zu
veröffentlichen.


Nach der um 1968 in die Brüche gegangenen Beziehung mit Marianne Jensen lebte Cohen bis Ende der 70er-Jahre mit Suzanne Elrod zusammen, seiner zweiten großen Liebe und Mutter seiner beiden Kinder Adam und Lorca. »Er kam herein, und ich ging gerade hinaus«, erinnert sich Suzanne Elrod an ihre erste Begegnung irgendwo in Manhattan. Schon kurze Zeit später zog sie zu ihm ins Hotel Chelsea. Für beide war es eine Zeit der Veränderungen: Suzanne, damals gerade 19 Jahre alt, wollte weg von den Kneipen, und Cohen wollte weg von den Drogen. »Deshalb ging er nach seiner New Yorker Zeit auch wieder zurück nach Montreal zu seiner Mutter, die großen Einfluss auf ihn hatte. Das Einzige, was mich an ihr störte, war, dass sie mich immer Marianne rief. Danach gingen wir nach Tennessee. Es war sehr romantisch. Ich war ihm ergeben. So lange es jemanden wie ihn im Universum gab, war es für mich okay, hier zu sein. Aber wir stellten fest, dass unsere Beziehung wie ein Spinnennetz konstruiert war.«


Das Fundament der in ihrer Kompliziertheit nie genauer beschriebenen Beziehung bestand aus einem Arrangement: Man lebte und arbeitete zusammen in Montreal und auf Hydra; Leonard schrieb Songs und Gedichte, Suzanne arbeitete für ein Magazin und verfasste den Anfang eines pornografischen Romans, »nur um uns zum Lachen zu bringen«. Verheiratet war Cohen jedoch weder mit Marianne noch mit Suzanne oder einer anderen Frau. Er steckte Suzanne lediglich einen jüdischen Hochzeitsring an den Finger, ein offizielles Papier unterschrieb er hingegen nie.


1978, im selben Jahr als Cohens Mutter starb, endete auch seine Beziehung zu Suzanne, die mit den Kindern nach Avignon zog. Sprach man ihn zu dieser Zeit auf die Trennung an, antwortete er nur, niemand könne mit ihm leben. »Ich werde nie wieder mit jemandem zusammenleben. Ich habe kein Privatleben mehr.«

 

 

Quelle: Oliver Scheer - s²marketing - 05.08.2010

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