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s²marketing informiert: BUCH: Robin Felder - Unsympath (Verlag: Edel)

Posted by admin (admin) on 01.08.2010 at 05:52
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s²marketing informiert: BUCH: Robin Felder - Unsympath (Verlag: Edel)
 
 
Schon Anfang des Jahres, haben wir Euch dieses äußerst spannende Buch vorgestellt und möchten Euch jetzt gern darauf hinweisen, dass Robin Felder und sein „Unsympath“ auf große Lesereise gehen.
 
 
Der Hauptteil wird erst ab September starten, aber zu den Neuköllner Literaturwochen lässt Robin Felder es sich natürlich nicht nehmen, sich schon einmal etwas warm zu lesen:
 
 
27.07.2010 DE-Berlin, Heimathafen Neukölln - Story! Neuköllner Literaturwoche
15.09.2010 DE-Hamburg , Harbour Front Festival
23.09.2010 DE-Köln, Kulturcafé Lichtung
24.09.2010 DE-Essen, Zeche Carl
29.09.2010 DE-Flensburg, Hummels Eck
30.09.2010 DE-Hamburg, Kulturhaus III&70
01.10.2010 DE-Osnabrück, Mojo Soulfood Café
16.11.2010 DE-Mainz, Kulturcafé
 
 
Die Tour plant: http://www.rockthistown.de
 
 
Im September werden wir Euch natürlich noch einmal daran erinnern ;o)
 
 
 
Über den Inhalt:
 
In Robin Felders Debüt schlüpft der Leser in den Kopf des erfolgreichen Musikproduzenten Peter Weidner und erfährt, was er für seine Mitmenschen, die Musikbranche und sich selbst empfindet: tiefe Abscheu. Und obwohl der Buchtitel Programm ist und Felder seinem Leser nichts erspart, fesselt der Roman bis zu seinem krassen, schonungslosen Ende: „Unsympath“ ist ein literarischer Amoklauf.
 
Der Musikproduzent Peter Weidner ist mit Mitte 30 auf dem Gipfel seines Erfolgs angekommen: Er produziert Charthits am Stück, besitzt eine Eigentumswohnung in der Münchner Innenstadt, fährt Jaguar, ist smart, attraktiv und datet Frauen in Rekordzeit. Doch was auf den ersten Blick aussieht wie ein erfülltes Leben, ist in Wirklichkeit ein Albtraum: Peter Weidner hasst Menschen – allen voran sich selbst – und ist immer darauf bedacht, nicht im nächsten Moment die Selbstbeherrschung zu verlieren.
 
 
 
Über den Autor:
Robin Felder, Jahrgang 1971, Komponist und Texter aus München, schreibt und produziert erfolgreich für Künstler aus den verschiedenen Genres der Popmusik, u. a. Tom Novy, Disco Boys, Depeche Mode, Du & Ich, Kastelruther Spatzen, Hansi Hinterseer, Moby. „Unsympath“ ist sein erster Roman. Weitere Informationen dazu gibt es unter www.unsympath.com !
 
 
 
Robin Felder: Unsympath
352 Seiten, Klappenbroschur mit Veredelung
€ (D) 17,95 / (A) 18,50 / sfr 31,50
ISBN 978-3-941376-14-4
Bereits erschienen!
 
 
 
 
Leseprobe „Unsympath“ von Robin Felder
 
 
Mein Handy klingelt. ›Bettina E. Handy‹ erscheint auf meinem Display.
»Hi«, »Hi«, »Alles gut?«, »Ja, und bei dir?«, »Auch«, »Wolln wir uns heute Abend sehn?«, »Okay«, »Bei dir?«, »Ja, wunderbar«, »Um neun?«, »Ja gut, bis dann«, »Ja, bis dann, tschüss«. Kurz und bündig.
Nur kein unnötiges Gelaber. Ein hundertfach erprobter Wortwechsel.
 
 
Jetzt hab ich doch noch einen Termin reinbekommen. Schon fühle ich mich ein bisschen gestresst. Das bringt mich fast aus dem Gleichgewicht. Aus meinem Ungleichgewicht. Wenn man erst mal gar nichts mehr tut, ist jede Veränderung eine Belastung. Jetzt muss ich ein wenig umdisponieren: Wichsen wie geplant entfällt. Ressourcen sparen.
 
 
Noch 5 Minuten und 7 Sekunden bis zum Ziel. Als ich mir das leise vorsage, bemerke ich, wie ich dabei unbewusst die monotone Computerstimme eines echten Navis imitiere. Laut Digitalanzeige neben der Apothekenleuchtreklame hat es noch 29 Grad Celsius. Das wird sicher ein Rekordsommer.
 
 
An der nächsten Kreuzung ist offenbar vor wenigen Minuten ein schwerer Unfall passiert. Überall sich stumm drehende Blaulichter und hektisch wirkende Rettungskräfte. Dem galten also die ganzen Sirenen, die ich vorhin wahrgenommen habe. Ein Motorradfahrer wurde von zwei Autos in die Mitte genommen.
 
 
Der genaue Unfallhergang interessiert mich nicht. Unfälle interessieren mich überhaupt gar nicht. Ich sehe mir viel lieber die Schaulustigen an. In dicken Menschentrauben stehen sie an den Straßenseiten, ein einziges großes Glotzen. Zirkus, Eintritt frei. Wo die nur immer herkommen, so schnell und in diesen Mengen. Sachkundig mustere ich sie. Ich bin so etwas wie ein Schaulustigen-Schaulustiger. Die Schattierungen und Abstufungen des Verhaltens zu kategorisieren, ist eine Wissenschaft für sich. Das merkt man schnell, wenn man sich erst mal in die Materie eingearbeitet hat. Offene Münder, Mondkälberaugen, ein nicht enden wollendes Kopfschütteln, heuchlerisches Entsetzen und scheinheiliges Mitgefühl. Das erfordert der Ernst des Augenblicks. Entweder zur Vertuschung: Gott sei Dank nicht ich, aber gerne mehr davon. Oder als Vorbeugungsmaßnahme: Vorsicht, unterlassene Anteilnahme könnte zu eigenem Unglück führen.
 
 
In etwa die Pole, zwischen denen sich das Gesamtspektrum menschlichen Innenlebens bewegt – das monolithische Grundgerüst aus Missgunst, Schadenfreude und Angst. Dessen vierte tragende Säule, Neid, hier höchstens in Zusammenhang mit der Schadensersatzsumme der gegnerischen Unfallversicherung ins Spiel kommt.
 
 
Eine junge Schreckschraube mit vorstehenden Zähnen lispelt benommen »Schlimm, schlimm« in Richtung ihres Freundes oder Mannes mit Nilpferdkopf. Der legt seinen Zeigefinger auf den Mund. Ein Sanitäter ruft gerade etwas mit »Injektion« und »schnell ab dafür«. Das möchte er nicht verpassen.
Ich amüsiere mich über dieses Grauen und fühle mich sofort als etwas deutlich Besseres. Bis ich um die Ecke biege. Dann hat sich das auch wieder erledigt und meine Lethargie setzt erneut ein.
 
 
Ich ziehe das Tempo an, da ich noch ein Bad nehmen möchte, bevor Bettina kommt. Alles ist Arbeit. Ein leichtes Stöhnen entfährt mir, als ich daran denke, dass ich im Anschluss wieder die Armaturen und Keramikflächen der Wanne trocken wischen muss. Das mache ich immer und dadurch sieht mein Bad 1A aus. Keine Kalk- oder Schimmelflecken, das gibt’s bei mir nicht! Aber dieses Reinigungsprozedere, jedes Mal, mindert den Badekomfort doch erheblich.
 
 
Bei entsprechender Gemütslage, wie jetzt zum Beispiel, mischt sich bei dem Gedanken daran auch eine Prise Verzweiflung in meine Emotionspalette. Es hat dann so etwas Universelles, im Sinne von ›Hört das denn nie auf?‹. Nein, tut es nicht. Zumindest nicht, bis alles aufhört.
 
 
Im Vorbeigehen sehe ich meine Silhouette in den Seitenfenstern eines parkenden Autos. Der dunkle Lack des Volvos ist komplett mit senkrecht verlaufenden Schlieren zugekleistert. Wohl unter einem Baum geparkt. Ich versuche mir vorzustellen, wie sehr mein Spiegelblick von meinem normalen Gesichtsausdruck abweicht. Wie ich wohl für andere Leute aussehe.
 
Meine übertriebene Aufmerksamkeit beim Überqueren der Straße – viermaliges Links- und Rechtsschauen in schnellem Takt – vergegenwärtigt mir meine Zerstreutheit. Ich gehe an einem Mann vorbei, Ende 30 in etwa, am Gürtel eine Handytasche aus schwarzem Kunstleder, in der ein Kuli steckt. Die hellbraunen Haare knapp neben der Mitte gescheitelt. Er und seine Kleider riechen nach selten gelüfteter Wohnung.
 
An der Stelle, unter einem Parkverbotsschild, an der ich vor zwei Jahren einen 100-Euro-Schein fand, sehe ich ganz genau hin. Tue ich jedes Mal, wenn ich hier vorbeikomme. Als würde ich erwarten, dort wieder Geld zu entdecken.
Ich glaube, es gibt Menschen, die ernsthaft in Erwägung ziehen, einen solchen Fund zu melden. Oder die zu viel erhaltenes Rückgeld reklamieren.
Wenn einem etwas zufliegt, muss man es behalten. Nur so ist sichergestellt, dass die Balance des Lebens gewahrt bleibt. Dann hat man nichts zu bereuen, wenn man selbst mal etwas verliert. Weiter.
 
 
Bettina ist immer ziemlich pünktlich. Ich habe jetzt noch 49 Minuten bis zu ihrer Ankunft. Das schaff ich locker. Wir treffen uns zwei-, dreimal im Monat und führen das, was ich eine Nicht-Beziehung nenne. Als wir uns vor ziemlich genau sechs Jahren kennenlernten, stellte sich schnell heraus, dass Bettina mich liebt und ich sie nicht. Doch sie blieb dran (an mir). Noch nie war mir eine Frau derart auf den Fersen gewesen und schließlich entwickelte sich dieser Turnus, den wir bis heute unverändert beibehalten und der mir sehr angenehm ist.
 
 
Bei durchschnittlich drei Verabredungen pro Monat über sechs Jahre hinweg heißt das, dass wir bisher ungefähr 216-mal Sex miteinander hatten. Sagen wir abgerundet 200-mal. Das ist hundertmal öfter, als ich normalerweise mit einer Frau zu schlafen imstande bin. Habe ich einen weiblichen Körper nämlich zwei- bis dreimal gevögelt, interessiert er mich nicht mehr. Und kann mich auch nicht mehr stimulieren.
 
 
Abgearbeitet, erledigt, auf Wiedersehen. Das ist unabänderlich. Und sehr bedauerlich. Hauptsächlich für mich. Das bringt eine Unruhe in mein Leben, an der ich gar kein Interesse habe. Und zieht sich durch alle Bereiche. Alles hat ein Haltbarkeitsdatum, das lautet: »Benutze es zügig und entsorge es im Anschluss unverzüglich «. Ich kann nichts dagegen tun. Folglich ist mir Bettina wirklich ein unerklärliches Phänomen. Und so versuche ich konstant, mit zahllosen Nutten, Kurzaffären und sonstigen ausgleichenden Maßnahmen, aufkommender Eintönigkeit entgegenzuwirken.
 
 
 
Quelle: Oliver Scheer - s²marketing - 20.07.2010
 
 

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