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Thomas Abraham (Ballermann Radio) im Interview mit MUSIKMARKT: "Party ist das Thema unseres Senders" |
Posted by admin (admin) on 31.10.2012 at 08:05 |
Thomas Abraham (Ballermann Radio) im Interview mit MUSIKMARKT: "Party ist das Thema unseres Senders"
Ballermann-Radio-Chefredakteur Thomas Abraham im Talk mit Cascada (Foto: Ballermann Radio)
Ballermann-Radio-Moderatorin Sarah Siegel im Gespräch mit Michael Wendler (Foto: Ballermann Radio)
Zahlreiche Party-Sender aus dem Internet profitieren von den geringer werdenden Schlager-Anteilen bei den öffentlich-rechtlichen Landesprogrammen. Bei den Statistiken der führenden Webradio-Portale radio.de und phonostar behauptet sich Branchenführer Ballermann Radio nachhaltig in Rankings der meist benutzten Angebote. Laut eigenen Angaben schalten täglich rund 248.000 Hörer "das Sprachrohr der größten Party- und Eventmarke" ein. "Musikmarkt" sprach mit Chefredakteur Thomas Abraham.
Ballermann Radio klingt auf den ersten Blick nach Party pur im Radio oder ausgelassenem Mallorca-Feeling. Ein Klischee?
Ja und nein. Party ist schon das Thema unseres Senders. Wir wollen, dass unsere Hörer vom Alltag abschalten können und auf gute Gedanken kommen. Dennoch betreiben wir das Ganze sehr ernsthaft. Als Partysender hat man ja auch eine gewisse Verpflichtung gegenüber den Hörern.
Das Wichtigste in unserem Musikprogramm ist die Qualität. Das heißt, dass sorgfältig ausgesucht wird, was ins Programm passt und unseren Kriterien genügt. Nicht jeder Song der am Ballermann gespielt wird, findet auch in unserem Programm statt. Party-Sender heißt natürlich auch, dass man mit der Musik den Geschmack der Menschen draußen an den Radios treffen muss. Aus diesem Grund prüfen wir ganz genau, was bei uns tauglich ist oder nicht. Aber auch unsere Hörer können mitentscheiden. Einmal in der Woche gibt es bei uns eine Sendung „Hot oder Schrott?“. Hier stimmen die Hörer ab, ob dieser oder jener Song bei uns ins Programm aufgenommen wird.
Was machen Sie anders als die Kollegen im UKW-Radio?
Alles und nichts. Bei Ballermann-Radio gibt es keinen Mainstream. Im Gegensatz zum herkömmlichen Radio nutzen wir wesentlich intensiver die Möglichkeiten der neuen Medien und der sozialen Netzwerke aus, um mit den Hörern im Kontakt zu stehen. Genauso wie beim UKW-Radio steht hinter unserem Angebot eine Redaktion, die sich um die entsprechenden Inhalte des Senders kümmert. Nur hier schauen wir ganz konkret danach, was passiert am Ballermann und in der Party- und Musikszene. Wir bedienen mit diesem Programm eine Sparte, die in Deutschland einmalig ist.
Ballermann Radio gehört laut Zählungen der großen Radio-Aggregatoren seit Jahren zu den meist gehörten Webradio-Stationen…
Auf diese Zahlen sind wir ganz besonders stolz, da wir als Sparten-Radio so eine große Akzeptanz gefunden haben. Web-Radios haben den großen Vorteil, dass wir nicht mit Hochrechnungen und Schätzungen arbeiten wenn es um unsere Hörerzahlen geht. Es gibt im Internet unabhängige Portale, die unsere Zahlen veröffentlichen. Im April dieses Jahres hatten wir knapp 7,5 Millionen "Tune-Ins", Tendenz steigend. Und: Die Zielgruppe "Ballermann" ist ein Querschnitt unserer Gesellschaft. Die demographischen Daten weisen das eindrucksvoll aus.
Senden Sie auch Nachrichten und moderierte Sendungen?
Neben der Musik steht natürlich der Inhalt des Programms im Vordergrund. Nachrichten senden wir in der klassischen Form nicht. Das werden wir auch in der Zukunft so beibehalten. Über die Künstler, Events und andere interessante Dinge berichten wir im Rahmen unserer moderierten Sendungen über den Tag verteilt. Besonders beliebt ist inzwischen das "Ballermann-Wetter". Aber auch die Charts, Reportagen über Großveranstaltungen, News über Künstler und vieles mehr sind Sendeinhalte bei uns.
Die Künstler müssten Ihren Sender doch sehr schätzen – zumal moderne Schlager und Discofox im UKW-Radio immer weniger stattfinden…
Das ist richtig. Wir profitieren natürlich von der nicht nachvollziehbaren Einstellung der öffentlich-rechtlichen Sender, die diese Musikrichtung nach und nach aus ihrem Programm verbannen. Die Hörerzahlen geben uns dabei soweit Recht, dass diese Musikrichtung in Deutschland mehr beliebt ist, als das in den Medien Berücksichtigung findet.
Gerade für die Künstler der Szene sind wir die ideale Plattform, um die entsprechenden neuen Songs zu promoten. Das tun wir inzwischen auch mit einem großen Erfolg.
Wie hoch ist der Anteil an Neuheiten?
Das ist bei uns etwas saisonabhängig. Es gibt gewisse Termine, wie das Saison-Opening am Ballermann Anfang Mai, die Oktoberfest- und Karnevals-Zeit, an denen besonders viele Songs auf den Markt kommen.
In der Regel stellen wir wöchentlich zwischen 3 und 8 neue Songs vor. Das Musikprogramm an sich ist dabei trotzdem gut gemischt und ausgewogen. Auch Klassiker haben in unserem Programm einen festen Platz. Außerdem nutzen wir dazu feste Programmpunkte, um Klassiker oder Neuheiten den Hörern zu präsentieren.
Welche Angebote haben Sie für die Musikwirtschaft?
Es hat lange gedauert, bis wir als Web-Radio auch von der Industrie wahr- und ernstgenommen wurden. Inzwischen konnten wir bereits viele erfolgreiche Kampagnen mit unseren Kunden realisieren. Hier seien als Beispiel die Deutsche Bahn, die EMI oder Edel als Referenzen genannt. Wir haben genau die Zielgruppe als Hörer, an denen die Industrie interessiert ist. Auch Großveranstalter haben uns inzwischen als Werbepartner schätzen gelernt. Wir wünschen uns für die Zukunft eine noch bessere Zusammenarbeit mit der Musikindustrie und anderen Kunden. Der Name Ballermann-Radio® steht für Party. Das hat in der Vergangenheit oft dazu geführt, dass man die Ernsthaftigkeit des Senders erläutern musste. Inzwischen sprechen unsere Hörerzahlen und unsere Kunden für sich.
Kann der Sender zwischenzeitlich von den Einnahmen leben?
Nachlegen können wir auf jeden Fall in der Akzeptanz der großen Agenturen, die die Werbung für die Unternehmen planen und steuern. Aus diesem Grund wünschen wir uns in Zukunft noch besser durch die Werbewirtschaft wahrgenommen zu werden - auch gerade von solchen Produkten, die nichts mit dem Thema „Ballermann“ auf den ersten Blick zu tun haben. Nach zwei Jahren Anlauf kann der Sender nun auf eigenen Beinen stehen.
Wie sehen Sie generell die Zukunft von Webradios in Deutschland?
Das Web-Radio ist das "Radio der Zukunft". Auch in Deutschland wird sich diese Form des Radios einen festen Platz erobern. Gerade im Zeitalter der Smartphones wird die Zahl der Onlinehörer kräftig zulegen. Jetzt schon hören fast ein Drittel der radio.de Hörer über eine App ihren Lieblingssender. Auch die Autoindustrie hat das erkannt. Erste Autos werden seit diesem Jahr mit entsprechenden Radios ausgestattet.
Autor: Gideon Gottfried
Quelle: Musikmarkt - 04.10.2012
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