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Udo Jürgens in München: Nicht nur ein Best-Of-Feuerwerk

Posted by admin (admin) on 07.12.2014 at 10:00
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Udo Jürgens in München: Nicht nur ein Best-Of-Feuerwerk
 

Begeisterte 10.000 Fans: Udo Jürgens (Foto: Dominik Beckmann)
 

München (Olympiahalle, 21.11.2014) - "Warum soll dich das Neue erschrecken?" lautet eine Textzeile aus dem Lied "Mein Ziel", das auf Udo Jürgens' aktuellem Album "Mitten im Leben" enthalten ist und symptomatisch für sein Konzert in der ausverkauften Münchner Olympiahalle steht. Der mittlerweile 80-Jährige hat nicht ein bisschen von seiner Strahlkraft eingebüßt und begeisterte am Freitagabend die rund 10.000 Besucher nicht nur mit seinen alten Hits.


Um kurz nach acht erlischt das Licht in der Halle und das Pepe Lienhard Orchester betritt die Bühne. Es stimmt den Titel "Die Welt braucht Lieder" an, gleichzeitig wird auf der Leinwand, die den gesamten Bühnenhintergrund einnimmt, ein Film gezeigt, in dem ein Stern in Udo Jürgens' Geburtsort Klagenfurt beginnend den Erdball umkreist, an den großen Metropolen Halt macht und schließlich in München stoppt. Erst jetzt kommt Udo Jürgens auf die Bühne, der tosende Applaus und die durchwegs stehenden Ovationen machen den Anschein, als hätte er schon eine zweistündige Show hinter sich.


Udo Jürgens, den es sichtlich zu Tränen zu rühren scheint, an seiner alten Wirkungsstätte derart in Empfang genommen zu werden, beweist in den ersten 80 Minuten seines Konzertes, dass er nicht einer dieser Künstler ist, die vor 20 Jahren schon aufgehört haben, nennenswerte neue Lieder zu schreiben und nur noch die Songs zu spielen, die ebendamals schon als Oldies durchgegangen wären. "Ich habe tatsächlich Fanpost bekommen, da stand drin: 'Ich hab' Angst, dass bei dem Konzert 'Ich war noch niemals in New York' nicht gespielt wird.' Keine Angst, kommt alles. Aber wenn ein Künstler seine neuen Lieder nicht spielen dürfte, das wär' doch auch nix", gibt er zu verstehen.

 

Zeitgemäße Kritik


Den ersten Teil des Konzerts widmet Udo Jürgens fast ausschließlich neuen Liedern. Dem allgegenwärtigen Thema Liebe schenkt er mit Titeln wie "Alles aus Liebe" oder "Was ich gerne für dich wär'" ebenso viel Beachtung wie kritischen Texten. Mit "Das Leben bist du" fordert er dazu auf, Verantwortung für sein Tun zu übernehmen und nicht andere – "auch nicht den Staat" – dafür verantwortlich zu machen. Mit "Der gläserne Mensch", das beim Publikum besonders gut ankommt, wirft er auch einen kritischen Blick auf den Abhörskandal und soziale Medien.


Nach der Pause löst Udo Jürgens dann sein Versprechen ein und spielt "Ich war noch niemals in New York" – und er kostet es aus: Nach dem zweiten Refrain moduliert der Song in Frank Sinatras "How About You" und nur eine Minute später in "New York, New York", gesungen von der aus New York City stammenden Soul-Diva Dorothea Lorraine, bevor es wieder zurück ins "Treppenhaus mit Bohnerwachs und Spießigkeit" geht.

 

Keine stundenlange Best-Of-Abhandlung


Natürlich wollen die 10.000 Besucher auch Udo Jürgens' große Hits hören – und sie werden nicht enttäuscht: Elegant in Medleys verpackt, bringt der 80-Jährige all seine "Oldies", wie er selbst sagt – von "Ein ehrenwertes Haus" über "Aber bitte mit Sahne" und "Mit 66 Jahren" bis hin zu "Siebzehn Jahr, blondes Haar" –, in kurzer Zeit unter und sorgt in der Olympiahalle für Standing Ovations und Mitsingstimmung, ohne dabei zum Wiederkäuer seiner tausendfach gespielten Klassiker zu werden.


Nach "Griechischer Wein" brechen dann auch die Dämme vor der Bühne. Wie es bei Konzerten von Udo Jürgens eben üblich ist, dürfen Zuschauer im letzten Drittel unmittelbar vor der Bühne stehen und dem Sänger so noch ein Stückchen näher sein. Jetzt sitzt niemand mehr in der Olympiahalle.

 

Es weihnachtet sehr

"Mama in the kitchen bakes, Schokonuss and Mandelkeks. Daddy in the Nebenraum, schmücks a Riesenweihnachtsbaum." So lustig erlebt man Udo Jürgens nicht häufig. Ein Glück, dass Weihnachten nicht mehr fern ist, denn "Merry Christmas allerseits" sorgt für eine entspannende Prise Humor.

Die Zugabe spielt Udo Jürgens traditionell im weißen Bademantel. Mit "Liebe ohne Leiden" verabschiedet er sich schließlich. Der Applaus bricht jedoch nicht ab, sodass Udo Jürgens in Jeans und Hemd noch ein letztes Mal die Bühne betritt und den finalen Song aus seinem aktuellen Album zum Besten gibt: "Zehn nach elf" – zutreffend.

 

Tour erweitert
Die Udo-Jürgens-Tour 2014 ist in vollem Gange. Sieben Konzerte in Deutschland und Österreich stehen noch aus, bevor die Tournee am 7. Dezember in seiner Wahlheimat Zürich schließlich endet. Für 2015 stehen allerdings schon zahlreiche Zusatztermine für die Udo-Jürgens-Tour auf dem Plan.

 


Autor: Michael Nützel
 
Quelle: Musikmarkt - 24.11.2014

 

 

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