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Voxxclub im Interview mit Musikmarkt: "Die Jugend sehnt sich nach Heimat" |
Posted by admin (admin) on 15.09.2014 at 01:31 |
Voxxclub im Interview mit Musikmarkt: "Die Jugend sehnt sich nach Heimat"
Veröffentlichen mit "Ziwui" ihr zweites Album: Voxxclub (Foto: Katja Kuhl)
Gerade erst durfte die "VolxPop"-A-Cappella-Band Voxxclub Gold für ihr Debütalbum "Alpin" (Rosenklang/We Love Music/Electrola) entgegennehmen, da kommen die sechs Jungs schon mit neuem Material um die Ecke. "Ziwui" (Rosenklang/We Love Music/Electrola) heißt das neue Album der sechsköpfigen "Boyband der Volksmusik". Über die neuen Songs, Werte wie Tradition und Heimat sowie über das Musicaldarsteller-Dasein sprachen Michael, Florian, Korbinian, Stefan, Julian und Christian von Voxxclub im Interview mit "musikmarkt".
musikmarkt: Was heißt denn "Ziwui" eigentlich?
Michael: Das kommt von einem Innsbrucker Volkslied. Da geht es um Vogelgesang, "Ziwui" steht für Vogelgezwitscher. Bei uns bedeutet es einfach Freiheit, wir sind vogelfrei sozusagen. Wir sind Lederhosencowboys, die fürs Leben nicht viel brauchen. Wir haben uns, die Musik, unsere Freiheit und damit sind wir glücklich. "Ziwui" ist dann quasi unser Freudenschrei.
musikmarkt: Letztes Jahr wurde "Rock mi" zum Wiesn-Hit. Wird es in diesem Jahr "Ziwui"?
Florian: Wir hätten nichts dagegen. Allerdings kommt das Album später raus und dadurch könnte die Vorlaufzeit bis zur Wiesn etwas zu kurz ausfallen. Aber vielleicht läuft "Rock mi" noch weiter, darüber würden wir uns auch freuen.
musikmarkt: Was habt ihr auf "Ziwui" im Vergleich zum Vorgänger verändert?
Julian: Wir haben als A-Cappella-Band angefangen. Dieses mal haben wir unsere eigenen Konventionen über Bord geworfen und einfach mal ein bisschen "Wumms" dazu gepackt. Es ist eigentlich alles dabei vom Dance-Beat bis zur Rockgitarre. Das ist auch unser Credo: Wir wollen uns auf einer neuen Platte immer wieder neu erfinden und uns vielleicht auch selbst dabei überraschen.
Florian: Die volksmusikalischen Elemente sind natürlich geblieben. Wir haben den Jodler über HipHop gelegt, viel Blasmusik versteckt und haben generell versucht, Sachen zu vermischen, die vielleicht in der Weise noch nicht gemischt wurden.
musikmarkt: Ihr habt euch beim Musical-Studium in München kennengelernt. Träumt man da nicht eigentlich von einer Karriere am Broadway?
Michael: Broadway wäre schon sehr optimistisch. (lacht) Beim Musical stehst du als Rolle auf der Bühne. Was für uns cool aber auch eine Herausforderung ist, ist die Tatsache, dass wir jetzt wir selbst sind auf der Bühne und niemanden spielen. Das genießen wir und vermissen deshalb das Musical gar nicht so sehr.
Christian: Musicalsänger ist auch ein unsicherer Job. Die Show ist irgendwann vorbei, dann muss man wieder zu Vorsingen gehen. Bei uns als Band ist das jetzt anders: Wir arbeiten an unserem Ding und es wird immer fortgesetzt.
Korbinian: Es ist auch ein gutes Gefühl und gleichzeitig ein gewisser Druck, dass uns als Personen niemand ersetzen kann. Beim Musical hat man immer eine Zweit-, manchmal sogar Drittbesetzung.
Jonas: Es ist jetzt auch direkter, persönlicher. Wir können das Publikum mitnehmen. Wenn man im Theater schreit: "Lasst mich eure Hände sehen!", käme das wahrscheinlich nicht so gut an. (lacht)
musikmarkt: Viele Songs sind in bayerischer Mundart gesungen, dabei kommt ihr aus den verschiedensten Ecken, von Hessen über Österreich bis in die Schweiz. Musstet ihr das lernen?
Michael: Unsere Songs sind nicht nur aus dem bayerischen Raum, "Rock mi" zum Beispiel ist ja ursprünglich aus der Steiermark. Aber ja, ein bisschen Üben musste schon sein. (lacht) Wir hoffen, dass die Fans, die den Dialekt sprechen, uns es verzeihen, wenn es an mancher Stelle nicht hundertprozentig authentisch klingt.
musikmarkt: Ihr arbeitet nicht nur mit der Stimme, sondern auch mit dem Körper, auf der Bühne tanzt ihr sehr viel. Kann man sich in der Lederhose überhaupt richtig bewegen?
Florian: Das ist durchaus ein Problem. (lacht) Wir haben tatsächlich immer Ersatzhosen dabei, weil immer mal wieder eine reißt bei den Tanzeinlagen. Mir ist es auch schon bei einem Auftritt im Fernsehen live bei Florian Silbereisen passiert. Im anschließenden Interview auf einem Barhocker musste ich mit den Armen zwischen meinen Beinen das Loch verdecken. (lacht)
musikmarkt: Andreas Gabalier ist momentan sehr erfolgreich mit seinem Mix aus Volksmusik und Rock'n'Roll, trägt Ledehosen auf der Bühne und vermittelt Werte wie Heimat und Tradition. Bei euch ist das ähnlich, läuft man da nicht ein wenig Gefahr, als Nachahmer gesehen zu werden?
Korbinian: Nein, das glaube ich nicht. Dadurch, dass wir zu sechst sind und aus der A-Cappella-Richtung kommen, unterscheidet sich die Musik von Andreas Gabalier und Voxxclub genug voneinander. Außerdem, wie eben erwähnt, tanzen wir dazu und fahren überhaupt konzeptionell eine andere Schiene. Ich denke, am Himmel der Lederhosen ist genug Platz für uns alle da. (lacht)
Julian: Andreas Gabalier hat Volksmusik wieder salonfähig gemacht. Klar gibt es immer Leute, die, wenn man mit etwas Ähnlichem ankommt, sofort ein Fahrwasser erkennen. Aber damit können wir leben.
Florian: Man muss dazu sagen, dass, als die Idee zu uns vor gut vier Jahren geboren wurde, wir noch gar nicht wussten, dass es den Andreas Gabalier gibt. Wer uns also als Nachahmer bezeichnen möchte, soll das eben tun, hat aber definitv unrecht.
musikmarkt: Ihr werdet als die "Boyband des Volksmusik" bezeichnet. Was sagt ihr zu diesem Titel?
Julian: Wenn man eine Band mit sechs Jungs ist, die singen und tanzen, liegt das einfach nahe. Das stört uns aber nicht. Wenn man bedenkt, wieviele gute, erfolgreiche Boybands es in der Vergangenheit gab und immer noch gibt, ist das eigentlich ein Kompliment für uns.
musikmarkt: Als junge Band sprecht ihr unter anderem auch ein junges Publikum an. Vor zehn Jahren hätte noch jeder junge Mensch die Finger von allem gelassen, was nur nach Volksmusik riecht. Was ist der Grund, warum sich die Jugend da geändert hat in den letzten Jahre und die Igitt-Einstellung gegenüber Schlager und Volksmusik langsam ablegt?
Korbinian: Ich gehöre auch zu denen und deshalb glaube ich, dass das damit zusammenhängt, dass sich das Traditionsbewusstsein der Jugend geändert hat. Durch das Internet ist alles möglich, man kann sein Studium im Ausland absolvieren, ein halbes Jahr durch Australien reisen und so weiter, und die Leute verlieren sich darin. Früher wurde man Metzger, wenn der Vater Metzger war und blieb in dem Ort, wo man aufgewachsen ist. Damals sehnten sich die Leute nach der großen weiten Welt. Jetzt ist es umgekehrt. Man kann überall hin. Die Leute sehnen sich nach Heimat, nach Tradition und wollen wissen, wo sie hingehören. Ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Punkt.
musikmarkt: Auf der neuen Platte findet sich auch eine A-Cappella-Version vom Spider-Murphy-Gang-Titel "'S Leben is wiar a Traum". Wie fiel die Entschiedung auf den Titel?
Korbinian: Der Song spiegelt sehr gut wieder, wie sich das Leben anfühlt, das wir momentan führen. Mich persönlich hat die Spider Murphy Gang außerdem schon seit der Kindheit begleitet.
Florian: Wir hatten den Titel eigentlich von Anfang an schon im Bühnenprogramm. Die Nachfrage nach einer Aufnahme durch unsere Fans war größer als gedacht, deshalb ist er jetzt auf der Deluxe Edition enthalten.
Autor: Michael Nützel
Quelle: Musikmarkt - 12.09.2014
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