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Wenn Glücksritter Veranstalter spielen - Schlagerszene fürchtet nach geplatzten Festivals um den Ruf der Branche |
Posted by admin (admin) on 06.12.2009 at 05:42 |
Wenn Glücksritter Veranstalter spielen - Schlagerszene fürchtet nach geplatzten Festivals um den Ruf der Branche
Pascal Krieger tröstet bei "Schlager am See" eine Besucherin mit einem Autogramm über das maue Programm auf der Bühne hinweg (Foto: Lukas Weinberger)
Nicht jeder, der sich Veranstalter nennt, beherrscht auch sein Geschäft. Diese Erfahrung muss derzeit massiv die deutsche Schlagerszene machen. Nach drei geplatzten Festivals innerhalb weniger Tage fürchtet mancher sogar um den Ruf der gesamten Branche. Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlager und Volksmusik schlägt deshalb nun ein Gütesiegel für Veranstalter vor.
"Sowas ärgert mich brutal, weil es letztlich auf uns alle zurückfällt", sagt Karl-Heinz Schweter. Gemeinsam mit seinem Partner Manfred Schulte organisiert der Münchner Veranstalter seit vielen Jahren die "Schlager-Starparade". Mit wirtschaftlichem Erfolg und ohne Skandale. Dass zunehmend selbsternannte Schlagerveranstalter in Erscheinung treten, die mit großen Namen werben und letztlich ihre Versprechen nicht halten, stößt Schweter sauer auf: "Die sehen die vollen Hallen, nicht aber die Arbeit, die hinter einer erfolgreichen Veranstaltung steckt."
Eigentlich könnten Karl-Heinz Schweter und etablierten Kollegen wie Dieter Semmelmann, Manfred Hertlein und Werner Kirsamer die oftmals nach kurzer Zeit insolventen Glücksritter im Live Entertainment ja egal sein. Doch mit jedem gescheiterten Event leidet natürlich auch das Image der gesamten Branche. Sorgte im letzten Jahr das abgesagte "Schlager Open Air" in Duisburg für Ärger und Verdruss (Musikmarkt & Musikmarkt LIVE! 19/08 und 20/08), machten in den vergangenen Tagen bundesweit gleich drei vermurkste Veranstaltungen von sich reden.
Kurzfristig entfallen mussten der "Tag des Schlagers" in Mönchengladbach und die "Nacht des Schlagers" in Eisenach. Wobei man den Rheinländern noch zugutehalten kann, dass sie die plötzliche Erkrankung von Jürgen Drews hart getroffen hat. Der "König von Mallorca" sollte sowohl als Solokünstler als auch mit den Les Humphries Singers auftreten. Wenig in Erfahrung zu bringen ist über "Die Eisenacher Nacht des Schlagers" mit Leonard, Christian Lais und Kristina Bach. Die veranstaltende Agentur ist telefonisch nicht zu erreichen, dem Vernehmen nach sollen zu wenig Eintrittskarten verkauft worden sein.
Zum Eklat kam es bei "Schlager am See" im nordrhein-westfälischen Düren. Wenige Tage vor der Veranstaltung hatten die Verantwortlichen von Dennis Kern Management die Absagen von Claudia Jung, Patrick Lindner, Bernhard Brink und vielen weiteren Schlagerstars bekannt gegeben. Nach Informationen aus der Branche waren die vereinbarten Honorarzahlungen ausgeblieben. Die wenigen Besucher, die am 30. August dann trotzdem zum Festival kamen, mussten unter anderem miterleben, wie Michael Wendler nach kurzer Unterredung mit dem Veranstalter das Gelände wieder verließ. "Es war vereinbart, die Gage in bar zu bekommen. Das passiert nicht, also singe ich nicht", zitieren die "Aachener Nachrichten" den Sänger. Mittlerweile beschäftigt der Fall Polizei und Staatsanwaltschaft, da die Firma Dennis Kern Management offenbar die Rückzahlung von Ticketgeldern verweigert. Eine Interviewanfrage von "Musikmarkt LIVE!" beim Veranstalter blieb unbeantwortet.
Geht es nach der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlager und Volksmusik (ADS), dann muss die Branche auf das Treiben "unseriöser Veranstalter" jetzt reagieren. "Seriöse Eventagenturen erleiden durch diese Machenschaften ebenso einen Imageverlust wie Künstler, die wegen nicht erfolgter Vertragserfüllung den Auftritt verweigern", findet Pressesprecher Hans-Peter Semmelmeier. Der ADS fordert deshalb ein Gütesiegel für Veranstalter, "das Zuverlässigkeit, Zahlungsfähigkeit und Seriosität garantiert", und bringt als Herausgeber den Bundesverband der Veranstaltungswirtschaft ins Spiel.
Dessen Präsident Jens Michow jedoch winkt ab: "Konzertbesucher orientieren sich weder an dem Renommee eines Veranstalters, noch schauen sie, ob sie irgendwo ein Gütesiegel finden. Sie orientieren sich ausschließlich an der Attraktivität des Programms." Erfolg versprechender wäre es, wenn Künstler und Agenten zukünftig verstärkt die Seriosität ihrer Geschäftspartner prüften. Das sieht auch Veranstalter Karl-Heinz Schweter so: "Die Managements und die Künstler sind oft selber schuld." Ein geplatzter Auftritt jedenfalls kann auch nicht in ihrem Interesse sein.
Autor: loh
Quelle: Musikmarkt - 16.09.2009
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